Von trommelnden Fingern und quietschenden Federn

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Als ich am Montag in die Schule ging, war mir kotzübel. Das ganze Wochenende über hatte sämtliche Anrufe, Nachrichten und DMs von Ben ignoriert und jetzt musste ich ihm persönlich gegenüber treten. Eigentlich hatte ich mich innerlich dagegen gewappnet und schon geübt, was ich ihm sagen wollte, aber so, wie ich mich kannte, würde ich das sowieso vergessen oder mich gar nicht erst trauen.

Leider musste ich, um zu meinem Klassenzimmer zu kommen, die Aula durchqueren und dazu direkt am Tisch der Schönen und Reichen vorbei laufen. Hilfesuchend sah ich zu Alys und meinem Treffpunkt, um eine Anlaufstelle zu haben, jemanden, der mich auffing, aber sie war nicht da. Sicher saß sie schon wieder hinter der Nähmaschine. Ich konnte es ihr nicht verübeln, dass sie nicht auf mich wartete, schließlich konnte sie so mehr Zeit mit ihrem Schwarm verbringen. Und meinem Schwarm. War er das? Nein. Ja. Doch. Vermutlich. Ich sollte es mir eingestehen.

Ich ließ einen verzweifelten Seufzer los, bevor ich die große Haupttür aufstieß. Jetzt war auch schon alles egal.

„Lia!", hörte ich zu meiner Rechten, gleich nachdem die Tür hinter mir ins Schloss gefallen war.

Ben.

Ich presste meine Lippen zusammen und drehte mich ruckartig zu ihm. „Hey.", erwiderte ich mit wackelig, als wäre ich im Stimmbruch. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich wollte doch cool und taff und mutig sein. Er grinste mich schief an und kratzte sich an der Stirn. Dann schaute er zu Boden. „Was ist los, wieso hast du nicht auf meine Anrufe und Nachrichten reagiert? Hab' ich was falsch gemacht?", fragte er leise, damit seine Freunde nicht alles mitbekamen. Diese waren verstummt und hatten alle ihre Ohren gespitzt, wie unauffällig.

Ich schnaubte. Warum tat er so scheinheilig? Wollte er mich anlügen oder war er so voll gewesen, dass er sich wirklich nicht mehr daran erinnern konnte? Ich lugte an seiner Schulter vorbei und sah, wie Diana schnell ihren Kopf senkte, bevor sich unsere Blicke treffen konnten. Sie wusste es. Dann wusste er es auch. Ich konnte nur müde lächeln und meinen Kopf schütteln.

„Vergiss es einfach.", meinte ich nur und machte mich auf den Weg zum Unterricht.

„Lia!", rief er mir hinterher, doch ich drehte mich nicht um. Wenn er wenigstens dazu stehen würde, was er getan hatte. Ich hasste es, dass er mich anlog.

Irgendwie brachte ich den Vormittag hinter mich. Mittags konnte ich allerdings nur müde aufatmen, denn nun stand die Theaterprobe an.

In der Aula war am Vormittag die Bühne aufgebaut worden. Da das Szenenbild noch nicht fertig war, wurde heute das erste Mal wenigstens auf einer leeren Bühne geprobt.

Ich setzte mich nicht neben Ben, sondern neben seine Zweitbesetzung und würdigte ihn keines Blickes. Zu seinem Glück konnten wir dem unangenehmen Schweigen schnell entgehen, denn er und Diana wurden nach hinten gerufen, um das erste Mal ihre Kostüme zu probieren. Währenddessen wurden notdürftig ein paar Requisiten auf die Bühne geholt, bis die beiden wieder auftauchten.

Ben sah aus wie ein stattlicher junger Prinz, so hätte ihn vermutlich meine Oma auch beschrieben. Ich konnte ihn nicht lange ansehen, in mir kochte es. Es wurde allerdings auch nicht besser, als mein Blick zu Diana schweifte, die nur so auf die Bühne schwebte. Ihr langer Rock umspielte ihre Beine, als sie Bens Hand ergriff, der ihr damit die Stufen hinauf half. Was ein wunderschönes Paar. Ich konnte nicht mehr hinsehen.

Ich zog meine Knie an meine Brust und verschränkte die Arme davor. Meine Augen kniff ich so fest zu, wie ich konnte. Sicherlich sah ich aus wie ein bockiges Kind, aber das war mir in diesem Moment egal. Ich wollte die beiden einfach nur nicht mehr anstarren müssen. Ich versuchte, mir meinen Lieblingssong ins Gedächtnis zu rufen, um auch die Umgebungsgeräusche auszublenden, aber das funktionierte eher schlecht als recht. Ich versuchte, meine Gedanken abschweifen zu lassen, aber das einzige, an das ich denken konnte, war diese Instagram-Story und wie sie sich gleich live vor meinen Augen wiederholen würde.

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