Paddy beobachtet Emma amüsiert dabei, wie sie in eine Brötchenhälfte mit Honig beißt und versucht, nicht die Hälfte der süßen Flüssigkeit über ihre Hände laufen zu lassen.
"Na Emmchen, beim nächsten Mal vielleicht etwas weniger?" Er zwinkert ihr zu.
"Jaja, aber du weisst doch, dass ich bei Honig einfach nicht das richtige Maß kenne." Sie zuckt mit den Schultern.
"Hm, ich verstehe schon. Du bist einfach eine Süße." Er grinst sie über das ganze Gesicht an.Emma lächelt: "Machst du dich etwa lustig über mich?"
Sie steht auf, geht um den Tisch herum und setzt sich auf seinen Schoß.
Sie schiebt ihm das letzte Stück Brötchen mit Honig in den Mund und beobachtet ihn dabei, wie er genüsslich kaut. Er strahlt sie an. Sie liebt die kleinen Fältchen, die sich dann immer um seine Augen bilden, fast wie kleine Sonnenstrahlen.
"Ich möchte am liebsten für immer jeden Morgen hier mit dir sitzen."
Sie haucht ihm einen zarten Kuss auf die Wange.Paddy nickt und guckt auf einmal sehr ernst.
"Emma, es gibt da etwas, das ich dir noch sagen muss."Emmas Herz fängt auf einmal wie wild an zu schlagen. Sie weiß nicht, ob sie hören möchte, was er ihr zu sagen hat. Wieder eine Beichte? Ein Fehltritt, wie damals mit Rahel? Obwohl er ihr damals keine Rechenschaft schuldig war, hat diese Geschichte von dem Silvesterabend in der Kommune eine tiefe Kerbe in ihrem Herzen hinterlassen.
Noch bevor sich Emmas Gedankenkarussel weiter drehen kann, fängt Paddy an zu reden. Wie durch einen dicken Schleier dringen seine Worte in ihr Bewusstsein.
"Emma, ich werde demnächst für einige Zeit verreisen. Die letzten Wochen mit Jork im Studio waren anstrengend und ich brauche eine kleine Auszeit."In diesem Augenblick fällt Emma ein kleiner Stein vom Herzen.
Er streicht ihr ein paar Haare hinters Ohr.
"Ich werde für 2-3 Wochen in einigen Klöstern in Österreich und Frankreich einkehren um etwas Kraft für die nächste Zeit zu sammeln. Ich möchte wieder von der Musik leben. Das ist aber auch mit harter Arbeit verbunden. Ich werde versuchen, meine Songs wieder unter die Leute zu bringen. In erster Linie bedeutet das Klinken putzen und viel Promotion. Ich will nicht wieder in so ein Hamsterrad wie früher gelangen und möchte mir bewusst Auszeiten nehmen, um meine Reserven aufzufüllen, bevor sie gänzlich erschöpft sind."
Emma erkennt an seinem Blick deutlich, dass er eine Reaktion von ihr erwartet.
Sie streichelt ihm sanft über den Unterarm.
"Ich verstehe." Flüstert sie leise.Sie ist hin und hergerissen zwischen Verständnis für seine Situation und Enttäuschung darüber, dass sie ihn bald einige Zeit nicht sehen wird.
Die Dinge zwischen ihm und ihr hatten sich doch gerade erst so gut entwickelt. Er tat ihr gut. Sie wollte ihn am liebsten immer um sich haben.
Sie wusste, in welchen Verhältnissen Paddy groß geworden war. Immer auf Reisen, nie lange an einem Ort. Ihr war klar, dass er sowieso niemand ist, den sie lange irgendwo festhalten könnte.
Es war außerdem immer noch fraglich, ob er seine Wohnung nicht bald gegen ein Zimmer in der Kommune tauschen würde. Sie hatte dennoch gehofft, dass sie ihm genügte, um zur Ruhe zu kommen und Kraft zu tanken.Emma wusste, dass ihre Gedanken von Verlustängsten geprägt waren.
Dave war auch viel auf Reisen und wie sie später erfahren musste, nutzte er diese Zeit ausgiebig, um sie zu hintergehen. Zu saufen und mit anderen Frauen rumzumachen.
Paddy war völlig anders, trotzdem hatten diese Erfahrungen Emma geprägt und sie versuchte jetzt immer die Kontrolle über die Dinge zu behalten.
Nie wieder wollte sie diese Erfahrungen machen müssen.Paddy schien ihre innere Zerrissenheit zu spüren. Er lehnt seine Stirn an ihre und seufzt.
"Glaub mir Emmchen, ich würde es nicht machen, wenn ich nicht wüsste, wie wichtig es für mich ist."Sie streicht ihm mit ihren Händen zärtlich übers Gesicht. Er genießt ihre Berührungen und schließt die Augen.
"Alles gut, Paddy. Ich bin mir sicher, dass es eine harte Zeit für mich werden wird, aber solange ich weiß, wie gut es dir tut, ist es völlig okay für mich."
Sie umschließt sein Gesicht mit ihren Händen und fängt an ihn liebevoll zu küssen.
"So eine verdammte Scheiße." Emma sitzt fluchend vor dem Monitor, während sie wie wild im Wechsel die Tasten der Computermaus antippt.Tobi beobachtet sie dabei und schüttelt den Kopf.
"Kannst du mir mal verraten, was heute mit dir los ist? Seitdem du vorhin ins Büro gekommen bist, verbreitest du hier deine schlechte Laune.""Oh man sorry, heute ist einfach nicht mein Tag. Erst überrascht mich Paddy beim Frühstück mit einer Hiobsbotschaft und dann muss ich auch noch gerade feststellen, dass die Nachzahlung der Nebenkosten für meine Wohnung eingezogen wurden und ich quasi blank bin." Emma lehnt sich seufzend nach hinten in den Stuhl und verschränkt die Arme hinterm Kopf.
"Was für eine Hiobsbotschaft?", möchte Tobi wissen.
"Gibt es etwa schon Ärger im Paradies?"Emma schüttelt den Kopf.
"Nein, nein, eigentlich ist alles total super. Er hat mir nur heute eröffnet, dass er eine kleine Auszeit braucht und für einige Zeit in ein paar Klöster einkehren wird.""Wie bitte?" Tobi schaut sie ungläubig an.
"Auszeit okay, aber mir würden dabei wesentlich schönere Orte für einfallen. Die Seychellen zum Beispiel." Er muss laut loslachen.Emma nickt.
"Ich weiß, dass hört sich ein bisschen komisch an, aber er sagt, dass er es nur dort wirklich hundertprozentig schafft abzuschalten. Es ist nur so, dass ich mich gerade erst an die Zweisamkeit mit ihm gewöhnt habe und schon ist er weg."Tobi kommt zu ihr und legt ihr die Hand auf die Schulter.
"Ach Emma, ich verstehe was du meinst. Gerade nach diesem Erlebten mit Dave. Aber glaube mir, du wirst die Zeit ohne ihn gut überstehen. Wir haben in den nächsten Wochen einiges in der Agentur zu tun, so dass du gar nicht merken wirst, wie schnell die Zeit verfliegt, bis dein irischer Märchenprinz wieder da ist.
Und was deine kleine finanzielle Notlage angeht...dafür finden wir auch eine Lösung."Emma huscht ein kurzes aber nicht weniger ernst gemeintes Lächeln über die Lippen.
"Danke, Tobi."
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Von Allem Ein Bisschen
FanfictionEmma wohnt mit ihrem Freund in einer wunderschönen Altbauwohnung in der Dresdner Neustadt. Nach außen scheint alles so perfekt. Eines Tages findet der neue Nachbar Emma in Tränen aufgelöst im Treppenhaus und die Fassade droht zu bröckeln...