Hallo zusammen, dadurch, dass das letzte Kapitel so lange auf sich warten ließ, gibt es heute direkt das nächste. Als kleine Entschädigung quasi. Viel Spaß damit und bleibt alle schön gesund.
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Emma schleicht lachend hinter Paddy her. In ihren Händen hält sie die beiden Weingläser aus dem Blumenau.
Paddy balanciert die Karaffe mit dem Rotwein, in der Hoffnung keinen Tropfen zu vergießen. Am Albertplatz springen sie schließlich in eine Straßenbahn Richtung Altstadt. Kurz darauf steigen sie an einer Haltestelle nahe der Elbe wieder aus.
Emma muss immer wieder über diese Situation gerade lachen.
Kurz nachdem Paddy die beiden Frauen im Blumenau entdeckt hatte, schlichen sie sich von den beiden unbemerkt über den Hintereingang und einen Innenhof nach draußen auf die Straße.
Emma hatte dem Barkeeper Olli noch schnell zu verstehen gegeben, dass sie sich die Gläser samt Karaffe bis morgen ausleihen würde...
Paddy schaut sich immer noch unsicher um.
Emma bleibt plötzlich stehen und schaut ihn an.
"Wann erzählst du mir eigentlich endlich, vor wem wir hier davonlaufen?"
Paddy geht völlig unbeirrt weiter Richtung Elbufer.
"Später, lass uns erstmal ein schönes Plätzchen finden, wo wir unseren köstlichen Tropfen weitertrinken können."
Emma folgt ihm. Obwohl sie erst ein halbes Glas Wein intus hat, spürt sie diesen schon deutlich. Als sie kurz überlegt, was sie heute eigentlich gegessen hat, wird ihr bewusst, dass sie im Büro lediglich zwei Tassen Kaffe getrunken hatte. Der emotionale Stress der letzten Tage hat ihren Hunger deutlich schwinden lassen.Paddy hält schließlich an ein paar Steintreppen am Elbufer von denen aus man einen wundervollen Blick auf die beleuchtete Altstadt hat.
Er setzt sich hin und deutet auf den Platz neben sich.
"Jetzt komm schon her und genieße mit mir diesen wundervollen Anblick."
Emma lässt sich links neben Paddy auf die Steinstufen fallen.
"Wenn ich hier nicht erfrieren will, sollten wir schnell unseren Wein weitertrinken, damit ich mich wenigstens innerlich etwas aufwärme."
Paddy schaut sie an und grinst. Obwohl nur das Licht der Altstadt und ein paar Straßenlaternen Licht spenden, kann sie deutlich sehen, wie seine Augen funkeln.
"Oder ich muss dich wärmen."
Emma kichert als er das sagt.
"Ist das ein Angebot oder eine Drohung?" möchte sie wissen.
"Wie du magst." Paddy lächelt sie an und schaut dann wieder Richtung Altstadt, bevor er mit erzählen beginnt...
"Die zwei Frauen vorhin lauern mir seit Wochen auf. Immer mal wieder haben sie auch noch ein paar Freundinnen im Schlepptau. Vermutlich wissen sie schon längst, hinter welcher Tür meine Wohnung ist, aber ich habe sie bisher zum Glück immer nur vorm Haus getroffen. Ich befürchte allerdings, dass sie eines Tages vor meiner Wohnungstür sitzen werden."
Emma nickt und schaut ihn besorgt an.
"Ich dachte immer, dass eine von denen deine Freundin sei. Oder die Mädels zumindest gute Freundinnen von dir sind."
Paddy dreht sich wieder zu Emma um und schaut sie an.
"Glaubst du wirklich, ich bin so unhöflich und lasse meine Freunde immerzu vor der Tür stehen, ohne sie mal herein zu bitten? Ich habe dich in meine Wohnung gelassen, als du mir völlig fremd warst. Schon vergessen?"
Ein Grinsen huscht über seine Lippen.
Emma schämt sich. Natürlich, wie konnte sie jemals so einen Blödsinn denken.
"Klar, sorry...wie naiv von mir. Hätte ich nur mal ein bisschen mehr nachgedacht..."
Paddy unterbricht sie plötzlich.
"Quatsch Emma, das ist nicht naiv. Du hattest in der letzten Zeit nun wirklich genügend eigene Probleme, um die du dir Gedanken machen musstest, dann brauchst du dir nicht noch den Kopf über meine Sachen zerbrechen."
Emma ist deutlich erleichtert, als er das sagt. Ihr wird allerdings bewusst, dass sie überhaupt nichts über Paddy weiß. In der Vergangenheit drehte sich immer nur alles um sie, wenn sie mit Paddy zusammen war. Als Paddy von seinem Vater sprach, hatte Emma tatsächlich das erste Mal das Gefühl, dass sie etwas persönliches von ihm erfahren hat. Seitdem fühlt sie sich irgendwie mental mit ihm verbunden und sie fragt sich manchmal, ob es ihm ähnlich geht, oder ob sie wieder viel zu viel interpretiert.
"Und was wollen die Frauen von dir? Warum lauern sie dir auf?"
Paddy nippt an seinem Weinglas.
"Das sind Fans."
Emma schaut ihn verwirrt an.
"Fans? Aber du machst doch aktuell gar keine Musik mehr...und überhaupt...du warst jahrelang im Kloster..."
Paddy seufzt.
"Ach, es wäre so schön, wenn sich durch meine Zeit im Kloster etwas geändert hätte. Das hat es zwar, aber nicht gänzlich. Es gibt immer noch viele Anhänger aus der erfolgreichen Zeit mit meinen Geschwistern, die mir auf Schritt und Tritt folgen. Selbst im Kloster haben mich einige aufgespürt."
Emma ist völlig entsetzt.
"Wie bitte ?"
Paddy nickt.
"Ja Emma, tatsächlich. Weißt du, wenn du jahrelang das Leben von Menschen nachhaltig mit deiner Musik prägst, gibt es immer Leute, für die du eine ganze besondere Rolle spielst. Etwas mehr als für die anderen. Diese Personen bilden sich dann ein, dass ich in gewisser Weise zu ihnen gehöre, obwohl sie mir völlig fremd sind. Sie merken nicht, dass ihr Verhalten distanzlos und übergriffig ist. Ich bin froh, dass ich mein altes Leben los bin, aber einige Dinge werden mich wohl ein Leben lang begleiten."
Emma kann nicht glauben, was sie da hört.
"Aber du musst ihnen sagen, dass das nicht geht, Paddy. Die können dich doch nicht stalken. Du solltest ihnen ordentlich die Meinung geigen."
Paddy senkt den Blick.
"Ach Emma, wenn das alles so einfach wäre. Die Stimmung kann nämlich ganz schnell kippen und die Fans können ordentlich anfangen gegen dich zu schießen, wenn sie merken, dass ihr Verhalten nicht auf Gegenliebe stößt. Alles bereits erlebt. Besonders meine Brüder Jimmy und Joey können da ein Lied von singen. Die reagierten früher nämlich häufig etwas energischer auf Fan-Aktionen und machten sich dadurch nicht immer Freunde."
Er leert seinen Wein in einem Zug und gießt Emma und sich ein weiteres Glas ein.
"Ich hatte ja keine Ahnung..." flüstert Emma.
"Das musst du auch nicht. Aber jetzt weißt du es doch und kannst mit den Frauen vor unserer Haustür endlich etwas anfangen, oder waren die dir noch nie aufgefallen?"
Paddy schaut Emma fragend an.
"Oh doch, natürlich, aber ich dachte immer nur, dass das ganz schön nervige Weiber sind, mit denen du dich zu umgeben scheinst."
Sie nimmt nun auch einen ordentlich Schluck und spürt, wie der Wein ihr weiter zu Kopf steigt.
Paddy muss loslachen.
"Ja, nervige Weiber. Das trifft es wohl. Aber ich umgebe mich ja zum Glück nicht freiwillig mit ihnen. Du bist mir da viel lieber."
Er stößt mit seinem Ellenbogen sanft in Emmas Seite als er das sagt.
Emma ist froh, dass es so dunkel ist und Paddy nicht sieht, wie sie dabei errötet.Schweigend sitzen sie beide eine ganze Weile da und schauen auf das wunderschöne Panorama, welches sich vor ihnen erstreckt.
Irgendwann wandern Emmas Augen zu Paddy. Sie könnte ihm stundenlang dabei zusehen, wie er seinen Blick in die Ferne schweifen lässt.
Seine Konturen sind so wunderschön und seine Nase wirkt nach wie vor so perfekt auf sie.
Paddy scheint zu spüren, dass sie ihn anstarrt, denn er dreht sich plötzlich zu ihr um und schenkt ihr sein breitestes Grinsen.
"Alles okay?"
Emma nickt.
"Ja. Hat dir eigentlich schonmal jemand gesagt, dass du eine wunderschöne Nase hast?"
...Emma muss sich sogleich auf die Zunge beißen. Das hat sie doch gerade nicht wirklich gesagt?!
Paddys prompter Reaktion nach zu urteilen allerdings schon.
Er bricht in schallendes Gelächter aus.
"Nein, das hat mir tatsächlich noch niemand so direkt gesagt."
Er fixiert sie mit seinem Blick.
"Du bist irgendwie echt süß, Emma."
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Von Allem Ein Bisschen
FanfictionEmma wohnt mit ihrem Freund in einer wunderschönen Altbauwohnung in der Dresdner Neustadt. Nach außen scheint alles so perfekt. Eines Tages findet der neue Nachbar Emma in Tränen aufgelöst im Treppenhaus und die Fassade droht zu bröckeln...