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Ungeduldig warteten wir vor dem Gerichtssaal im langen Flur des Gerichts. Und warteten. Und warteten. Und warteten. Ich durfte nicht mit den Zeugen sprechen, falls es zu keiner Urteilsfindung kommen würde. Also wartete ich alleine, auf einer Bank, mein rechtes Bein unruhig auf- und abwippend. Plötzlich spürte ich mein Handy in meiner Tasche vibrieren. Schnell wühlte ich darin herum, bis ich das Gerät in meinen Händen hielt bevor der Anrufer bereits aufgelegt hatte. Es war Nick.

„Was willst du?", ich versuchte selbstbewusst zu klingen, doch meine Stimme zitterte. „Mein Vater hat den Richter und einige der Jury bezahlt um für meine Unschuld zu plädieren." In meinen Ohren rauschte es. Das konnte jetzt nicht wahr sein. „Was?", stammelte ich. „Ich werde wahrscheinlich nicht verurteilt werden, Babygirl." Ich konnte sein perverses Grinsen durch den Hörer hören. Mir wurde schlecht. „Warum tust du mir das an, Nick?" – „Ich möchte noch eine Weile meinen Spaß mit dir haben, Baby." Ich konnte mir seine ekligen Aussagen nicht länger anhören und legte einfach auf. Mir war kotzübel, heiß und eiskalt zugleich. Ich stand auf und eilte auf wackligen Beinen zur nächsten Toilette. Ich stürzte in einer der Kabinen und warf mich auf meine Knie. Ich musste würgen, doch nichts kam aus mir heraus. Eine Weile blieb ich am Boden der Toilette sitzen bevor ich mich langsam aufrappelte und die Kabine verließ. Ich wusch meine Hände und wischte mit kaltem Wasser über meine Stirn und meinen Nacken.

Ich sah noch immer einige Sternchen, als ich die Toilette verließ. Ich fühlte mich elend und wollte nichts sehnlicher als zu meinen Eltern zu können. Ich wanderte durch die langen Flure des Gerichts und wollte gerade um eine Ecke gehen, als ich Nicks Vater sah, der wütend den Richter anherrschte. „Ich habe Ihnen genug Geld gegeben, damit Sie meinen Sohn nicht verurteilen.", spuckte er dem Richter ins Gesicht. „Mr Michaels, Sir, wenn Ihr Sohn nicht während der Verhandlung diese SMS geschrieben hätte, wäre das ganze einfacher gewesen, aber so? Wir haben genug Augenzeugen, Journalisten unter anderem, die alles mitbekommen haben und nicht alle Jurymitglieder waren käuflich. Ich fürchte, ich kann nichts für Ihren Sohn tun." – „Sie werden meinen Sohn nicht verurteilen. Haben wir uns da verstanden?", bedrohlich trat Mr Michaels einen Schritt auf den Richter zu, der einen Schritt nach hinten taumelte. Stumm nickte dieser einfach nur. Zufrieden ließ Mr Michaels von ihm ab. „Geht doch.", er grinste süffisant. Während deren Konversation hielt ich den Atem an. Dankbar für meine Sucht nach Krimiserien, ließ mich das ganze mit dem Handy mitfilmen. Ohne zu zögern schickte ich das Video an Tasha und machte mich auf den Weg sie zu suchen.

Noch bevor ich sie finden konnte, wurden wir zurück in den Saal gerufen. Die Zuschauer strömten zurück auf die Bänke, während ich mich nach vorn zu Tasha drängelte. „Tasha, hast du meine Nachricht gesehen?", fragte ich sie. Sie sah mich verwirrt an und griff nach ihrem Handy in ihrer Tasche. Sie wollte gerade auf das Video klicken, doch der Richter bat um Ruhe.

„Kam die Jury zu einem Urteil?" – „Ja, Euer Ehren." Ein Jurymitglied am Rand stand auf. Es war ein Mann, weiß, etwa das gleiche Alter wie Nicks Vater, vermutlich gekauft. „Wir, die Jury, erklären Nick Michaels den Anschuldigungen für nicht schuldig." Unverständnis zeigte sich unter den Zuschauern. Der Richter schloss die Verhandlung und verließ eilig den Saal.

„Ich hab es dir doch gesagt, Babygirl.", süffisant grinsend stand Nick vor mir und blockierte den Weg zum Ausgang. „Herzlichen Glückwunsch.", murmelte ich mit gesenktem Kopf und versuchte an ihm vorbeizugehen. Er griff nach meinem linken Handgelenk und zog mich zurück. Vielleicht etwas zu schwungvoll, denn ich stieß an seine Brust und er ließ nicht locker, sodass ich nicht zurückweichen konnte. „Du kannst es dir jederzeit anders überlegen, Rebecca. Schenk mir eine Nacht mit dir und ich sag dem Richter alles was du willst.", flüsterte er in mein Ohr. „Lass mich los, Nick." Ich versuchte mich loszureißen. Ohne Erfolg. „Du hast sie gehört." Shawn. Er hatte den gleichen Tonfall drauf, wie während seines Verhörs. „Lass sie los." – „Ruf mich an, wenn du es dir anders überlegt hast, Babygirl." Provozierend drückte er mir einen Kuss auf die Wange, bevor er mich losließ und schließlich den Saal verließ. Angewidert wischte ich über meine Wange.

„Es tut mir so leid, B.", Shawn zog mich in seine Arme. „Schon okay.", wisperte ich und sog tief seinen Duft ein. „Ich konnte mich gar nicht konzentrieren während deiner Aussage. Tasha musste mich ermahnen nicht gleich zu sabbern." Shawns Brust vibrierte, weil er leicht lachen musste. „Ich kann dich wohl nie mit auf Events nehmen, wenn du jedes Mal solche Reaktionen auf meine Outfits hast, B.", schmunzelte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

„Becca, ich habe deine Nachricht gesehen." Tasha wartete draußen mit meinen Eltern auf mich. „Wir gehen damit an die Öffentlichkeit." Sie hielt mir die Türe auf und wir wurden abermals von zahlreichen Journalisten in Empfang genommen. Alle wollten ein Statement. „Miss Maywell, was haben Sie zum Urteil zu sagen?" – „Wir werden definitiv in Revision gehen. Das Urteil wird früher oder später als rechtswidrig erklärt werden, da wir Grund zu Annahme haben, dass sowohl Richter als auch Jurymitglieder bestochen wurden, um Mr Michaels freizusprechen. Ich werde zusammen mit Miss Clarke so lange kämpfen, bis sie Gerechtigkeit erfährt. Mr Michaels machte während des Prozesses mehr als deutlich, dass er alles gestehen würde, sofern meine Klientin ihm sexuelle Gefälligkeiten bietet. Muss Miss Clarke wiederholt psychisches, als auch physisches Trauma erfahren, damit man sie endlich ernst nimmt? Muss eine junge Frau weiterhin in Angst leben, dass ihr Exfreund ihr auflauert um ihr mehr Verletzungen zuzufügen, sodass eine kollabierte Lunge harmlos dagegen zu sein scheint? Die Wahrheit wird siegen, dafür werde ich sorgen."

it has always been him {Shawn Mendes} (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt