"Natürlich komme ich mal mit", beruhige ich in sofort, "Es interessiert mich ja auch wo du aufgewachsen bist. Allerdings muss ich jetzt erstmal in meinen Rhythmus mit der Ausbildung kommen". Er nickt verständnisvoll. "Ich habe ja auch noch ein paar Konzerte, aber vielleicht am langen Wochenende in zwei Wochen?", schlägt er vor und ich nicke.
Am nächsten Morgen kommen wir beide nicht aus dem Bett, weil wir komplett verkatert sind. "Wir müssen noch aufräumen", murmelt Wincent irgendwann und ich rapple mich stöhnend auf. Alles dreht sich und ich bleibe einen Moment sitzen. Gerade als ich aufstehen will, schlingen sich von hinten zwei Arme um mich und ziehen mich wieder runter. Mir entweicht die Luft aus den Lungen und ich muss mich extrem zusammenreißen um die Übelkeit unter Kontrolle zu behalten. "Oh Gott, willst du mich kotzen sehen?", stöhne ich gequält. "So schlimm? Ich dachte du verträgst was", lacht er. "Mit dir Vollzeit-Alki kann ich halt nicht mithalten", schimpfe ich und stehe wieder auf. "Ich mache Frühstück", füge ich noch hinzu und schleppe mich zuerst ins Bad. Danach schlurfe ich in die Küche, wo Wincent bereits dabei ist Frühstück zu machen. Um nicht einfach dumm rumzustehen, fange ich schon an die Gläser und Flaschen überall einzusammeln. Als das Frühstück fertig ist, räume ich gerade das letzte Glas in die Spülmaschine. Zum Glück sind meine Freunde alle sehr ordentlich und so Partys arten nicht aus. Ich schließe noch schnell das Fenster, das die ganze Nacht auf war und meine Wohnung sieht wieder aus wie vorher.
"Das schmeckt himmlisch, ab jetzt kannst du ruhig immer das Frühstück machen", stöhne ich genüsslich und beiße noch einmal in das Avocadotoast. "Das kann ich gerne machen, aber dann machst du das Abendessen", grinst er und ich nicke. "Ja gerne, Lieferando und Lieferheld haben eine große Auswahl", scherze ich. "Hast du noch Pläne für heute?", wechselt er das Thema und ich schüttle den Kopf. "Nicht wirklich, ich habe gedacht wir gehen ein bisschen raus und bewegen uns", schlage ich vor und schaue aus dem Fenster. Das Wetter ist so toll, es wäre eine Schande nicht raus zu gehen. "Klingt gut", stimmt er zu. So machen wir uns mit meinem Auto auf den Weg zu einer Schlucht in der Nähe. Es ist unglaublich warm und ich bin froh, als wir zwischen den moosbewachsenen Felsen sind. Meine Kopfschmerzen lassen schon nach kurzer Zeit an der frischen Luft nach und ich beobachte, wie Wincent sich staunend umschaut. Ich liebe diesen Ort und war schon hunderte Male hier. Noch befinden wir uns auf den ausgeschilderten Wanderwegen, doch genau nach zweihundert Schritten schaue ich mich kurz um, ob uns jemand sieht und ziehe Wincent dann hinter einen der Felsen. Wenn man sich nicht auskennt, ist der Weg unmöglich zu finden. Er ist eigentlich gesperrt und der Natur wurde es einfach überlassen den Weg unkenntlich zu machen, doch wir streifen jetzt durch den kniehohen Farn. "Wow, woher kennst du den Weg?", fragt Wincent und schaut sich begeistert um. Hier ist alles zu 100% Natur. Die Wanderwege sind zwar auch weitgehendst naturbelassen, doch man sieht doch deutlich die Spuren der Menschen. Ich bezweifle, dass irgendwer außer mir in diesen Teil der Schlucht geht. Für Touristen ist es zu gefährlich geworden, da der Fels bröckelt und andere Menschen haben einfach vergessen, dass der Weg existiert. "Ich bin sehr oft hier und habe einen guten Blick", antworte ich etwas verspätet und merke, wie langsam eine angenehme Ruhe in mir einkehrt. Dieser Ort hatte schon immer so eine Wirkung auf mich.
DU LIEST GERADE
Ein Herzschlag entfernt | Wincent Weiss
FanfictionWincent Weiss. Klar, das ist jedem ein Begriff, wenn man in Deutschland wohnt und Radio hört, trotzdem bin ich nie ein Fan gewesen. Der erste Eindruck? Positiv! Der zweite Eindruck? Positiv! Was will man schon erwarten, man trifft einen gutausseh...