Chapter 26 🌈

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⚠️Triggerwarning: Erwähnung von Mobbing und Suizid⚠️

So ganz war ich unsicher mit seiner Reaktion, denn er klang ziemlich aufrichtig. Dennoch konnte ich nicht anders, als vor ihm nun das Weinen anzufangen. Es war schön, so etwas zu hören, gerade wenn man sonst niemanden hatte bis auf Jisung. Und natürlich war ich meinem besten Freund dankbar und dafür, wie sehr er mich unterstützte und darauf achtete, dass ich mein Selbstbewusstsein nicht verlor. Dabei gab es für mich nichts, was ich verloren könnte. Ich fühlte mich mit allem unsagbar schlecht. Kurzerhand wurde ich von Hyunjin tatsächlich in seine Arme gezogen und durfte mich an seiner Schulter ausweinen. Ich hasste es sehr, vor anderen so schwach zu sein, aber zeigte es nicht auch irgendwo Stärke, dass ich das zuließ? Dass andere sehen konnten, wie schlecht es mir wirklich ging?

,,Ist okay, Felix. Ich kann mir denken, wieso du Angst hast..."

Hyunjin drückte mich mehr an seinen Körper heran und hörte nicht auf damit. Er wollte mich gar nicht mehr loslassen, sondern achtete darauf, dass ich mich sogar kaum bewegen konnte. Ein wenig verwirrt war ich davon schon, aber ich weinte einfach stumm weiter und schloss meine Augen, genoss die Wärme, die durch seinen Körper auf meinen überging und wie gut es mir tat, dass er mich nicht alleine ließ. Wieso hatte ich auch nur geglaubt, dass er mich hassen würde? Immer musste ich irgendwelche Vorurteile jemandem gegenüber haben, obwohl ich es selbst nicht wollte. Ich tat es nicht mit Absicht, sondern hatte zu große Angst davor, man könnte mich als widerlich ansehen. Der Blondhaarige hatte mir jedoch etwas anderes bewiesen und ich war wirklich glücklich und zufrieden darüber, dass er mich so akzeptierte, wie ich in Wirklichkeit war. Nun musste ich mich nicht mehr verstellen... Zumindest nicht ganz.

Es gab noch viele Hürden zu bewältigen. Wie meine Eltern zum Beispiel.

,,Felix...", murmelte Hyunjin leise und drückte sich etwas mehr an mich, als sei nun er es, der getröstet werden musste. ,,Ich hatte einst einen Freund... Sein Name war Jeongin. Er war genauso wie du, also, er trug auch gerne Kleider und Röcke. Aber unsere alte Schule hat das herausgefunden und die Jungs haben ihn jeden Tag fertiggemacht. Die Lehrer haben nicht gehört und ihn ignoriert. Auch die Situation bei ihm zu Hause wurde so schlimm, dass er jede Nacht davon gelaufen ist und erst einige Tage später von der Polizei wieder nach Hause gebraucht wurde. Ich habe versucht, ihm irgendwie zu helfen und für ihn da zu sein, aber... Es hat nichts genützt. Irgendwann konnte Jeongin dem ganzen Hass und der Ausgrenzung nichts mehr bieten und... Er... Er hat sich das Leben genommen." Ich konnte mir kein bisschen vorstellen, wie schlecht sich Hyunjin deshalb fühlen musste. Eine arme und junge Seele wurde so sehr belastet, dass sie wohl keinen Ausweg mehr sah als den eigenen Tod.

Das war so traurig. Wieso brachte man jemanden so sehr an den Rand der Verzweiflung?

,,Das... Das tut mir so leid, Hyunjin...", hauchte ich leise und wusste nicht ganz, was ich darauf antworten sollte. Menschen konnten so grausam und widerlich sein, dass ich mich nur noch mehr verstecken wollte. Wenn mir das Gleiche geschehen würde, wüsste ich nicht, was ich überhaupt tun sollte. Viele verstanden nie, wie man sich umbringen und alle alleine lassen konnte. Aber genauso wenig verstanden sie den Schmerz und wie viel es einen kostete, alles und jeden zu ignorieren. Es war oft nicht einmal eine durchdachte Entscheidung, denn viele handelten nur durch eine Kurzschlussreaktion. Und genau das war gefährlich, – denn dann konnte man niemandem mehr helfen und auch keine Hilfe anbieten. Dann wäre es viel zu spät, auch nur irgendwas zutun. Und vermutlich hatte sich Hyunjin all die Zeit auch so gefühlt.

,,Deshalb... Solltest du je solche Gedanken haben, wende dich bitte an mich. Das klingt egoistisch, aber... Ich kann nicht noch jemanden auf diese Weise verlieren."

𝐒𝐤𝐢𝐫𝐭𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐝𝐫𝐞𝐬𝐬𝐞𝐬 ✦ 𝖧𝖸𝖴𝖭𝖫𝖨𝖷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt