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Abends stieg unsere große Party. Die meisten der Lehrer waren nach ein, zwei Stunden schon gegangen, und je später es wurde, desto mehr Leute außerhalb unserer Schule kamen. Ich hatte mich zuhause umgezogen und traf Shawn und den Rest wieder an der Location. Shawn hatte gefragt, ob er noch Brian und Connor einladen dürfte, damit war ich einverstanden. Ich sah einmal an mir hinab, zupfte den Ausschnitt des Kleides zurecht, atmete tief durch und stieß die Türen unserer Location auf. Wir hatten eine große Halle mit Bühne gemietet, die ich jetzt erst zum ersten Mal sah. Während ich die Dekoration bewunderte, spürte ich die Blicke der anderen auf mir. Natürlich wusste ich, dass es an dem Kleid lag. Ich schluckte meine Unsicherheit hinunter, straffte meine Schultern und machte mich auf die Suche nach meinen Freunden. Ab und zu hörte ich Getuschel, während ich mich durch die Menge quetschte. Aufgrund des tiefen Ausschnitts konnte man meine noch immer sichtbare Narbe meiner OP sehen. Ich überlegte erst, ob ich sie abdecken solle, aber entschied mich dagegen, denn schließlich war sie ein Teil von mir und ich musste mich nicht dafür schämen, dass ich einen solchen Angriff überlebt habe. „Entschuldigung. Verzeihung. Darf ich mal?", murmelte ich immer wieder, während ich durch die tanzenden Menschen hindurchschob. Am Rande der Tanzfläche konnte ich Brians roten Haarschopf erkennen. Erleichtert schob ich ein paar Leute beiseite. Um die Jungs hatte sich eine freie Fläche gebildet, eine Art Sicherheitsabstand.

Gerade als ich in das Blickfeld der Jungs trat, spielte der DJ „Don't Cha" von den Pussycat Dolls. Connor sah mich als erstes, Brian und Shawn standen mit dem Rücken zu mir. Connors Augen wurden immer größer und sein Unterkiefer schien beinahe auf den Boden zu fallen. Brian bemerkte seine Reaktion und drehte sich zu mir um. Er fing an zu grinsen und stieß Shawn an. Dieser hatte gerade seinen Drink an den Lippen, als er sich ebenfalls umdrehte. Vor Schreck spuckte er sein Getränk zurück in den Becher. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich stehengeblieben war. Langsam ging ich auf die drei zu, versuchte dabei irgendwie selbstbewusst auszusehen. Brian war der Einzige, der nicht eingefroren zu sein schien und kam mir ein paar Schritte entgegen. „Herzlichen Glückwunsch zum Abschluss, du kleine Streberin.", lachte er und zog mich in eine Umarmung. Er legte eine Hand auf meinen Rücken und führte mich zu den anderen. Connor erwachte aus seiner Starre. „Becca, hi! Du äh siehst wirklich toll aus.", er wurde rot als ich ihn anlächelte. „Fuck my life.", fluchte Shawn und nahm einen großen Schluck aus seinem Becher. Bevor ich irgendetwas zu ihm sagen konnte, hatte er mich mit seiner freien Hand an der Hüfte ruckartig zu sich gezogen und küsste mich stürmisch. Seine Zunge suchte nach meiner und ich schmeckte Whiskey und Cola. Er krallte sich richtig in meine Hüfte und drängte seinen Körper gegen meinen. Schweratmend lösten wir uns voneinander. „Du siehst so verdammt heiß aus, Babe.", raunte er in mein Ohr und drückte dann einen Kuss dahinter. Nun war ich diejenige, die errötete. Um vom Thema abzulenken, schnappte ich mir Shawns Becher und trank einen Schluck daraus.

„Becca!", hörte ich die Stimme meiner besten Freundin hinter mir. Sie kam auf mich zugelaufen und zog den hilflosaussehenden Levi hinter sich her. Mein Blick fiel auf ihre verschränkten Hände und ich grinste Kathy an. Auch sie hatte sich umgezogen. Sie hatte sich ziemlich spontan dazu entschieden, das rosa Prinzessinnenkleid auf der Zeugnisvergabe zu tragen und das rote auf der Party. „Du siehst so gut aus, Becca, ich komm gar nicht klar!", rief sie und ich sah ihr an, dass sie bereits angetrunken war. Ihre Augen strahlten und ihre Wangen waren leicht gerötet. „Du siehst doch selbst wahnsinnig toll aus, oder Levi?", fragte ich ihn frech. „Oh, definitiv.", stimmte er zu und legte den Arm um ihre Hüfte. Fragend sah ich Kathy an und sie wusste den Blick perfekt zu deuten, denn sie fing an zu strahlen und nickte. Dann zeigte sie stolz auf sich selbst, was so viel bedeutete, dass sie den ersten Schritt gemacht hat. Freudig quietschend nahm ich sie in die Arme und wir hüpften auf und ab. „Was für eine Geheimsprache war das denn?", fragte Connor verwirrt. „Glaub mir, das fragt sich die ganze Stufe schon seit Jahren.", lachte Levi. „Ich kenn das schon von den zwei Turteltäubchen hier. Es ist so, als würden sich Shawn und Becca manchmal ein Gehirn teilen.", behauptete Brian und lachte. Kathy und ich hatten uns wieder beruhigt und ich stellte die beiden Brian und Connor vor. „Hey, es war wirklich cool, dass dein Team uns bei unserer Musik geholfen hat, Mann.", bedankte sich Levi bei Shawn. „Es war mir ein Vergnügen." Ich nahm erneut einen Schluck aus Shawns Becher. „Wo bekomme ich auch so eins her?", fragte Kathy und zeigte auf den Becher an meinen Lippen. „Ich besorg dir was.", murmete Levi und drückte einen Kuss auf ihre Wange. Meine beste Freundin kam gar nicht mehr aus dem Strahlen heraus und lächelte breit bis zu beiden Ohren. „Lass uns tanzen!", lenkte sie ab und zog mich an der Hand mitten auf die Tanzfläche. „Sorry.", formte ich entschuldigend zu Shawn und seinen Jungs und ließ mich mitziehen.

Wir tanzten zusammen zu Dua Lipa und Clean Bandit und hatten einfach nur Spaß. Nach und nach gesellten sich Klassenkameraden zu uns. Dann kam ein langsames Slow-Dance Lied. Lächelnd zog Levi Kathy an sich und strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich spürte zwei warme, große Hände an meinen Hüften. „Hi.", raunte seine tiefe Stimme in mein Ohr, welche mir eine Gänsehaut über den Rücken jagte. Ich spürte seine Lippen an meinem Nacken und seinen Körper, der sich fest an meinen Rücken presste. „B, du glaubst gar nicht was in meiner Vorstellung grade mit dir passiert... Was dein Kleid einfach in mir auslöst." Seine Stimme war so rau. Es kribbelte in meinem Magen. Ich drehte mich schwungvoll zu ihm um, zog ihn ein Stück zu mir und küsste ihn stürmisch. Shawn lächelte während er den Kuss erwiderte und streichelte an meiner Hüfte entlang. „Ich liebe dich.", flüsterte ich in sein Ohr. Shawns Lächeln wurde breiter, seine Augen strahlten. „Ich liebe dich.", erwiderte er und küsste meine Nasenspitze. „Ihr seid so niedlich, ist das ekelhaft.", Brian verdrehte lachend seine Augen. Shawn boxte ihn leicht gegen die Schulter. „Du bist doch nur neidisch."

Connor schoss zwischendurch ein paar Fotos, auf die ich mich schon sehr freute. Plötzlich ertönte „There's nothing holding me back" aus den Lautsprechern. So viele Blicke waren auf Shawn gerichtet. Er fing an mitzusingen und mitzutanzen. Zum Refrain hing grölte der ganze Saal mit. Es war schon eine Weile her, dass ich mich so frei und glücklich gefühlt habe wie in diesem Moment.

it has always been him {Shawn Mendes} (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt