Ein Herzschlag entfernt | Wincent Weiss

Umzugshilfe

Wenig später sitzen wir in seinem Auto und ich lotse ihn zu mir nach Hause. "Was machst du nächstes Wochenende?", fragt er nach einer Weile,"Ich habe am Donnerstag noch ein Konzert in der Nähe und dann erstmal frei". Ich überlege kurz und dann fällt es mir wieder ein, sofort bin ich aufgeregt. "Ich ziehe um. Ich muss in den nächsten Tagen noch streichen und Möbel aufbauen und am Wochenende steht Umzugskisten schleppen an. Samstag müsste ich dann endgültig umziehen können", erzähle ich aufgeregt. "Brauchst du Hilfe?", fragt er und schaut mich an, "Wie wäre es, wenn wir unser Date morgen in deine neue Wohnung verlegen und wir streichen?". Wenn er mir helfen würde, könnte ich schon am Freitag fertig sein und am Samstag eine Einweihungsparty schmeißen. "Klar, das wäre super. Aber dann musst du zur Einweihungsparty kommen", freue ich mich. Im nächsten Moment hält er schon auf dem Hof meiner Familie an. "Ich schicke dir dann gleich die Adresse", verabschiede ich mich, "Bis morgen". Ich hüpfe aus dem Auto und schließe die Haustür auf. Als er vom Hof fährt, winke ich zum Abschied und muss zugeben, ich hätte ihn gerne noch bei mir gehabt.

"Oh hey, wie war das Konzert?", fragt meine Mutter, die gerade auf dem Weg ins Bett ist. "Es war toll", sage ich schlicht und will mich an ihr vorbei schieben. "Du verheimlichst mir was", sagt sie und schaut mich forschend an, "Seit wann magst du den Typ eigentlich?". Ich schaue sie geschockt an, doch dann wird mir klar, dass sie das so gar nicht gemeint hat. Jetzt ist es aber zu spät und mein Blick hat mich verraten. "Nach dem letzten Konzert habe ich ihn in einer Bar kennengelernt. Wir sind in Kontakt geblieben und er hat mir die Karten für dieses Konzert gegeben. Naja und jetzt ist er eine Weile hier. Wir waren eben noch am See und er will mir mit meiner Wohnung helfen", erkläre ich. Ihr bleibt ein Moment der Mund offenstehen. "Ich habe dich noch nie so viel über einen Typen reden gehört", sagt sie fassungslos, "Und du bist alt genug, aber bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist?". Ich verstehe ihre Sorge, wirklich. Ich habe immer ganz genauso gedacht. Er ist ein Star, er geht auf Tour und alle Mädels sind verrückt nach ihm. Und sollte er es ernst meinen ist da noch das Problem mit den Medien, Hate und eben das Tourleben. Aber es ist bei ihm anders, er ist anders. Ich schaue sie nur an und sie nickt. Meine Mutter und ich haben uns schon immer ohne Worte verstanden.

"Bring ihn mal mit, wenn es ernst wird", sagt sie nur noch und verschwindet dann im Schlafzimmer. Ich wusste, dass sie keinen Aufstand machen würde aber trotzdem bin ich froh, dass sie so entspannt geblieben ist. Ihre Meinung ist mir wichtig und da sie mir nicht das Gefühl gegeben hat völlig bescheuert zu sein, ermutigt mich wirklich mich auf diese unglaubliche Situation einzulassen. Müde falle ich nach einer Weile in mein Bett und schlafe fast direkt ein. Trotz meiner Müdigkeit bin ich mir bewusst, dass etwas fehlt. Ich hatte Wincents Shirt in der letzten Zeit immer zum Schlafen an und jetzt ist es nicht da.