Chapter 33 🌈

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Vorsichtig nahm ich Hyunjins blutige Hand in meine und fing an, seine Wunden etwas zu versorgen. Gerade waren wir bei seinen Großeltern und es hatte lange gedauert, ihn von Seungkwan runterzubekommen. Seine Wut war verständlich, aber ich bezweifelte stark, dass das alles war, was er fühlte. In ihm war eine große Schuld, denn er hatte seinen besten Freund vor den Grausamkeiten nicht beschützen können und genau das musste er verkraften. Wir waren alle nur Menschen und so gerne wir auch anderen helfen wollten, manchmal waren selbst den dicksten und engsten Freunden die Hände gebunden. Das sah ich an mir selbst, wenn Jisung es nicht schaffte, mich aufzuheitern, weil ich ihn nicht ließ. Dafür konnte niemand etwas. Weder er noch ich. Und in Jeongins Fall war das nicht sonderlich anders gewesen.

,,Es tut mir leid, dass ich vor dir so die Fassung verloren habe... Und zusätzlich habe ich dich auch noch verletzt..."

Die kleine Wunde an meiner Wange war zu sehen, aber es war nun einmal nicht wichtig und sie würde wieder verheilen, ohne dass da eine Narbe zu erkennen war. Zumindest glaubte und hoffte ich das, damit der Blondhaarige sie nicht sehen musste, um sich ständig an diesen grauen Tag zu erinnern. Zwar hatte es wehgetan, als ich das kalte Metall von seinem Ring an meiner Wange gespürt hatte, aber es war ja auch meine eigene Schuld, immerhin hatte ich Hyunjin in seiner Wut festgehalten. Natürlich reagierte er da anders darauf, als ich es mir erhofft hatte. Darum lächelte ich nur sanft und schüttelte meinen Kopf, zeigte ihm, dass das nicht so schlimm war. Durch die vielen Schläge war seine Haut an den Händen etwas aufgerissen und es blutete, weshalb ich alles desinfiziert hatte und schließlich machte ich kleine Pflaster darauf, ehe ich seine Hand noch zusätzlich mit einem Verband sicherte. Es sollte nicht mehr wehtun.

Denn Hyunjin hatte schon genügend Schmerzen in seinem Leben ertragen müssen.

,,Ist schon okay, Hyunjin. Es tut gar nicht mehr weh", beruhigte ich den Blondhaarigen, der noch immer besorgt meine Wange anstarrte, als glaubte er, er hätte ein Loch eingeschlagen. Damit er auf andere Gedanken kommen konnte, nahm ich einfach sein Gesicht vorsichtig in meine Hände und drehte es zu mir, sodass er keine andere Wahl hatte, als mir direkt in die Augen zu sehen. Ich erkannte darin so viel Schmerz und Trauer, dass es mein eigenes Herz beinahe zerriss und es tat mir so leid, nicht mehr für ihn tun zu können. Jisung wartete draußen auf uns, denn er wusste, dass ich hier alleine mit dem Älteren sein wollte. Aus irgendeinem Grund schien meine Nähe ihn beruhigen zu können und das freute mich zwar, gleichzeitig machte es mir aber auch ein wenig Angst, denn ich wusste nicht, wohin das Ganze uns führen könnte.

,,Aber du bist verletzt!", widersprach mir Hyunjin sofort und schüttelte seinen Kopf oder eher, er versuchte es. Doch ich ließ ihn nicht, sondern gab nur ein kleines Seufzen von mir. ,,Ich hätte dich beschützen sollen und stattdessen hast du wegen mir eine Wunde an deiner Wange! Welcher Freund macht bitte so etwas, Felix? Wahre Freunde sollten sich doch nicht blutig schlagen, das ist toxisch. Und ich habe dich geschlagen, das kannst du nicht leugnen. Etwas, was ich niemals tun wollte, denn gerade du hast es nicht verdient... Ich konnte Jeongin nicht beschützen und dich jetzt auch nicht. Wieso seid ihr überhaupt mit mir befreundet?" Überfordert wusste ich nicht, was ich sagen sollte und vielleicht war meine nächste Reaktion eine der Dümmsten, die man in so einer Situation nur tun konnte. Aber Hyunjin durfte sich nicht so fertigmachen, vor allem nicht wegen einer Person wie mir. Niemals.

Darum dachte ich nicht eine Sekunde länger nach, sondern drückte ihm kurzerhand einen Kuss auf die Lippen.

𝐒𝐤𝐢𝐫𝐭𝐬 𝐚𝐧𝐝 𝐝𝐫𝐞𝐬𝐬𝐞𝐬 ✦ 𝖧𝖸𝖴𝖭𝖫𝖨𝖷Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt