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„Also, Kathy", fing Shawn an, während er den Wagen aus der Parklücke lenkte, „Hast du etwas gefunden, was dir gefällt?" Lächelnd sah ich zu dem Jungen rüber. Es mag vielleicht bloß nach Smalltalk aussehen, aber ich wusste, dass es für ihn schwer war, als normaler Mensch angesehen zu werden und deshalb sprach er ungern über sich. Und ich dankte schweigend Kathy dafür, dass sie sich große Mühe gab, nicht völlig aus dem Häuschen zu sein. „Ich hab schon lange einen Plan. Entweder Medizin, Psychologie oder Pharmazie. Ich will später die Welt verändern." – „Wow.", Shawn war wirklich beeindruckt. „Und du, Babe?", fragte er mich nach einer Minute und sah mich kurz lächelnd an. Sofort hörte ich ein leises „Aww" von der Rückbank. Nur durch den Kosenamen wurden meine Handinnenflächen ganz schwitzig und meine Wangen ganz heiß. Shawn bemerkte, wie ich nervös meine Hände an meinen Hosenbeinen abwischte und lachte leicht. „Es ist so süß, wie nervös ich dich mache, B." Dadurch stammelte ich mir erst recht einen zurecht. „Stopp, willst du sie umbringen?", lachte Kathy und Shawn stieg in ihr Lachen ein. „Das ist nicht witzig.", murmelte ich eingeschnappt und sah aus dem Fenster. „Ach, B.", lachte Shawn immer noch, griff nach meiner linken Hand und drückte einen Kuss auf den Handrücken. Anschließend verschränkte er unsere Finger miteinander und ließ unsere Hände in meinem Schoß ruhen. „Scheiße seid ihr niedlich.", platzte es aus Kathy plötzlich heraus. „Ich meine, ich wusste ja, dass Becca schon ewig ein Auge auf dich geworfen hatte, aber ich flippe gleich aus vor lauter Niedlichkeit.", brabbelte sie weiter. „Kathy!", ermahnte ich sie mit weit aufgerissenen Augen. „Achso?", Shawn zog grinsend eine Augenbraue in die Höhe und sah Kathy über den Rückspiegel an, „Erzähl mir mehr." – „Du wusstest das nicht? Er wusste das nicht?", sie richtete die letzte Frage erstaunt an mich. Stöhnend ließ ich mich in den Sitz zurückfallen. Sie würde alles erzählen. „Becca ist eigentlich schon die ganze High School Zeit tierisch verknallt gewesen.", erzählte sie schließlich, was Shawns Grinsen noch weiterwachsen ließ. „Auch wenn sie es nie zugegeben hätte. Aber sie hat noch tagelang von eurem allerersten Kuss geschwärmt." Schon wieder spürte ich die Hitze in meinen Wangen aufsteigen. Der Kuss an Neujahr war nicht unser erster gewesen. Der war auf unserer Geburtstagsparty letztes Jahr während eines Trinkspiels. Wir spielten „Wenn ich du wäre" und einer von Shawns Freunden, ich glaube es war Brian, meinte zu ihm, dass wenn er Shawn wäre, dass er mich küssen würde. Die Runde war komplett aus dem Häuschen und grölten umso lauter, als Shawn aufstand und mich küsste. Dass wir beide nicht ganz nüchtern waren, muss ich nicht erwähnen. Keiner war das. „B, warum hast du mir das nie erzählt?", fragte er mich grinsend. „Weil es nicht gerade eine Geschichte ist, auf die man stolz ist? Es ist doch fast schon peinlich zuzugeben, dass man mit 16 seinen ersten Kuss während eines Trinkspiels mit dem besten Freund hatte, in den man sich vor Jahren verguckt hat." Shawn schwieg kurz. Ebenso wie Kathy. „Wieso waren all unsere ersten Male betrunken?", fragte er dann leicht den Kopf schüttelnd. „Alkohol macht locker, er hilft dabei Dinge zu tun, die man sich nüchtern niemals trauen würde.", klugscheißte meine beste Freundin von der Rückbank. Shawn nickte. „Ich hätte mich nüchtern so einiges nicht getraut. Besonders nicht an Silvester.", gab er zu.

„Warum warst du dann eigentlich mit Nick zusammen, wenn du Gefühle für mich hattest?", fragte Shawn plötzlich, als wir gerade Pickerings Ortsschild erreichten. Jetzt wollte er es aber wissen. „Ähm, naja.", stotterte ich, „Ich dachte vielleicht, dass ich so über dich hinwegkäme." Shawn schmunzelte. „Na das hat ja super funktioniert." – „Hast du echt gar nichts für Nick empfunden?", fragte mich Kathy, denn sie wusste die Antwort dazu auch nicht. „Doch schon, aber es war bei weitem nicht so wie für Shawn.", gab ich schließlich zu. „Seit wann hätten wir zusammen sein können?", fragte der Junge mich mit einem ernsten Ton. Ich schluckte und atmete einmal durch. „Wenn es nach mir gegangen wäre, so seit 3,4 Jahren." Shawns Griff um das Lenkrad verfestigte sich. „Und ich Vollidiot hab mein erstes Mal mit 16 mit irgendeiner anderen und vergnügte mich mit 25-Jährigen, während ich dich mit 15 schon hätte haben können?", fragte er mehr sich selbst als mich. Leise räusperte sich Kathy. „Keine Panik, das hab ich alles schon in einem Interview erzählt." Wir kamen an Kathys Adresse an. „Danke fürs Nachhause bringen, Shawn. Bis Montag, Becca." Sie warf mir einen Luftkuss zu, stieg aus und ging ins Haus. „Shawn.", wisperte ich, da er immer noch das Lenkrad fest umklammert hielt. „Das alles ändert doch nichts. Du hast mich jetzt. Das ist alles was zählt." Zaghaft berührte ich seinen angespannten Oberarm. Sein Griff um das Lenkrad war so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet. Ich schnallte mich ab, um mich besser zu ihm beugen zu können. „Shawn, schau mich an." Sanft drehte ich sein Gesicht in meine Richtung. Man sah ihm an, dass sein Gehirn angestrengt arbeitete. Ich sah abwechselnd zwischen seinen beiden Augen hin und her. Ohne weiter darüber nachzudenken, richtete ich mich im Beifahrersitz noch weiter auf. Ich nahm Shawns Gesicht in meine Hände und küsste ihn stürmisch. Ich merkte, dass er sofort entspannte. Er ließ vom Lenkrad ab und wickelte seine Arme um meine Mitte. Geschmeidig hatte er mich auf seinen Schoß gezogen. Ich stieß mich von ihm ab und gewann etwas Abstand, soweit es der limitierte Platz zuließ. „Was ist, wenn uns jemand sieht?", fragte ich leise. „Mir egal.", raunte er nur und presste wieder seine Lippen auf meine. Irgendwie fühlte es sich anders an als sonst. Die Küsse waren alles andere als liebevoll. Er war eher fordernd, harsch, ja fast schon grob. Als würde er herausfinden wollen, dass ich wirklich da bin und nicht nur eine Fantasie. „Shawn, stopp.", bat ich und drückte ihn weg. Meine Lippen schmerzten bereits. „Was ist los?", fragte ich ihn. Sein Blick war unruhig, irgendwas schien ihn zu beschäftigen. „Es hat wehgetan zu hören, dass ich die letzten 2 Jahre mit sinnlosen One-Night-Stands verplempert habe, wenn wir uns gegenseitig wollten. Seit dem Kuss an meinem 18. Geburtstag habe ich dich nicht mehr aus dem Kopf gekriegt. Verdammt, B, ich habe Songs über dich geschrieben und ich mache es immer noch.", gestand er. 

it has always been him {Shawn Mendes} (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt