Emma wohnt mit ihrem Freund in einer wunderschönen Altbauwohnung in der Dresdner Neustadt. Nach außen scheint alles so perfekt. Eines Tages findet der neue Nachbar Emma in Tränen aufgelöst im Treppenhaus und die Fassade droht zu bröckeln...
Vorsichtig drückt Emma die Klinke der Tonstudiotür nach unten, als wolle sie es völlig unbemerkt betreten. Jork wartete schon auf sie und dreht sich in seinem Stuhl zu ihr um, als sie leise den Raum betritt. Sie war seit einer gefühlten Ewigkeit nicht hier. Um ehrlich zu sein, seit circa vier Wochen. So lange ist es auch her, dass sie und Paddy so unschön auseinander gingen. Emma verkroch sich nur noch in Arbeit und war die meiste Zeit in der Agentur. Sie wusste, dass Paddy anscheinend wirklich zu seiner Klosterreise aufgebrochen war. Sie vernahm schon lange keine Musik mehr aus ihrer Nachbarwohnung und auch seine Fenster blieben in letzter Zeit dunkel. Sie vermisste alles an ihm. Seine Nähe, seine sanfte Stimme, die immer ein liebes Wort für sie übrig hatte und seine Berührungen. Dennoch saß der Schmerz tief. In ihr zog sich immer noch alles zusammen, wenn sie an das Foto von Paddy und dieser fremden Frau dachte.
"Was ist los, Emma? Warum heute so schüchtern?" Jork grinst sie an, während sie immer noch wie angewurzelt mitten im Tonstudio steht. "Alles gut." Sie strahlt ihn an und geht einen Schritt auf ihn zu, während er sich aus seinem Drehstuhl aufrichtet und sie in die Arme schließt. Emma hatte dieses Zusammentreffen so lang es ging verhindert. Jork war ein gemeinsamer Freund von ihr und Paddy und sie versuchte alles, was ihn und sie verband allmählich aus ihrem Leben zu streichen. Sie wusste, dass dieser Plan bei Jork nie aufgehen würde. Also versuchte sie, ihn zumindest weniger zu sehen. Überall in diesen Räumen hier steckte die Erinnerung an Paddy und bereits vorhin, als sie mit ihrem Auto auf dem Schlosshof ankam zog sich bei ihr alles zusammen. Lange versuchte sie das Treffen mit Jork vor sich herzuschieben, doch es war inzwischen unumgänglich. Tobi und sie hatten für die Agentur einen Imagefilm gedreht und Emma sollte sich schon längst um die musikalische Untermalung gekümmert haben. Heute war es endlich so weit.
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Sie und Jork hatten relativ schnell ein paar schöne Klänge mit dem Piano und dem Cello eingespielt. Nun saßen sie über den Reglern des Mischpults und verliehen den Klängen den letzten Feinschlief.
Emma lehnte sich irgendwann glücklich in ihrem Stuhl zurück. "Ich würde sagen, das ist uns sehr gut gelungen." Jork nickt zufrieden, "So ist das, wenn Profis am Werk sind."
Sie steht auf, um Jork und sich ein wohlverdientes Feierabendbier aus der Kiste neben dem abgewetzten Ledersofa zu holen, als ihr Blick auf einen mittelgroßen Karton fällt auf dem mit großen Buchstaben "PADDY PROMO" gedruckt steht. Sie stockt kurz, schnappt sich dann aber relativ schnell zwei Biere aus der Kiste und drückt eines davon Jork in die Hand. Dieser schaut sie eindringlich an und ihr ist sofort klar, dass er gerade ihre Reaktion auf den Karton bemerkt haben muss.
"Wie geht es dir eigentlich?", fragt er sie etwas zögerlich, bevor er einen Schluck aus seiner Flasche nimmt. Emma zuckt mit den Schultern."Geht so. Viel um die Ohren, viel Arbeit und die Wohnungssuche ist auch eine echte Herausforderung." Er mustert sie, als wolle er zwischen ihren Worten noch andere Antworten heraushören. "Du willst also wirklich ausziehen?"