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Am nächsten Morgen konnte ich beim Frühstück zahlreiche Artikel zu dem Vorfall lesen. Ich überflog ein paar Schlagzeilen: ‚Shawn Mendes Freundin Becca (17) brutal auf offener Straße zusammengeschlagen', ‚4 gegen 1: Becca Clarke landete im Krankenhaus', ‚Eifersucht oder Rache? Mendes' neue Flamme von 4 Männern verprügelt'. Mir wurde schlecht als ich die Überschriften auch nur lesen musste. Klatschzeitschriften waren einfach nur ätzend. Ich schaltete den Fernseher an, um auf anderen Gedanken zu kommen, doch Pustekuchen. Prompt lief ein Bericht darüber in den Lokalnachrichten: „Sie war nur auf dem Weg nach Hause nach einer Geburtstagsfeier von Freunden, doch sie kam nie dort an. In der Nacht von Freitag auf Samstag wurde Becca von 4 Jungs abgefangen und brutal zusammengeschlagen. Die ganze Attacke wurde von einem Anwohner beobachtet, gefilmt und ins Internet gestellt. Eine Schande, denn laut Zeugenaussagen, hatte niemand der Anwohner dem hilflosen Mädchen geholfen. Ihre beste Freundin fand sie etwa 2 Stunden später, nachdem sie die Party verlassen hatte. Wir hoffen, dass Becca schnell wieder gesund wird und dass alle Beteiligten so schnell wie möglich zur Rechenschaft gezogen werden." Der Beitrag war okay. Er stellte bloß die Fakten dar und Shawn wurde nicht mithineingezogen. Das Video und die Schlagzeilen hatten sich schlagartig verbreitet, sogar über die Landesgrenzen Kanadas. Mehrere Berühmtheiten, die Shawn nahestanden, richteten Tweets an mich und damit wurde eine riesige Welle losgetreten. Über Twitter fragten Journalisten für Interviews an. Ich wurde angebettelt in Talkshows zu kommen. All dieser Trubel machte mich sauer. Ich wollte diese ganze Aufmerksamkeit nicht, besonders nicht zu diesem Thema.

Ich wurde eine Woche bevor Shawn mich nach Jamaika eingeladen hatte aus dem Krankenhaus entlassen. In der Schule hatte ich eine Woche verpasst, doch Kathy kam jeden Tag vorbei und brachte mir die Hausaufgaben. Mum hatte den Laden heute in die Verantwortung ihrer Mitarbeiterin gegeben, um mich abzuholen und nach Hause zu fahren. Es war Freitagmorgen, am Montag würde ich zurück zur Schule gehen. „Becci, dein Vater und ich haben beschlossen, dass du nächstes Wochenende zu Shawn fliegen darfst. Er hat gestern mit uns zusammengesessen und mit uns darüber gesprochen. Wir sind der Überzeugung, dass es dir guttun wird.", lächelnd sah mich Mum vom Fahrersitz aus an. „Dankeschön.", stotterte ich überrumpelt, weil ich beim besten Willen nicht mehr daran geglaubt hatte, dass meine Eltern mich gehen ließen.

Montags war es komisch für die Schule aufzustehen. Meine Rippen waren noch immer nicht komplett verheilt, ich hatte noch zahlreiche Blutergüsse an meinem Körper. Doch ich wollte nicht noch länger zu Hause bleiben. In der Schule behandelte man mich wie ein rohes Ei, und ehrlich gesagt, war es okay. Ich wollte nur den Stoff nachholen, den ich während meines Krankenhausaufenthalts verpasst hatte und da wollte ich keine zusätzlichen Ablenkungen. Deswegen konnte ich es kaum erwarten, dass es endlich Freitag war. Denn Freitag hieß, dass ich nicht zur Schule musste und endlich zu Shawn fliegen konnte. Freudig packte ich Donnerstagabend meinen Koffer.

Bald, Babe
xx S

Ich war so aufgeregt, ich konnte kaum schlafen. Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und zog mein bereits am Vorabend zurechtgelegte Outfit an. Es bestand aus ein paar Leggings und einem Top und einer weißen Weste, die ich Shawn, bevor er bereits nach Jamaica geflogen ist, stibitzt hatte. Ich atmete tief ein und sofort stieg mir sein unwiderstehlicher Duft in die Nase. „Becci, kommst du?", rief meine Mum von unten. Ich zog den Reißverschluss meines Koffers zu und hievte ihn vom Bett. „Lass mich dir helfen, Liebes.", Dad bot mir seine Hilfe an und trug meinen Koffer die Treppe nach unten. Unten zog ich mir meine Winterjacke an, auch wenn ich sie in Jamaika nicht brauchen würde, war es hier in Kanada immer noch schweinekalt. Meine Eltern fuhren mich zum Flughafen. Nachdem ich eingecheckt hatte und das Boarding kurz bevorstand, nahmen meine Eltern mich fest in die Arme. „Pass auf dich auf.", murmelte Mum und drückte einen Kuss auf meinen Scheitel.

Als ich im Flugzeug saß, schlug mein Herz in doppelter Geschwindigkeit. Ich war so aufgeregt. Das war mein erster Flug alleine. Ich krallte mich in die Armlehnen, als das Flugzeug abhob und in vier Stunden in Jamaika landen würde. Das Display vor mir zeigte mir die Strecke, die wir fliegen würden und dass wir quasi in die Vergangenheit fliegen würden, da Jamaika eine Stunde von Toronto zurücklag. Gegen 12 Uhr Ortszeit würden wir landen.

Die Zeit verging wortwörtlich wie im Flug, da ich mir einen Film angeguckt hatte und noch mehr Zeit damit verbrachte aus dem Fenster zu sehen und die Welt von oben aus zu betrachten. Die Landung verlief problemlos und ich war froh endlich aufstehen zu können und meine Beine zu vertreten. Meine Jacke hing nutzlos über meinem Arm, als ich das Flugzeug verließ und mich auf den Weg zur Gepäckausgabe machte. Nachdem ich eine Weile umherirrte, hatte ich endlich das richtige Gepäckband gefunden. Mit Mühe und Not hob ich den Koffer hoch und ging Richtung Ausgang. Ich entdeckte eine Frau mit einem Schild in der Hand: R. Clarke. Ich schätzte, sie meinte mich. Zögerlich ging ich auf sie zu. „Rebecca?", fragte sie mit einem Lächeln. Ich nickte. „Becca reicht.", fügte ich schnell hinzu. „Ich bin Teddy. Shawn denkt, dass du erst heute Abend ankommst.", grinste sie und wollte mir meinen Koffer abnehmen. „Es tut mir so leid, was du durchmachen musstest.", sagte sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Ich schluckte und nickte bloß. Während der Fahrt erzählte Teddy stolz von den Songs, die sie mit Shawn bereits geschrieben hatte. „Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass er dir bald einen Song zeigen will." Überrascht sah ich sie an. „Wirklich? Er sagte zu mir, dass ich erst was hören darf, sobald etwas offiziell veröffentlicht wird." – „So ein Schwachsinn.", lachte sie und schüttelte den Kopf. „Er redet nur von dir, Becca.", erzählte Teddy nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten. Augenblicklich wurde ich rot. „Du hast ihm wirklich den Kopf verdreht." – „Frag mich mal.", murmelte ich und meine Wangen wurden noch roter. Teddys Lächeln wurde breiter. „Ich freue mich schon, euch zusammen zu sehen." – „Ich kann es kaum erwarten." – „Hey, Shawn bat mich dich mit ins Studio zu nehmen, damit du deinen Stil findest. Er hat erzählt, dass du Aufnahmen für dein Studium brauchst." Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. „Keine Sorge, er darf erst mit, wenn du dich ein bisschen wohler mit dem Gedanken fühlst.", meinte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. 

it has always been him {Shawn Mendes} (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt