Vom Üblichen und neuen Handtaschen

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Ich spürte, wie sich jemand an mich kuschelte. Wir weinten. Ich weiß nicht wie lange. Irgendwann hatten wir uns beruhigt und lagen schweigend nebeneinander. Ich drehte mich um, was relativ schwierig war auf der schmalen Couch, aber ich wollte sie ansehen.

Im Halbdunkel blickten wir uns an. Ihre braunen Augen sahen fast schwarz aus.

Wir lächelten uns mitleidig an. „Und bei dir?" Meine Stimme war ganz kratzig und mein Hals geschwollen vom Weinen. „Hm.", entgegnete Aly. „Das Übliche?", fragte ich und sie nickte. Wir sahen sicher furchtbar aus mit unseren verheulten Gesichtern und verwuschelten Haaren, wie wir zwischen den Klamottenhaufen lagen. Wahrscheinlich würde man uns für Vogelscheuchen halten.

Bei diesem Gedanken musste ich leise lachen. „Was hast du denn jetzt bitte zu lachen?", flüsterte sie. Als ich meine Vorstellung mit ihr teilte, musste sie auch wieder grinsen.

„Ist es nicht gut gelaufen mit Ben?", fragte sie vorsichtig. Daraufhin seufzte ich. „Schlechter hätte es gar nicht laufen können. Oder besser? Erst einmal besser." Ich erzählte ihr genau, was passiert war, sparte aber bewusst das Detail mit den grauen Augen aus. Ich wollte sie schließlich nicht noch zusätzlich belasten mit etwas, bei dem ich mir selbst noch nicht einmal sicher war.

Zum Schluss seufzte ich und zuckte mit den Schultern. „Ich habe ihn mit der Aktion sicher sowieso vergrault und zum Vorsprechen brauche ich gar nicht erst zu gehen, wenn ich mich nicht Singen traue. Aber ist ja jetzt auch egal. Was ist bei dir passiert?", beendete ich meinen Monolog und schaute sie erwartungsvoll an. Auch wenn das blöd klang, jetzt war ich neugierig. „Nichts.", sagte sie und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ja klar, komm schon, du wolltest doch heute sowieso mit mir reden und et voila - hier bin ich!" Es hatte gut getan, mir meine Sorgen von der Seele zu reden und jetzt wollte ich sie dazu ermuntern, es genau so zu machen.

Sie druckste noch etwas herum und meinte dann: „Weißt du Lia, ich muss ständig an ihn denken. Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Und das Schlimmste ist, dass wir nie zusammen sein werden. Ich vermisse ihn. Und es ist ein furchtbares Gefühl etwas zu vermissen, das man nie hatte und auch nie haben wird." Sie klang total abgeklärt, als hätte sie sich damit abgefunden, dass ihre Eltern ihr keine neue Handtasche kaufen wollten.

„Aber Aly, ich verstehe nicht, wieso du so hoffnungslos bist. Gut, ich hab's gerade mit ihm versaut, aber sind Ben und ich nicht der beste Beweis, dass es funktionieren kann, egal wie weit weg der andere scheint? Bis vor einer Woche hätte ich geglaubt du verarscht mich, wenn du mir gesagt hättest, dass er auch nur meinen Namen kennt. Und jetzt daten wir! Naja, wir haben gedatet. Aber immerhin!", versuchte ich sie aufzubauen, aber sie wandte sich ab.

„Du verstehst das nicht." Ich verstand tatsächlich nicht. „Das ist etwas ganz anderes.", nuschelte sie. „Eigentlich nicht. Markus ist ein Kumpel von Ben, die haben den gleichen Freundeskreis, den gleichen ‚Status'.", widersprach ich und malte Anführungszeichen in die Luft. Von Aly kam nur ein „Hm."

Ich hatte mir schon längst vorgenommen, da etwas zu deichseln, aber jetzt nahm ich es mir noch mehr vor: Ich musste mich wieder mit Ben vertragen, und wenn es nur um Alys Willen war, schließlich musste ich doch irgendwie an diesen Markus rankommen. Abgesehen davon mochte ich Ben auch wahnsinnig gerne, aber das war natürlich in diesem Fall nebensächlich.

Sie sah immer auf den Boden und spielte nebenbei mit den Knöpfen einer Jacke herum. „Weißt du, was wir jetzt machen? Wir werden uns jetzt so was von hübsch machen und denen zeigen, was sie verpassen!", rief ich voller Euphorie, in der Hoffnung, Aly damit anstecken zu können. Normalerweise war sie bei so etwas immer Feuer und Flamme. Sie hob ihren Kopf und lächelte mich an. „Danke, Lia."

Das war für mich quasi die Erlaubnis, sie mit diesem Markus zu verkuppeln. Jetzt musste ich nur noch herausfinden, wie.

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