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„Worüber denkst du nach?", brach Shawn die Stille. Wir hatten Pickerings Ortsschild bereits hinter uns gelassen. Ich seufzte und lehnte meinen Kopf gegen die Fensterscheibe. „Ich frage mich, warum er sich nicht gemeldet hat." Shawn sah zu mir rüber. „Wer? Nick? Er hat immer noch nichts von sich hören lassen?", fragte er spöttisch. Ich sah schweigend aus dem Fenster. „Was glaubt er eigentlich wer er ist? Ich verstehe echt nicht, was du an dem findest." – „Er macht mich glücklich!", versuchte ich Nick vor meinem besten Freund zu verteidigen. „Ja, das seh ich.", schnaubte dieser verächtlich. „Ist er nicht sowieso zu alt für dich?", fragte Shawn mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Er ist 19. Wie du.", verdrehte ich die Augen. „Sag ich doch." – „Achso, also wärst du rein theoretisch auch zu alt?", ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Ich weiß wenigstens wie man Frauen richtig behandelt.", murmelte er und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Es war viel Verkehr Richtung Toronto, wir würden vermutlich länger brauchen als ursprünglich gedacht. Schweigend sah ich wieder aus dem Fenster. „B, sei nicht sauer auf mich." Ich spürte plötzlich seine Hand auf meinem Oberschenkel. Mein Kleid ist dadurch, das ich sitze, etwas nach oben gerutscht, sodass er meine nackte Haut berührt. Sein Daumen malt kleine Kreise auf mein Bein. „Ich bin nicht sauer auf dich. Mich nervt es nur, dass du Nick gar keine Chance gibst. Du nörgelst nur rum als wüsstest du alles besser.", gab ich zu. „Weiß ich auch.", sein rechter Mundwinkel zog sich nach oben, „Ich weiß alles von dir, B. Und er kann das sicher nicht von sich behaupten." – „Das ist doch was ganz anderes! Wir kennen uns seit 17 Jahren!", meckerte ich. „Eben. Und wie lange kennt ihr euch? 7 Monate?" – „Ich liebe ihn!", rechtfertigte ich mich. „Und trotzdem sitzt du mit einem anderen Jungen im Auto.", murmelte Shawn kaum hörbar und zog seine Hand wieder zurück.

Den Rest der Fahrt schwiegen wir. Als wir den Club erreichten, sah ich bereits die lange Schlange vorm Eingang. Shawn fuhr um den Block und parkte am Hintereingang. Ich wollte gerade die Tür öffnen, doch Shawn beugte sich zu mir und hielt mich davon ab. „Ich will dir wirklich nichts Böses, B. Ich will nicht, dass du verletzt wirst und ganz ehrlich, ich traue Nick nicht wirklich. Bitte versteh mich doch." Er versuchte in meinem Gesicht irgendeine Reaktion zu erkennen. „Was auch immer.", flüsterte ich und stieg einfach aus. „Becca!" Er war mir direkt auf den Fersen. Ich ging stur auf die Tür zu. „Rebecca, bitte!" Ich blieb wie eingefroren stehen. Er nannte mich nie bei meinem vollen Namen. Er war der einzige, der mich B nannte. Oder Becca, so wie die Meisten auch. „Was?", pflaumte ich den Jungen an. „Ich will nicht mit dir streiten. So soll 2017 nicht enden. Lass es mich wieder gut machen. Ich lad dich heute Abend ein." – „Davon bin ich ausgegangen." Damit brachte ich Shawn zum Schmunzeln. „Also ist alles wieder gut?" Ich nickte. Ich wollte auch nicht mit ihm streiten. Lächelnd zog er mich in eine Umarmung. „Ich hab dich lieb, B.", flüsterte er in mein Ohr. „Ich dich auch.", murmelte ich in seine Brust. Wir lösten uns aus der Umarmung. Shawn legte seinen rechten Arm um meine Hüfte und gemeinsam steuerten wir die Tür an. Der Türsteher öffnete uns mit einem Kopfnicken.

Nach ein paar Metern dröhnte mir bereits gedämpft Musik entgegen. Shawn lotste mich durch den Club geradewegs auf die VIP-Lounge zu. Um nicht verloren zu gehen, griff ich nach seiner Hand. Als wir dort ankamen, waren dort einige Jungs bereits versammelt. Sie waren schon sichtlich angeheitert, da sie Shawn mit einem lauten „Yo, Mendes" begrüßten. Ich kannte keinen von ihnen, selbst wenn sie sich vorstellen würden, hätte ich kurz darauf die Namen bereits wieder vergessen. Namen merken gehörte definitiv nicht zu meinen Stärken. Ich konnte mich gar nicht richtig umsehen, schon wurde mir ein Shotglas in die Hand gedrückt. Unsicher sah ich zu meinem besten Freund. Ich hatte noch nie so richtig Alkohol getrunken. Mal ein Glas Sekt an Weihnachten, aber nie etwas härteres. „Ist schon okay, B. Ich verrate es keinem.", Shawn zwinkerte mir zu und setzte das Glas an seine Lippen. Noch immer verunsichert hob ich das Glas ebenfalls an meine Lippen. Ohne groß drüber nachzudenken, schloss ich meine Augen und schon spürte ich, wie die brennende Flüssigkeit meinen Hals hinunterlief. Angewidert verzog ich mein Gesicht, was die Jungs zum Lachen brachte. „Wen hast du uns da eigentlich mitgebracht, Mendes?", fragte ein blondhaariger Junge, der mich förmlich mit seinen gierigen Blicken auszog. „Euch habe ich schon mal gar keinen mitgebracht.", beschützend legte er wieder seinen Arm um mich und zog mich an der Hüfte zu sich. „Das ist Becca, meine beste Freundin.", stellte er mich schon beinahe stolz vor. Schüchtern sah ich in die Runde. „Beste Freundin also?", fragte ein anderer grinsend. Shawn verdrehte die Augen und zog mich auf das Sofa, das in einer U-Form um einen runden Couchtisch stand. „Ich hab gehört, Mendes schmeißt eine Runde!", rief ein Junge mit eher rötlichem Haar grinsend. Shawn lachte und fragte dann nach ihren Getränkewünschen. „Und die Lady?", er sah mich lächelnd an. „Ähm... ich weiß nicht?" – „Ich find schon was für dich.", er grinste leicht, drückte sanft meine Hand und verschwand dann Richtung Bar. „Also, Becca.", sprach mich einer der 5 an. „Wie kommt es, dass du bisher nie mit uns unterwegs warst?" Ich räusperte mich. „Vermutlich, weil ich zu jung bin." Zum Glück war die Musik in der Lounge in einer Lautstärke, dass man sich unterhalten konnte ohne einander anschreien zu müssen. „Wie alt bist du denn?", fragte ein anderer und rutschte näher zu mir. „17." Sie grinsten einander an. „Wie süß, dann gehst du noch zur Schule?" Ich nickte nur. Endlich kehrte Shawn zurück. Er hatte ein Tablett mit den Getränken dabei. Zögerlich nahm ich meines entgegen und probierte einen Schluck.

Nach einer guten Stunde waren einige der Jungs schon betrunken, auch Shawn war schon deutlich angetrunken. „So Jungs, Zeit die Mädels abchecken zu gehen.", grinste der blonde Junge und erhob sich. Shawn stand auf und hielt mir seine Hand hin. „Lust du tanzen?" – „Tanzen? Du?", fragte ich lachend zurück. „Ich werde dich das nur einmal fragen, B.", grinste er noch immer mit seiner ausgestreckten Hand. Lachend legte ich meine Hand in seine und ließ mich hochziehen. Als ich stand merkte ich, dass der Alkohol bereits seine Wirkung zeigte. 

it has always been him {Shawn Mendes} (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt