Kapitel 3

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Pov.-(Y/N)

Nach ein paar weiteren Minuten, in denen Akira immer wieder versuchte mit mir ein Gespräch aufzubauen, betrat der Leiter der Schule endlich die Aula. Der komplette Raum verfiel in Schweigen bei seinem Auftreten und nur der Klang seiner Schritte war zu vernehmen.
Als er auf das Podest stieg straffte er sich die Schultern, stellte sich vor das Rednerpult und ließ seine Augen wie die eines Adlers über die anwesende Menge schweifen, während ich mein Handy flink in der Hosentasche verschwinden ließ.

Ich spielte ein wenig nervös mit meinen Händen und fuhr mir kurz durch meine Haare, um diese ordentlicher liegen zu lassen. Der Leiter fing an seine Rede zu halten, bei der ich aber nach kurzer Zeit schon gar nicht mehr richtig zuhörte, denn so angsteinflößend wie er aussah hätte ich mir mehr davon erwartet. Stattdessen leierte er seinen Text einfach nur herunter und ließ anmerken, dass er das wahrscheinlich schon zum zwanzigsten Mal verkündete. Meine Gedanken hingen bei dem Volleyball-Team und ihrem hyperaktiv wirkenden Kapitän. Er hatte etwas interessantes an sich und besonders, weil er so offen wirkte war er mir jetzt schon sympathisch. Ich würde wohl etwas länger brauchen um richtig aus mir herauszukommen. Vor allem, weil ich ja ein ganz schön großes Geheimnis trage. Schnell kontrollierte ich unauffällig ob der Verband noch richtig saß, aber wie es schien war dieses Konstrukt bombenfest. 

Was ist wenn ich mich mit dem Team richtig gut anfreunde und die Lüge plötzlich aufgedeckt werden würde? Würden sie dann noch was mit mir zu tun haben wollen, wenn sie bemerken das alles auf einer Lüge aufgebaut war? Obwohl an meinem Verhalten wird sich auch nicht viel ändern nur, weil ich kein biologischer Junge bin. Leise und unbemerkt holte ich das Formular aus meiner Schultasche hervor, das mir Bokuto zuvor in die Hände gesteckt hatte und fing an es auszufüllen. Umso schneller ich es abgebe, umso besser sind die Chancen auf einen Platz im Team. "Was hast du da?", fragte Akira plötzlich leise neben mir und ich sah von dem Stück Papier auf in dem ich so vertieft war. Ihre Augen huschten über die gedruckten Buchstaben auf dem Zettel, bevor sie sich wieder mit meinen verfingen. "Das Anmeldeformular für den Volleyball-Club.", erwiderte ich in einem Flüsterton und sah kurz nach vorne, um sicherzugehen dass der Leiter nichts bemerkt hatte.  "Du willst Volleyball spielen? Wie cool.", kam es leise von ihr und ich konnte einen funkelnden Schimmer in ihren Augen erkennen, welcher vor Bewunderung nur so strotzte.

"Ja, ist schon cool, aber nichts wirklich besonderes.", meinte ich und versuchte lässig zu wirken, was wohl nicht sonderlich klappte. Nach ein paar weiteren Zeilen war das Formular fertig und mit meiner Unterschrift bestätigte ich dies. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, bei dem Anblick und der Vorfreude auf das anstehende Training. Passend dazu beendet der Leiter seine äußerst langweilige und uninteressante Rede, die eh nur von den altbekannten Regeln einer Schule und den Vorstellungen einer wundervollen Schulzeit handelte. Jetzt wurde es allerdings, doch noch sehr spannend, denn wir wurden in unsere Klassen eingeteilt. Aufgeregtes Gemurmel ging durch die Reihen, Schüler beteten dass sie mit ihren Freunden zusammen sein werden und andere sahen sich hektisch um. 

Gespannt wartete ich darauf das mein Name aufgerufen wurde, na ja, wohl eher mein Deckname. Ich war meinen Eltern wirklich dankbar dafür, dass sie das mitmachen und mich bei meiner Entscheidung unterstützten. Zuhause würde ich sie definitiv nochmal drücken. "Kamori (J/N), Klasse 1-3.", verkündete der Leiter und Akira tippte mich mit einem breiten Lächeln an. "Wir sind in der gleichen Klasse.", grinste sie und verblüfft sah ich zu ihr herüber. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass ihr Name aufgerufen wurde. Es dauerte noch ewig bis endlich jeder Schüler eingeteilt war und ein erleichtertes Seufzen entwich mir, als das ganze Prozedere sein Ende fand. Die Klassen wurden entsprechenden Lehrern zugeteilt, die sich das Jahr um uns kümmern würden und nach einer Aufforderung standen wir auf und folgten der jeweiligen Autoritätsperson.

Da ich nicht wirklich aufgepasst hatte, weil meine Gedanken irgendwo aber nicht in dieser Aula waren, folgte ich einfach Akira. Sie lief zielstrebig auf eine Gruppe zu und begrüßte ein paar der Mitschüler. Meine Gedanken schweiften schon wieder ab, während wir durch die Schule liefen und ich neugierig das Gebäude genauer betrachtete. Recht modern und hell gestaltet. Doch eigentlich wollte ich in diesem Moment etwas ganz anderes als Glasfronten und Bilder an den Wänden anzustarren. 

Ich wollte endlich Volleyball spielen.
Wieso mein Interesse für diese Sportart so groß war? Mein Onkel hatte damals selbst gespielt und mir so viel davon erzählt und mit mir trainiert, dass ich immer wissen wollte, immer besser werden wollte. Er hat den Funken gesetzt und somit das Feuer für meine kleine Liebe zu dieser Sportart entfacht, die sich langsam in ein flammendes Inferno entwickelte. Eins stand fest, solange die Glut noch nicht erloschen war und mein Interesse schwand, solange wird auch meine Liebe zu diesem Sport halten und ich würde mein Bestes geben.

Mein Onkel meinte immer ich würde mich als Libero sehr eignen, da meine Reflexe durch unsere kleinen gemeinsamen Trainingseinheiten ziemlich schnell geworden waren. Das zeigte sich nicht nur während dem Sport, sondern auch im alltäglichen Leben. Diesen familiären Rat wollte ich an dieser Schule verwirklichen. Die Fukurodani gab mir die Möglichkeit dazu, in einem richtigen und guten Team zu spielen und möglicherweise meinen Onkel Stolz zu machen.

An diesem Gedanken und Wunsch hielt ich fest. Ein Libero, der Hüter der Bälle, genau das war die Position die ich anstreben und erreichen wollte.

Vielleicht schaffte ich es ja auch in die Startaufstellung, aber ob mein Talent dazu überhaupt ausreichte war fraglich. Was ist, wenn noch andere Neuzugänge geplant hatten Libero zu werden und sie sogar noch viel besser waren als ich? Reflexe sind schließlich eben nicht alles. Strategie, Schnelligkeit, Kraft, Intelligenz und Ausdauer zählten auch noch dazu. Ich war gerade so schön in meinen Gedanken und Wunschträumen vertieft, dass ich fast nicht mitbekam wie mich jemand anstupste. "Mensch Kamori, worüber denkst du denn jetzt schon wieder nach? Du starrst die ganze Zeit Löcher in die Luft.", herrschte mich eindeutig Akiras liebreizende Stimme an, auch wenn sie gerade einen meckernden Unterton besaß. Ich zuckte bloß mit den Schultern auf ihre Frage hin und bemerkte erst jetzt, dass wir bereits an unserem Klassenraum angekommen waren. Der Lehrer schob die Tür beiseite und ließ uns Zutritt gewähren. Wir Schüler betraten den Raum und ich verschanzte mich direkt nach ganz hinten an einen freien Platz in der Nähe des Fensters. 

Hier war es so schön abgelegen und ruhig, sodass ich öfter meinen Tagträumereien nachgehen konnte. Na ja, es wäre wohl so schön angenehm, wenn Akira sich nicht an den Platz neben mich gesetzt hätte. Sie störte mich nicht, aber sie ist so extrovertiert und reißt mich immer aus meinen Gedankengängen, das war die Sache die mich ein wenig nervte. Vielleicht wollte sie mir auch einfach nur helfen, damit ich wenigstens etwas mitbekam, aber trotzdem. 

A Girl?! ~ Bokuto x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt