Kapitel 10

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Pov.-(Y/N)

Ich musste mir ein leichtes Lachen unterdrücken bei dem Anblick.
"Hey, beim nächsten Mal schaffst du es!", rief ich ihm motivierend zu und beobachtete, wie er mit einem Nicken zum Wagen ging, um einen neuen Ball zu holen. Seine Körpersprache wies immer noch deprimierte Züge auf, doch ich sollte dies besser nicht als Schwäche ansehen. Mit einem tiefen Atemzug stellte ich mich wieder in Position und wartete auf seinen Aufschlag. Seine Bewegungsabläufe waren nahezu immer gleich, wie eine einstudierte Routine. Diesmal allerdings, war etwas anders. Im letzten Moment änderte er nämlich den Winkel seines Schlages, um die Flugbahn zu verändern. Eine Technik, die jemand Unaufmerksamen entgehen würde. Doch nicht mit mir 

Der Ball zielte auf die linke Ecke meines Feldes und schnell sprang ich in einer Tauchbewegung in die Richtung, mein rechter Arm nach vorne ausgestreckt. Überrascht weiteten sich dennoch meine Augen, als ich spürte, das der Ball auf meine Haut traf. Kurz brannte diese Stelle und nahm eine rötliche Färbung an. Hatte ich den Ball gerade wirklich angenommen? "Er ist oben!", jubelte ich und rappelte mich zügig auf, da wir aber keine weiteren Spieler mehr hier hatten, fiel er letztendlich doch nur in der Nähe des Netzes zu Boden. Kurz huschte Enttäuschung über meine Gesichtszüge. Der Pass war so schön. 

"Du hast ihn angenommen!", kam es von Bokuto und seine Laune schien plötzlich wieder um einiges gestiegen zu sein. Mein Blick wandte sich zu ihm und bei dem Anblick seines Grinsens, verschwand all die Trauer um den Pass. "Ja!", ich ballte meine rechte Hand stolz zu einer Faust und zog diese mit einem breiten Lächeln etwas an meinen Körper heran. "Schlag noch einen.", forderte ich Bokuto aud, was er sofort mit einem schnellen Nicken kommentierte. Der Kapitän nahm wieder Anlauf, sprang hoch und schlug mit voller Kraft den Ball in meine Richtung. Er hielt sich mit seiner Kraft keineswegs zurück. Ein Frontalangriff direkt auf den Libero.

Ich ging weiter in die Hocke und versuchte die Haltung meiner Arme besser an die von Komi anzupassen, schließlich konnte dieser die Aufschläge von Bokuto mit dieser Technik annehmen. Allerdings, flog der Ball, nachdem er auf meinen Armen aufprallte nach hinten ins Aus. Wieder hatte ich es nicht geschafft seine Bahn zu ändern. "Versuch es weiter.", hörte ich meinen Trainingspartner rufen, als dieser wohl meinen frustrierten Blick bemerkt haben musste.

Also machten wir weiter und nach fünf weiteren Aufschläge schaffte ich es endlich seinen Aufschlag anzunehmen. Ein Kribbeln breitete sich in meinem Körper durch die Glücksgefühle aus, das mich in eine Euphorie versetzte. Besonders, als der Kapitän mich für meine Fortschritte lobte, doch laut ihm waren wir noch lange nicht am Ende. Meine Gesichtszüge entgleisten mir prompt und ich spürte, wie der Verband protestierend um meinen Brustkorb spannte. Er wollte weitermachen und auch, als ich schon längst nicht mehr konnte forderte er mehr Bälle. Schwer atmend wischte ich mir den Schweiß von meiner Stirn, japste nach Sauerstoff und konnte jetzt nachvollziehen, was die Anderen aus dem Team meinten. Sie hatten nicht übertrieben, sondern untertrieben. 

Ich war erschöpft. Meine Beine und Arme fühlten sich an wie Blei, doch Bokuto schien vor Ausdauer nur so zu strotzen. Mit den Fäusten hämmerte ich auf meine zitternden Oberschenkel und schüttelte ergeben den Kopf. Der Junge war einfach unermüdlich.
"Wir sollten für heute aufhören! Es ist schon ziemlich spät.", rief ich dem Kapitän zu und machte mich daran die Bälle aufzusammeln. Ich konnte einfach nicht mehr für heute. Gerade brachte ich zwei zum Ballwagen, als ich Bokutos traurigen Blick wieder bemerkte. Das konnte doch nicht wahr sein, war er denn rein gar nicht müde? "Wir sollten uns für heute wirklich ausruhen, aber es hat mir echt Spaß gemacht.", meinte ich aufmunternd und warf ihm ein sanftes Lächeln zu.

Letztendlich stimmte er mir zu und half beim aufräumen.
Ich war froh, dass er mir in der Umkleide erst einmal keine Beachtung schenkte, weil er sich ebenfalls umziehen musste, sodass ich entspannt mein Shirt wechseln konnte. Zusammen verließen wir die Umkleide und ein paar Minuten später das in Stille getauchte Schulgelände. Sterne leuchteten gut sichtbar am Nachthimmel, Grillen zirpten und die Straßenlaternen waren neben dem hellen Mondschein die einzige Lichtquelle. Ab und zu fuhr mal ein Auto an uns vorbei, während wir schweigend nebeneinander herliefen und unsere Schritte in der Stille widerhallten. "Gab es eigentlich einen speziellen Grund, warum du mit Volleyball anfangen wolltest?", unterbrach Bokuto plötzlich das Schweigen zwischen uns.

Ein kleines Lächeln bildete sich auf meinen Lippen, als ich den Riemen meiner Tasche fester packte. "Mein Onkel. Er hat ebenfalls Volleyball gespielt und mir ein bisschen was beigebracht. Sein Name ist Tomori. Er meinte ich hätte das Zeug um ein guter Libero zu werden.", fing ich an zu erzählen und richtete meinen Blick auf den Bürgersteig. "Aber leider, lebt er jetzt weit weg im Ausland und schreibt nur noch sehr selten. Ich weiß nicht einmal, ob er überhaupt noch spielt, wo er wohnt und wie es ihm gerade geht.", das Lächeln verschwand aus meinem Gesicht, als ich daran zurück dachte, wie er ohne ein Wort weggezogen war.

Wir hatten es erst einen Monat später durch einen Brief erfahren. Jämmerliche Buchstaben auf einem bedeutungslosen Stück Papier, mehr war dieser Brief nicht für mich. 
"Oh, das...", kam es von Bokuto und ich konnte an dem mitleidigen Ton erahnen, was er sagen wollte, also unterbrach ich ihn lieber schnell. Mitleid konnte ich nicht gebrauchen.
"Schon gut.", meinte ich bloß und setzte wieder ein Lächeln auf, woraufhin ich einen leicht verblüfften Blick von ihm erntete. Ich stellte ihm stattdessen eine Gegenfrage,  wodurch er mir ebenfalls erzählte wie er zum Volleyball kam. Die Atmosphäre war entspannt zwischen uns und es war ziemlich angenehm mit ihm zu reden.

A Girl?! ~ Bokuto x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt