Rasch drehte ich den Schlüssel zur Seite und verschloss damit die Tür zu meinem Zimmer, damit meine Eltern nicht einfach hereinkommen konnten. Zwar hassten sie es, wenn ich meine Zimmertür abgeschlossen hatte, aber da sie sowieso noch eine Weile bei den Nachbarn bleiben würden, konnten sie das gar nicht bemerken. Und ich hatte hiermit endlich die Zeit, mich so anzuziehen, wie ich es wollte und nicht, wie es jeder von einem Jungen erwartete. Warum überhaupt gab es noch diese Unterteilung? Sollte nicht jeder das anziehen, worin er sich wohlfühlen konnte? Genauso wie mit den Farben. Warum und wer hatte bestimmt, dass rosa eine Mädchenfarbe war? Ich mochte die Farbe, aber jedes Mal, wenn ich selbst nur ein Oberteil trug, wurde ich dafür ausgelacht.
Das war alles einfach nur unfair.
Dennoch nahm ich wieder mein Handy in die Hand und rief anschließend Jisung an, dieses Mal über Video. Er sollte sehen, was ich mir neu gekauft hatte, und vor allem wollte ich seine Meinung dazu hören und wissen, wie ich manche Sachen vielleicht besser kombinieren konnte. Es wäre untertrieben, wenn ich sagen würde, dass ich mich nicht darüber freute, so einen besten Freund wie ihn haben zu können. Er war verständnisvoll und hatte mir nie Ekel oder sonst etwas gezeigt, viel eher wirkte er interessiert an dem Ganzen und hatte es selbst mal ausprobiert, aber gemerkt, dass es nichts für ihn war. Was auch völlig okay war. Wir waren alles individuelle Menschen, die alle einen anderen Geschmack zu etwas hatten. Es wäre ja langweilig, wenn wir alle nur dasselbe tragen würden.
,,Da ist ja mein bester Freund wieder! Zeigst du mir jetzt eine Modenschau, die nie jemand übertreffen wird?"
Leise musste ich Kichern und fühlte mich sogleich deutlich wohler. Mein bester Freund schaffte es wirklich immer, dass es mir gut ging. Selbst wenn es nur irgendwelche Worte oder ein lustiger Satz waren, fühlte ich mich sofort wieder gut und konnte mit neuem Tatendrang meinen Schrank öffnen und die Sachen herausholen. Es sah nach mehr aus, als es eigentlich war, denn so viel konnte ich auch nicht ausgeben. Leider. Meine Eltern überwachten mein Konto und als sie gesehen hatten, dass ich in einem Modeladen war, wollten sie natürlich direkt sehen und wissen, was ich mir gekauft hatte. Wenn sie nur wüssten, was ich wirklich alles machte... Dann würden sie mich bestimmt verstoßen. Wieso gaben Eltern ihren Kindern immer nur so negative Gedanken, anstatt ihm zu vermitteln, dass jeder so sein durfte, wie er es sein wollte?
,,Woah! Zieh unbedingt den karierten Rock an! Am besten mit einem schlichten Oberteil. Zum Beispiel das weiße Crop Top!"
,,Ist ja gut", lachte ich leise und nahm die Sachen dann an mich, betrachtete sie kurz. Natürlich trug ich nicht nur helle Farben, sondern auch dunkle. Wie diesen Rock, der schwarz und dunkelrot kariert war und mir auf den ersten Blick bereits gefallen hatte. Langsam zog ich mich aus, hatte mein Handy dabei unter das Bett gelegt, damit Jisung nichts sehen konnte. Ich vertraute meinem besten Freund und mir war bewusst, dass ich nichts verstecken konnte, was er nicht auch hatte. Dennoch fühlte ich mich immer etwas unwohl, wenn ich mich vor anderen umziehen musste. Schnell zog ich mir den Rock an und anschließend auch das Top, lächelte leicht, denn es sah gut aus. Zumindest in meinen Augen. Mein Handy holte ich wieder hervor und etwas unsicher stellte ich mich vor den Spiegel, hielt es direkt hin, damit Jisung seine Meinung hierzu abgeben konnte.
Hoffentlich würde es ihm auch gefallen...
,,Felix! Das sieht einfach wunderbar an dir aus! Du siehst so süß aus... Du kannst wirklich einfach alles tragen und es würde immer schön aussehen!"
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𝐒𝐤𝐢𝐫𝐭𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐝𝐫𝐞𝐬𝐬𝐞𝐬 ✦ 𝖧𝖸𝖴𝖭𝖫𝖨𝖷
FanfictionFelix wusste schon immer, dass er anders war als die anderen. Das lag nicht nur daran, dass er aus Australien stammte und die koreanische Sprache noch nicht perfekt beherrschte, sondern auch an der Tatsache, dass er Kleidung trug, die laut der Gesel...