Ein wenig unwohl fühlte ich mich schon, als ich am Abend dann nach Hause kam und meine Eltern bereits auf mich warteten. Natürlich hatten sie gewusst, dass ich bei meinem besten Freund sein würde, aber es war so ziemlich still, kaum hatte ich unsere Wohnung betreten. In mir kam sogleich die Panik auf, dass sie irgendetwas über mein Cross-dressing wussten und das wollte ich nicht. Aber wie hätten sie es auch herausfinden sollen, ohne in meinen Sachen zu wühlen? Ich hatte alles ziemlich gut versteckt, denn mein Kleiderschrank besaß auch einen losen Boden, den ich aufheben konnte. Als Kind hatte ich das immer meine Süßigkeiten versteckt, bis ich angefangen hatte, meine Kleider und Röcke dort zu platzieren. Das Versteck konnten sie unmöglich wissen.
,,Felix, da bist du ja endlich! Wir müssen mal mit dir reden." Schon als ich die Stimme meiner Mutter hörte, wollte ich am liebsten in Panik verfallen. Zwar klang sie weder sauer noch sonst etwas, aber worüber sollten sie sonst mit mir reden, wenn nicht über das, was ich in meiner Freizeit alleine machte? Es könnte wohl auch sein, dass ich viel zu paranoid geworden bin und in allem nur noch das Schlechte sah und glaubte, jeder wusste von meinem Geheimnis, obwohl das eher unmöglich war. Leise seufzte ich auf und hing meine Jacke am Haken auf, ging anschließend vorsichtig in die Küche. Dort standen mein Vater und meine Mutter, hatten ein wenig Geld vor sich liegen, was mich dann doch etwas verwirrte. Meins war es schließlich nicht, das hatten sie mir ja weggenommen, da sie glaubten, ich würde mir damit Drogen kaufen.
Das war doch absurd. Niemals in meinem Leben würde ich mein Geld für so eine Zerstörung ausgeben.
,,Felix, wir haben ein wenig über unseren Streit nachgedacht", fing nun mein Vater an und blickte mich dann an, erkannte die Wärme in seinen Augen, was mir ein wenig Hoffnung gab. Hatten sie vielleicht doch über ihr Verhalten nachgedacht und eingesehen, dass sie so nicht mit mir umgehen konnten? ,,Und wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht okay von uns war, dir das Taschengeld zu verbieten. Du bist jung und hast Jisung und offenbar auch Hyunjin als Freund, natürlich möchtest du mit ihnen etwas unternehmen und dazu braucht man hin und wieder auch Geld. Du kriegst es wieder zurück, pünktlich zu jedem Monatsende. Aber auch nur, wenn du uns versprichst, dass keine Geheimnisse zwischen uns stehen." Und genau das war der Moment, in dem meine Lügen so richtig anfingen und ich mich selbst in ihnen verstrickt hatte.
,,Versprochen! Keine Lügen mehr!", meinte ich rasch, hatte ein kleines Lächeln auf den Lippen und ging dann in mein Zimmer. Erst hier verschwand mein Lächeln wieder und ich warf mich leise seufzend auf mein Bett, während ich nachdachte. Meine Eltern dachten demnach, ich würde mein Geld für Unternehmungen mit Jisung oder Hyunjin ausgeben, aber was würden sie tun, wenn sie erfuhren, dass dem nicht so war? Mein bester Freund konnte nicht immer für mich lügen und mich decken, das wollte ich auch nicht von ihm weiterhin verlangen. Es gab Sachen, die man in seinem Leben selbst ändern musste, denn niemand konnte einem bei allem helfen. Manchmal musste man einsehen, dass die Hilfe einer anderem Person nicht selbstverständlich war. Also musste ich mir etwas anderes überlegen, wie ich es in Zukunft machen könnte.
Die andere Möglichkeit war jedoch einfach damit aufhören. Nie wieder das zu tragen, was ich selbst insgeheim wollte, und dann konnte es niemandem mehr schaden. Keine Lügen und keine Geheimnisse mehr. Kein Druck und keine Angst, dass es jemand erfahren könnte.
Wäre das für mich nicht die bessere Entscheidung?
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𝐒𝐤𝐢𝐫𝐭𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐝𝐫𝐞𝐬𝐬𝐞𝐬 ✦ 𝖧𝖸𝖴𝖭𝖫𝖨𝖷
FanfictionFelix wusste schon immer, dass er anders war als die anderen. Das lag nicht nur daran, dass er aus Australien stammte und die koreanische Sprache noch nicht perfekt beherrschte, sondern auch an der Tatsache, dass er Kleidung trug, die laut der Gesel...