Kapitel 2

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Das Ticken der Uhr stach aus jeden Geräusch herraus. Es war das einzige, was immer wieder regelmäßig und mit den selben Ton wiederschallte. Es war viel zu ruhig, das schluchzen der Frau, nahm mir fast jede Hoffnung, doch ich atmete tief durch. Ich war nassgeschwitzt, das drückend Gefühl in meiner Brust war geblieben und hatte sich nicht verändert. Und dann durchschnitt, laut und kurz, ein Schuss die Ruhe. Ich schrie erschrocken auf und die Konzentration, meine Tränen zurückzuhalten, war nicht mehr da und ein schluchzen entkamm meiner Kehle. Ich zitterte und als ein zweiter Schuss ertönte zuckte ich zusammen. Ich wollte im Boden versinken, hoffen das der Alptraum vorbei ging, wollte, dass er aufhörte, wollte, dass er verdammt noch einmal endete und ich endlich aufwachte. Ich wollte hier weg, wollte, dass es nicht real war, aber ich wachte nicht auf. Natürlich tat ich dies nicht, wie konnte man auch? Ich war wach, das hier war die grausame, beängstigende Realität und ich musste damit leben, doch ich wollte es nicht. Es wurde gerade jemand erschossen, vielleicht auch zwei.

"Er hat die Bullen gerufen." Informierte einer der Männer und kam mir einer Tasche aus den Raum.

Der der vor uns stand ging in den Raum und der andere nahm seine Stellung ein.

"Wie lange?"

"In zehn Minuten sollten wir weg sein. Hoffen wir, dass der Verkehr stockt."

Ein verächtliches Geräusch entkam den Mann hinter mir, scheinbar hielt er nicht viel von hoffen. Die Frau schrie, fluchte, flehte und schluchzte. Das die Polizei auf den Weg hier her war, änderte nichts an der Situation, es gab keine Hoffnung, keiner von uns schien erleichtert. Schien zu denken, dass das gleich vorbei ist. Wir waren genauso ängstlich und hoffnungslos wie vorher. Ich hielt die Schreie der Frau kaum aus. Sie machten mich fertig. Sie machten mich kaputt und panisch. Und dann ertönte ein dumpfes Geräusch und die Frau viel bewusstlos zu Boden. Die beiden Männer kamen aus den Hinterräumen. Und die Hoffnung des einen Starb, als man Sirenen hörte und durch das Glas blaues Licht zu erkennen war. Jetzt, jetzt wollte ich erleichtert ausatmen.

"Such dir jemanden aus." Ertönte eine Stimme.

Eine Hand griff nach meinen Oberarm und zerrte mich auf die Beine. Ich riss die Augen auf und wollte mich wehren, doch ich spürte den Lauf einer Waffe an meinen Rücken. In den Moment wünschte man sich Superkräfte. Aber die gab es leider nicht. Ich wurde zu den Mann gezerrt, welcher mich ansah. Er holte ein Kabelbinder raus und machte meinen Haare damit zusammen. Er nahm mich den anderen ab und reichte ihn eine Tasche.

"Showtime." Murmelte einer und die Tür wurde aufgestoßen, bevor die Polizisten etwas sagen konnten.

Einer ging vorne weg, der Mann hinter mir drückte mich vorwärts, sodass ich vor ihn lief. Ich hatte Tränen in den Augen.

"Lass es ruhig raus, zeig es ihnen, na komm kleines Mädchen, zeig den Leuten wie es ist, mit dem Tod im Rücken unterwegs zu sein." Raute der Mann, als wir rausgingen.

Ich zuckte stark zusammen, als mir plötzlich der Lauf an die Schläfe gehalten  wurde, ich zitterte trotz der Hitze, das Adrenalin in meinen Adern wollte mich rennen lassen. Ich wollte fliehen, weg von hier, einfach losrennen und abhauen, doch das ging nicht. Es war nicht möglich, natürlich war es das nicht. Ich verstand nicht, was die Polizei sagte, das Megafon, die Aufregung und die Einbildung mein eigenes Blut fließen und mein Herz schlagen zu hören machte es unmöglich. Die Leute auf der Straße waren Schaulustig, die Polizisten hatte Mühe, sie zum weitergehen zu animieren. Ich drehte meinen Kopf, wollte den Lauf weghaben, wollte mich losreisen. Der Mann drückte mich jedoch nur näher an seinen muskolösen Körper und zog mir mit den Lauf leicht eine über. Meine Tränen verschwommen meine Sicht und ich schluchzte.

"Oder ihr lasst uns gehen, wir lassen die Kleine hier irgendwo in der Stadt raus und töten niemanden. Oder wir schießen in die Menge, töten sie und ach warte. Wir haben ja noch fünf Personen darin, welche wir noch nehmen können. Ich glaube wenn wir sie in der Stadt laufen lassen, ist das doch schön für alle und jeder kann nach Hause gehen." Schlug der Mann hinter mir vor.

"Was versichert uns, dass ihr sie wirklich gehen lasst?" Fragte ein Polizist.

"Oh da gibt es nichts. Sie haben die Wahl, ob sie für die ganzen Opfer verantwortlich gemacht werden wollen."

Es war still, es schien, als hätte die Polizei keine andere Wahl. Und tatsächlich drängten die Polizisten die Passanten zur Seite und eine Fluchtgasse wurde gebildet. Ein Mann ging vorne weg, die Waffe noch schussbereit, die Tasche über der Schulter. Der Mann drängte mich wieder vorneweg und die anderen beiden folgten. Als wir an einer Gasse ankamen, fing der vorne plötzlich an zu joggen und ich bemerkte, wie ich den Boden unter meinen Füßen verlor. Ich schrie erschrocken auf und bemerkte die Hand, die sich auf meinen Arsch verirrt hatte. Mir wurde schlecht, als seine Schulter sich in meinen Magen bohrte. Dann teilten sich die Männer auf. Ich sah wie die hinter uns und einen anderen Weg einbogen. Plötzlich wurde ich runtergelassen und der Mann entfernte die Kabelbinder. Hoffnung machte sich breit, dass er mich tatsächlich gehen ließ. Aber so naiv konnte auch nur ich sein. Der Mann zog mich hinter sich her, zog seine Sonnebrille aus und die Sturmhaube, ich wollte mich wehren, versuchen loszukommen, doch das ging nicht. Der Mann öffnete im laufen seine Jacke und als wir an einen Kleiderspendercontainer ankamen schmiss er sie hinein seine Pistole steckte er in seine Hose. Tatsächlich fiel nicht auf, dass da was drinne war. Wärend er seine verkleidung im laufen abnahm, hielt er mich die ganze Zeit fest, auch wenn ich versuchte mich zu entziehen. Er hatte schließlich Handschuhe angehabt. Er hatte schwitzige Hände, aber trotzdem war sein Griff fest. Als er fertig war nahm er meine Hand und wischte mir die Tränen weg. Wir kamen am Ende der Seitenstraße an und er entfernte mit der freien Hand den Kabelbinder aus dem Haar

"Gutes Mädchen." Lobte er und ich sah ängstlich zu ihn hoch und das erste mal in seine kalten blauen Augen.

In their handsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt