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Vor dem Haupteingang wartete Aaliyah auf mich. „Na?", begrüßte sie mich mit einem frechen Grinsen. Skeptisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe und sah das Mädchen abwartend an. „Mein Bruder und du machen also ernst, ja?" Ihr Grinsen wurde breiter. „Ich kann verstehen, dass du es komisch findest.", seufzte ich. „Komisch? Nein, niemals! Ich kann mir niemand besseren an seiner Seite wünschen als dich.", strahlte sie und umarmte mich stürmisch. Lächelnd erwiderte ich ihre Umarmung. „Na los, lass uns nach Hause gehen.", schlug ich ihr schließlich vor nachdem sie sich von mir löste.

Auf dem Nachhauseweg waren wir in ein Gespräch vertieft, dass jäh durch das Klingeln meines Handys unterbrochen wurde. „Hey, Mum. Was gibt's?" – „Liebes, wir haben tolle Neuigkeiten! Der Laden kann endlich eröffnet werden!" – „Wow, das freut mich wirklich. Das ging ja jetzt wirklich schnell." Ich hatte ehrlich gesagt kaum mitbekommen, wie weit meine Mutter mit ihrem Laden war. „Diesen Freitag schon!" Erstaunt hielt blieb ich stehen, was auch Aaliyah verwirrt anhalten ließ. „Schon diesen Freitag? Wahnsinn!" – „Wir reden, wenn du zu Hause bist, ja? Oh Becci, ich bin so aufgeregt!" Ich verabschiedete mich und steckte das Handy zurück in meine Jackentasche. „Deine Mum eröffnet schon?" Freudig sah mich meine Wegbegleitung an. Ich nickte lächelnd. „Wahrscheinlich liegt die Einladung schon bei euch zu Hause."

Ich brachte Aaliyah noch nach Hause und ging dann alleine die wenigen Meter zurück zu unserem Haus. „Ich bin zu Hause!", rief ich, sobald ich die Haustür hinter mir geschlossen hatte. Aufgeregt kam mir bereits meine Mutter entgegengelaufen. „Endlich bist du da! Ich will dir zeigen, was du bei der Eröffnungsparty tragen kannst." Ohne eine Antwort abzuwarten, schnappte sie sich mein Handgelenk und zog mich hinter sich her in ihr Arbeitszimmer. Dort hingen so viele Kleider und Anzüge an Kleiderstangen, sodass man die eigentliche Möblierung schon gar nicht mehr sehen konnte. Fasziniert ging ich an den Kleiderstangen vorbei und ließ meine Hände über die weichen Stoffe gleiten. Geheimnisvoll trat Mum an ihre Schneiderbüste, die mit einem weißen Laken verhüllt war. „Ich würde mich freuen, wenn du das hier tragen würdest." Schwungvoll zog sie das Laken hinab und brachte ein Kleid zum Vorschein. Es war etwa knielang und weinrot. Um die Taille waren Glitzersteine eingenäht, die wie ein Gürtel aussahen. „Wow.", staunte ich, „Aber ist der Ausschnitt nicht etwas gewagt?" Das Kleid war tief ausgeschnitten, bis zum Bereich der Glitzersteine wurde der Ausschnitt immer schmaler. „Ach papperlapapp! Du bist jung, zeig was du hast. Zeig Shawn was du hast.", gab sie frech grinsend zurück. „Mama!" Mit hochrotem Kopf sah ich zu Boden. Lachend warf sie wieder das Laken über die Büste. „Du weißt genau, dass er es lieben wird."

Gegen Abend rief ich Shawn an. Nach dem ersten Klingeln nahm er bereits ab. „Elefantenjagdtverein, tötet was trötet, wie kann ich helfen?" Ich brach in schallendes Gelächter aus. „Du bist so bescheuert, Mendes.", prustete ich und schnappte nach Luft. „Du weißt, ich würde sowas nie tun, aber ich habe den Spruch heute irgendwo gelesen und da musste ich ihn einfach anwenden.", lachte der Junge am anderen Ende der Leitung. Mittlerweile hatte ich mich auch wieder beruhigt. „Ich hab schlechte Neuigkeiten." – „Was? Warum? Was ist passiert?" Shawn klang panisch. „Ich muss unser Date für Freitag absagen." – „Oh. Okay.", ich spürte seine Enttäuschung durch den Hörer hindurch. „Der Laden meiner Mum wird am Freitag eröffnet und ich dachte, dass du vielleicht mit mir hingehst?", fragte ich schüchtern. „Aber ich will mit dir alleine sein.", schmollte er. Ich versuchte ihn mit etwas anderem zu überzeugen: „Ich werde ein ziemlich schönes Kleid anhaben." Kurz schwieg er, ich hörte nur seinen Atem. „Dann will ich dir das abends wenigstens ausziehen.", quengelte er wie ein kleines Kind. „Shawn!" Ich spürte, wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Seit wann war er denn so direkt geworden? „Jetzt tu nicht so als würdest du im Gegenzug nicht gerne mein Hemd aufknöpfen." Man könnte hören, wie breit er grinste und ich wurde vermutlich noch roter im Gesicht. „Darüber reden wir noch.", murmelte ich, was Shawn bloß zum Lachen brachte. „B, ich muss Schlussmachen, ich ruf dich später nochmal an.", verabschiedete er sich dann.

Seufzend setzte ich mich an meine Hausaufgaben. Wieso musste es auch erst Dienstag sein und nicht schon Freitag?

Tatsächlich verflog die Woche wie im Flug. In einem Atemzug war es plötzlich schon Freitag. Es war 13 Uhr, Unterrichtsende.

Den ganzen Tag war ich schon total hibbelig. Endlich würde ich Shawn wiedersehen. Die Eröffnung des Ladens meiner Mutter wurde da ganz nebensächlich. Ich konnte es kaum erwarten endlich zu Hause anzukommen. Hastig verabschiedete ich mich von meinen Freunden und eilte nach Hause.

Als ich dort ankam, wuselten bereits meine Eltern schon beinahe panisch durch das Haus. Beide hatten ihr Handy am Ohr und trafen die letzten Vorbereitungen. Beide nahmen meine Anwesenheit wahr und formten eine stumme Begrüßung mit ihren Mündern. Auf dem Weg nach oben zu meinem Zimmer erreichte mich eine Nachricht:

Ich freue mich schon auf dich
-S xx

Sofort antwortete ich mit einem lächelnden Smiley und packte mein Handy wieder weg. Ich musste mich wirklich beeilen, denn um 16:30 mussten wir in Toronto sein, was bedeutete, dass wir spätestens um 16 Uhr zu Hause losfahren würden. Mir blieben also noch zweieinhalb Stunden, um mich fertigzumachen. Nicht unmöglich, aber auch nicht die besten Voraussetzungen.

Zum Glück hatte ich bereits am Abend zuvor geduscht, sodass ich mir diese Zeit gespart hatte und sofort mit dem Styling meiner Haare beginnen konnte. Ich entschied mich dafür meine Haare offen zu lassen und sie mit ein paar leichten Wellen zu versehen, das Kleid war bereits ein Hingucker genug. Ich drehte meine Haare ein und steckte sie mit Haarklammern fest, sodass sie in Ruhe auskühlen konnten und länger hielten. Das ganze Festgestecke war ziemlich aufwendig, ich saß bestimmt über einer Stunde daran. Seufzend lockerte ich meine Hände und suchte meine Schminksachen beisammen. Mein Make Up hielt ich ebenfalls simpel. Ich trug bloß die üblichen Produkte wie Foundation, Concealer, Puder, Bronzer, Highlighter, Rouge und Mascara auf. Für meine Lippen entschied ich mich für einen einfachen Gloss. Nachdem ich alles wieder verstaut hatte, nahm ich die Haarklammern wieder heraus. Eine nach der anderen. Ich legte die Haare richtig, zog mir einen leicht schrägen Scheitel und fixierte das ganze mit etwas Haarspray. Zufrieden sah ich in mein Spiegelbild.

Vorsichtig nahm ich das Kleid, das mit meine Mum bereits an meine Tür gehangen hatte, von seinem Kleiderbügel. Behutsam stieg ich hinein und schloss langsam den Reißverschluss. Dieser ging zum Glück nicht über den ganzen Rücken, sodass ich ihn problemlos alleine zuziehen konnte. Staunend blickte ich in den Spiegel. Es passte perfekt. Der Ausschnitt, über den ich bereits geklagt hatte, war gar nicht so tief wie erwartet. Zu dem Kleid zog ich silberne Riemchenheels an, eine kleine weiße Umhängetasche durfte auch noch mit.

„Becca, wir müssen los!", rief mich mein Vater von unten. Schnell griff ich nach der Tasche, warf mein Handy und Portmonee hinein und ging nach unten. Dort warteten bereits meine Eltern auf mich. Mein Vater trug einen navyblauen Anzug mit weißem Hemd und passender Fliege, meine Mutter trug ebenfalls ein navyblaues Kleid, das sich eng an ihren Körper schmiegte und bis zum Boden reichte. Beide sahen so toll aus. „Becci, Schatz, du sieht wunderschön aus.", verzückt klatschte Mum in ihre Hände, „Ich wusste, dass das Kleid perfekt zu dir passen würde!"

Zügig warfen wir uns unsere Mäntel über und setztenuns ins Auto. Und je näher wir Toronto kamen, desto nervöser wurde ich.    

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Ich habe euch einmal Beccas Kleid oben als Bild eingefügt, damit ihr es euch besser vorstellen könnt.  😊

it has always been him {Shawn Mendes} (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt