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Ich bekam gar nicht wirklich mit, dass Shawn mich auf die Couch hob und in die Wolldecke einwickelte. Nur unterbewusst bekam ich mit, wie er telefonierte. Ich war eher damit beschäftigt mit leerem Blick an das andere Ende des Sofas zu starren. Immer wieder spielten sich die eskalierenden Szenen mit Nick vor meinem inneren Auge ab. Tränen kamen mittlerweile keine mehr aus meinen Augen. Ich vermutete, ich hatte ich keinen Tropfen Wasser mehr in meinem Körper. Als hätte er meine Gedanken gelesen, hielt Shawn mir plötzlich kein Glas Wasser unter die Nase. Noch immer telefonierte er. Sein Handy hatte er zwischen seine linke Schulter und sein linkes Ohr geklemmt. „Jetzt trink, B.", befahl er mir und widmete seine Aufmerksamkeit zurück zum Telefonat. Ich nippte am Wasserglas und versuchte Shawns Gespräch zu folgen. „Andrew, es ist mir egal. Der Typ wird zurückkommen. Ich werde nicht zulassen, dass er ihr nochmal etwas antut. - Gefährlich für mich? Ich bitte dich! - Steig einfach in den nächsten Flieger nach Toronto, dann klären wir das persönlich." Er legte auf und fuhr sich durch die dunklen Locken. „Alles okay?", fragte ich vorsichtig. Er seufzte und setzte sich zu mir. „Das sollte ich dich fragen." Ich stellte das Glas auf dem Couchtisch ab und griff nach einer von Shawns Händen, die in seinem Schoß ruhten. „Ich bin okay.", versicherte ich mit einem schwachen Lächeln. Er verschränkte unsere Finger miteinander und rutschte näher zu mir. „Bist du nicht, B.", murmelte er. Für einen Moment sahen wir uns schweigend an. „Was genau ist das jetzt eigentlich mit uns?", fragte er aus dem Nichts heraus. Er sah mich nicht an, sondern auf unsere Hände und spielte mit meinen Fingern. Eine Angewohnheit, wenn er nervös war. „Ist Shawn Mendes etwa gerade nervös?", zog ich ihn etwas auf. „Das ist nicht witzig, Becca.", er sah mich mit einem ernsten Blick an, wurde aber leicht rot, „Ich versuche gerade irgendwie meiner besten Freundin beizubringen was ich für sie empfinde." – „Und was empfindest du für sie?", fragte ich leise. Ich kaute auf meiner Unterlippe herum und mein Herzschlag verdoppelte sich. Auf einmal war auch ich unglaublich nervös. Shawn atmete tief durch. „Das ist schwerer als ich dachte.", lachte er unsicher. „Dann tu es nicht." Verwirrt sah er mich an. „Naja, wenn es dir jetzt zu schwerfällt, dann warte einfach, bis es dir einfacher über die Lippen geht. Wir schauen bis dahin einfach was passiert." Mit einem Schmunzeln sah er mich an. „Dabei haben wir völlig falsch angefangen. Wie paradox ist das bitte? Ich kann mit dir schlafen, dich küssen, traue mich aber nicht, dir meine Gefühle zu offenbaren." Er lachte. „Und ich dachte immer, Shawn Mendes wäre so selbstbewusst, dass er sich immer das holt was er will.", seufzte ich gespielt enttäuscht. „Forderst du mich etwa gerade heraus, B?", fragte er grinsend. Ich zuckte bloß lachend die Schultern. Es faszinierte mich, wie schnell er mich aufmuntern konnte.

Shawn wollte mich nicht alleine lassen, deshalb entschied er sich dafür, den Fernseher wieder einzuschalten und blieb bei irgendeiner Sitcom hängen. Ehrlich gesagt konnte ich mich gar nicht auf die Serie konzentrieren. Ich beobachtete lieber den Jungen, der es sich neben mir gemütlich gemacht hatte. Selbst sein Seitenprofil war atemberaubend. Diese Locken, die ihm vereinzelt in die Stirn fielen. Die strahlenden braunen Augen, die von langen Wimpern umrahmt wurden. Die kleine Narbe an seiner Wange, bei der es so aussah, als würde sie ebenfalls mitlachen, wenn Shawn lachte. Sein wunderschönes Lächeln, das die Welt gleich wieder in Ordnung machte. Der Hauch von Bartstoppeln an seinem Kinn und Mundbereich, was ich irgendwie heiß fand. Seine Wangenknochen und sein Kiefer, die sein Gesicht kantig machten, aber nicht zu sehr. Und diese wundervoll vollen Lippen, die einen dazu einluden, sie den ganzen Tag zu küssen. Er war so perfekt. Und ich habe ihn schon immer so gesehen. „Mach ein Foto, das hält länger." Ich zuckte zusammen und wurde rot. Er hatte bemerkt, dass ich ihn angestarrt habe. Frech grinsend sah er mich an. „Woran hast du gedacht, B?" – „Äh, also.", stotterte ich, „Nichts bestimmtes." Er fing an zu lachen. „Du bist eine schlechte Lügnerin, Becca. Ich hab doch gemerkt, dass du mich anstarrst." Er setzte sich etwas auf und beugte sich soweit vor, dass er zwischen meinen Beinen saß und sich mit einem Arm an der Lehne hinter meinem Kopf abstützte. Schon wieder brachte er meinen Herzschlag zum Ausrasten. „Du bist einfach so schön.", gab ich schließlich flüsternd zu. Daraufhin lächelte er mich schüchtern an, sah dabei jedoch immer wieder auf meine Lippen, schien sich aber nicht ganz zu trauen. Ich legte eine Hand in seinen Nacken, zog ihn noch näher zu mir und küsste ihn. Ein ganzes Feuerwerk in mir explodierte. Ohne den Kuss zu unterbrechen, setzte Shawn sich wieder auf und zog mich auf seinen Schoß. Meine Arme lagen um seinen Hals, während er mit beiden Händen an meinem Rücken meinen Körper an sich drückte.

„Beste Freunde also, hm?" Plötzlich schreckten wir beide auseinander. Meine Mutter stand mit hochgezogener Augenbraue vor uns. „Ähm, Mama, ich kann das erklären.", stotterte ich mit hochrotem Kopf. Doch sie fing nur an zu grinsen. „Schön dich zu sehen, Shawn. Lasst euch nicht stören, ich bin auch gleich wieder weg." Ich vergrub meinen Kopf in Shawns Brust. Mein Gott wie peinlich. Noch bevor irgendjemand von uns etwas sagen konnte, ging die Haustür erneut auf. „Becca, was zur Hölle haben die Fotos im Fernsehen zu bedeuten?" Dad hatte die Nachrichten gesehen. Na klasse. Schnell kletterte ich von Shawns Schoß. „Setzt euch bitte.", bat ich meine Eltern. „Oh Gott, du bist schwanger!" Meine Mum sah mich geschockt an, als sie sich setzte. „Was? Nein! Gott, nein!", versicherte ich ihr. Jedoch anscheinend nicht glaubwürdig genug, denn sie sah abwartend zu Shawn. Der hob jedoch nur abwehrend die Hände. „Wenn, dann nicht von mir." – „Nicht witzig.", mahnte ich.

Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, erzählte ich meinen Eltern den Vorfall mit Nick. Mum schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund, Dad wäre am liebsten sofort zu Nick nach Hause gefahren um ihm eine ordentliche Standpauke zu halten. Nach kurzem Schweigen, brach Mum die Stille. „Was nun aber viel interessanter ist: Ich konnte ja eben die Bestätigung der Nachrichten live und in Farbe erleben. Heißt das, ich kann endlich sagen, dass ich die Wette gewonnen habe?" Sie sah uns grinsend an. Dad schlug sich kopfschüttelnd mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Welche Wette?", fragten Shawn und ich gleichzeitig. „Ich habe mit Karen gewettet, wann aus euch was Ernstes wird." Mit großen Augen sah ich sie an. „Dein Ernst?" Shawn fand das im Gegensatz zu mir ziemlich lustig. „Was hat meine Mum denn gewettet?", fragte er lachend. „Sie meinte, dass du warten wirst, bis Becca 18 ist. Ich hielt dagegen und sagte, dass es vorher passieren wird. Deine Schwester meinte sogar, dass du es mit 18 riskierst und es versuchen würdest." – „Ihr habt all die Jahre versucht uns zu verkuppeln?" Mir klappte die Kinnlade herunter. „Aaliyah hat es auf jeden Fall versucht. Sie hat mir jedes Mal die Ohren vollgeschwärmt, nachdem du bei uns zu Hause warst." Shawn bekam sich vor Lachen gar nicht mehr ein. Kopfschüttelnd sah ich den Jungen an. Einfach unglaublich.

it has always been him {Shawn Mendes} (deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt