Kapitel 22

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Mitten in der Nacht wurde ich wach. Ich merkte die Leere in meinen Magen und mein Hals beschwerte sich wegen der Trockenheit. Hellwach lag ich in den Bett und ein Arm war um meine Taillie gelegt. Ich spürte Isaacs warmen Atem in meinen Nacken, indem er sein Gesicht vergraben hatte. Die Decke war bis unter seinen Arm runtergerutscht. Ich löste mich vorsichtig von den schlafenden volltättoowierten. Ich musste ihn nicht sehen um zu wissen, dass er es war, ich erkannte ihn an seinen Geruch.

Nachdem ich es geschafft hatte, mich von seinen Arm zu befreien, stand ich vorsichtig und langsam auf. Mein Magen grummel leise und ich hielt inne. Aber Isaac schien es nicht auszuwecken. Wahrscheinlich war es dafür auch zu leise und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass selbst der leiseste Ton der Erde gerade zu laut war und ihn wecken könnte. Ich stand auf und tastete mich in halbdunkeln zur Tür. Ich huschte aus den Raum. Der Boden war kalt unter meinen nackten Füßen.

Im Dunkeln wirkte das ganze Haus sehr gruselig und gefährlich. Immernoch war es für mich fremd. Ich kannte nicht alle Räume und fühlte mich hier logischerweise unwohl. Ich würde den Rest meines Lebens so wie es aussieht hier verbringen müssen. In fremden Mauern, die einen erdrückend wollten. Aber nein, dass wollte ich nicht. Ich wollte leben, nicht hier. Ich wollte zurück in mein altes Leben. Aber dafür muss ich hier rauskommen. Ich muss durch den Zaun. Ich musste einen Weg nehmen, wo sie nicht suchen würden. Aber ich konnte nicht drüber. Ich musste irgendwie ein Loch hinbekommen. Sie haben bestimmt Werkzeug hier. Ich muss es nur suchen. Aber wenn ich rausgehe, werde ich bestraft. Ich werde gefoltert. Wollte ich das? Konnte ich dann weitermachen? Wie viele Male bräuchte ich um ein Loch hinzubekommen. Oder soll ich mit dem Werkzeug fliehen, ein Loch machen und dann schon rennen. Oder sollte ich immer wieder am Loch arbeiten und dann an einen Tag fliegen. Aber konnte ich das verkraften? Konnte ich es schaffen nicht zu brechen? Ja. Ich musste es einfach. Ich lass mein Leben nicht von vier Männern beenden, nur weil die die Lust dazu hatten.

Ich schaltete das Licht an und ging die Treppen runter. Unten machte ich das Treppenlicht aus und machte das Licht für die Küche an. In der Obstschale befanden sich Äpfel und Trauben. Erst war ich mir unsicher ob ich mir einen nehmen sollte, doch es wäre besser, als nichts zu essen.

"Wieso bist du wach?" Ich zuckte zusammen und drehte mich zu den ältesten um.

"Ich hab Hunger." Meinte ich.

"Wieso machst du dir dann nichts?" Fragte er.

"Ich bin mir nicht sicher ob ich darf." Gestand ich.

Seine Hand legte sich auf meinen Rücken und er drückte mir einen Kuss auf die Wange. Wegen der Berührung am Rücken zuckte ich zusammen. Ich hatte es bis vorhin nicht bermerkt, aber nun machten sich die Schmerzen an meinen Rücken wieder breit. Mich wunderte es, dass die anderen Stellen nicht wehtaten. Die wo Isaac hineingeschnitten hatte. Vielleicht, weil sie nicht so oft berührt wurden.

"Klar darfst du. Setz dich, ich schneid dir einen Apfel zurecht." Bot Ethan an.

Ich lächelte leicht und setzte mich hin. Als erstes schenkte er was ein, dann wusch er den Apfel und Schnitt ihn zurecht auf einer Untertasse servierte er sie Schnittchen und setzte sich dann zu mir.

"Kann ich vielleicht bei dir schlafen? Ich hab Angst Isaac zu wecken." Gestand ich leise.

"Klar, ich schreibe ihn nur eine Nachricht, damit er weiß, dass du bei mir bist." Stimmte er zu.

Ich lächelte dankend und aß den Apfel. Manchmal nahm auch er sich ein Schnittchen. Als alles leer war gingen wir beide hoch. Ich bekam noch eine Schmerztablette und dann führte er mich in sein Zimmer. Viel erkannte ich nicht. Aber das war auch nicht nötig. Ethan führte mich im Dunkeln zu seinem Bett, welches weicher war als das von Isaac. Ich legte mich hin und wartete. Ethan gesellte sich  nachdem er Isaac geschrieben hatte, zu mir und schlang seine Arme um mich. Ich hatte meine Arme eng vor meiner Brust und ließ mich von Ethan so zurechtziehen, bis er es gemütlich fand. Eins von seinen Beinen war zwischen meinen und auch wenn ich diese Position recht unangenehm fand, so schlief ich recht schnell wieder ein.

Ich wurde von Ethan geweckt. Die Sonne schien ins Zimmer, die Bäume hielten sie nicht wirklich auf. Ich richtete mich müde auf und wollte mich am liebsten sofort wieder hinlegen. Aber der Erwachsene machte mir sofort einen Strich durch die Rechnung. Die Decke wurde weggezogen und ich zog reflexartig meine Beine ein als die frische Luft meine Haut berührte. Ethan klopfte mir auf die Oberschenkel und meckerte rum, dass ich doch nicht einfach weiterschlafen könnte. Schlussendlich erinnerte er mich an meinen Bruder, der mich frühs immer genervt hatte, weil er spielen wollte. Das ist aber auch schon eine Ewigkeit her. Da war ich vier oder so.

Tatsächlich stand ich dann auf und Ethan schickte mich ins Bad. Als ich in den Spiegel sah, musste ich wieder realisieren, dass meine Haare kürzer waren. Es ist gerade mal mein Dritter Tag hier und es ist so viel passiert. Ich war kaputt. Ethan reichte mir eine Zahnbürste und nachdem wir im Bad fertig waren, sah er sich meine Wunden an und schmierte irgendwas darauf.

In their handsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt