Kapitel 4

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Meine Schwester und ich haben uns sehr gut verstanden.

Obwohl unsere Mütter nicht die gleichen sind, mögen wir uns sehr. Mein Vater hat jetzt das Sorgerecht für mich, aber er kümmert sich nicht wirklich um mich. Ich bin ihm egal. Er gibt mir auch das Gefühl, dass er mich nicht mag. Irgendwie hat er etwas gegen mich und ich weiß nicht, was. Vielleicht hat es mit dem zu tun, was an dem Abend passiert ist?

"Der Junge juckt mich nicht die Bohne. Ich will ihn auch nicht bei mir groß ziehen."

Ich erinnere mich noch gut an seine Worte. Als er das sagte, war ich mir sicher, dass er mich nicht bei sich haben wollte, aber er nahm mich trotzdem auf.

Als er meine blauen Flecken sah, hat er mich umarmt. Das war das erste und letzte Mal, dass er mich umarmt hat. Ich glaube, er hatte für einen kurzen Moment Mitleid mit mir.

Er liebt mich nicht und kümmert sich nicht um mich, aber er schlägt mich wenigstens nicht.

Außerdem habe ich Serena und sie ist die beste Schwester, die man sich wünschen kann. Sie liebt mich sehr und kümmert sich um mich.

Serena ist alles, was ich zum Leben brauche. Sie ist der Sinn meines Lebens.

Wir gehen beide in die gleiche Grundschule. Sie ist nur eine Klasse über mir. In der Schule hat sie mich ihren Freunden vorgestellt, die auch sehr nett zu mir waren.

Morgens standen wir auf und machten das Frühstück und abends das Abendessen. Vater war für das Mittagessen zuständig, das am Anfang fast immer aus Fertiggerichten bestand. Aber mit der Zeit fing Vater an, für uns zu kochen und seine Kochkünste wurden immer besser.

Ich habe ihm dabei immer zugesehen, weil ich ihm versprochen habe, dass ich, wenn ich groß bin, auch kochen werde.

Ich war sehr glücklich, das war alles, was ich wollte. Ich hatte alles, was ich brauchte, und dafür war ich dankbar.

Das Schuljahr verging sehr schnell und ich hatte sehr gute Noten. Das lag wahrscheinlich daran, dass ich mir jetzt mehr Zeit für die Hausaufgaben nehmen konnte.

Ich habe viel Zeit mit meiner Schwester verbracht, sowohl zu Hause als auch in der Schule. Serenas Mutter hat uns nicht einmal besucht. Serena telefoniert auch nur selten mit ihr. Und ich habe seit diesem Abend nichts mehr von meiner Mutter gehört, was mich auch nicht stört.

Die Schulzeit mit Serena war sehr schön, aber wir konnten nicht ewig in der Grundschule bleiben. Als meine Schwester elf Jahre alt wurde, schloss sie ihr letztes Schuljahr erfolgreich ab und konnte auf die Mittelschule gehen.

Das bedeutete ein ganzes Schuljahr ohne Serena. Wie soll ich das schaffen? Natürlich habe ich immer noch meine Freunde, mit denen ich meine Zeit verbringen kann, aber trotzdem werde ich Serena in der Schule vermissen.

Nach den Sommerferien mussten wir uns auch trennen. Das fand ich nicht so schön, aber Serena hat sich schon sehr auf die Mittelschule gefreut.

Ich hoffe, dass dieses Schuljahr schnell vorbei geht und ich endlich auf die gleiche Schule wie Serena wechseln kann.

***

Da Serena einen längeren Weg als ich hatte, war ich immer zuerst zu Hause. Serena schien es gut zu gehen. Sie erzählte mir auch freudig von ihren neuen Freundinnen Klara und Lessy. Serena erzählte mir, dass sie in der Mittagspause mit ihren Freunden zusammen isst und viel quatscht. Lessy ist auch schon in einen Blonden verliebt, wie er heißt, habe ich vergessen. Um ehrlich zu sein, habe ich Serena bei diesem Thema nicht wirklich zugehört. Ich liebe meine Schwester und schenke ihr immer meine Aufmerksamkeit und habe auch ein offenes Ohr für sie, aber sobald es um ihre Freundinnen geht, verstehe ich vieles nicht und höre deshalb nicht richtig zu.

Zum Beispiel hat mir Serena einmal erzählt, dass ihrer Freundin Lessy etwas Schlimmes passiert ist. Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich das gehört habe, aber am Ende hat sich herausgestellt, dass ihr Schwarm sie beim Burgeressen gesehen hat. Serena hatte sogar Mitleid mit ihrer Freundin, was ich nicht verstehen konnte.

Nun, Serena muss mit jemandem über solche Dinge reden. Wenn ihre Mutter noch da wäre, würde sie sicher alles mit ihrer Mutter besprechen, aber da ihre Mutter nicht da ist, möchte ich für sie da sein. Das heißt, ich höre mir so einen Quatsch an. Serenas Freunde kamen mir sehr komisch vor. Nach ihren Erzählungen sollen sie ganz nett sein, aber ich kann ihre Freunde immer noch nicht richtig einschätzen.

Als Serena mir eines Tages erzählte, dass ihre Freunde Lessy und Klara am Freitagnachmittag nach der Schule zu uns kommen, habe ich mich sehr gefreut. Als ich von der Schule kam, habe ich das ganze Haus geputzt. Ich wollte, dass ihre Freundinnen einen guten Eindruck von uns bekommen und Serena sich nicht schämen muss.

Ich habe mich auch schön gemacht und Snacks und Erfrischungsgetränke auf den Wohnzimmertisch gestellt.

Als ich fertig war, kamen ihre Freunde. Aber sie kamen nicht freundlich herein, um mich zu begrüßen. Ich hörte nur, dass unsere Haustür geöffnet wurde und ein lautes Lachen. Ihre Freundinnen lachten wie verrückt und für mich klang es lächerlich. Zum Glück hat Serena nicht so gelacht. Ich konnte sie vom Wohnzimmer aus nicht sehen, aber ich erkenne die Stimme meiner Schwester sehr gut und ihr Lachen klingt nie lächerlich.

Als ich aus dem Wohnzimmer kam, traf ich die Mädchen.

"Hallo, ich bin Zean, Serenas kleiner Bruder", begrüßte ich sie mit einem Lächeln.

"Hallo", sagten Serenas Freunde.

Eine von ihnen hatte blonde Haare und blaue Augen. Das muss Lessy sein. Die andere Freundin, die rote Haare hatte, war wahrscheinlich Klara. Beide hatten offene Haare und waren geschminkt. Sie sahen nicht so hübsch aus wie meine Schwester.

Die sind doch erst 12 Jahre alt, warum schminken die sich schon? Aber gut, das muss jeder für sich selbst herausfinden.

"Okay, wollen wir endlich in dein Zimmer gehen?", fragte Lessy.

"Okay", sagt Serena und verschwindet mit den Mädchen in ihrem Zimmer.

Wow. Ich dachte, die machen eine Tour durch unser ganzes Haus. Na ja, was soll's. Es ist nie falsch, sein Haus sauber zu machen. Man hat nie einen Nachteil davon. Okay, fast nie.

Ich ging in mein Zimmer, das gegenüber von Serenas Zimmer ist. Bevor ich in mein Zimmer ging, hörte ich Lessy und Klara kichern.

"Das gefällt mir nicht", hörte ich Serena sagen.

"Ach, komm schon. Du bist ein Mädchen und musst dich daran gewöhnen. Du musst das können."

Serenas Freundin versucht sie zu etwas zu überreden, was sie nicht will?! Ich wusste, dass diese Mädchen keine guten Freunde sind. Ich habe es gespürt, aber ich habe nicht auf mein Gefühl gehört.

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- aki 🌹

Seine Schwester-Sein Leben Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt