Mir war zwar schon nach unserem ersten Dinner mit Mathews Familie bewusst, dass er Geld hat. Aber so viel Geld hätte ich nicht erwartet.
Als meine Mutter in die ruhige Straße einbiegt, mit der Benennung „Melbourne Street", löse ich endlich meine Airpods aus meinen Ohren und blicke auf die breite Straße, an dessen Rand kleine Bäume gepflanzt wurden.
Ich sehe aus meinem Seitenfenster und muss feststellen, dass ein Haus hübscher als das nächste ist, die zusammen eine hübsche Wohngemeinschaft bilden.
Als das Navi schließlich „Sie haben ihr Ziel erreicht" von sich gibt, muss ich zugeben, bin ich ins Staunen geraten.
Ein hübsch gepflegter Vorgarten führt zu einer breiten Holzterrasse, die mit Geländer und einer kleinen Sitzecke ausgestattet ist, die zur Straße hinzeigt. Ebenso steht ein abgenutzter Grill in der Ecke, der wiederum in der sonst gepflegten und einladenden Front untergeht.
„Dir gefällt es", stellt meine Mom schmunzelnd fest, die mich beim Staunen der Veranda ertappt hat.
Schnell kontrolliere ich wieder meine Gesichtszüge und versuche recht desinteressiert zu wirken.
„Es ist okay", gebe ich nur schulterzuckend wieder, obwohl ich es kaum erwarten kann, das Haus von innen zu sehen.
Wie das Grundstück wohl am Tag aussehen wird? Fragte ich mich, als auf einmal die Haustür aufgeht und ein hochgewachsener Junge im Türrahmen steht und meinen starrenden Blick erwidert.
Er sieht ein wenig älter aus als ich und trägt eine dunkle Collegejacke, die gut zu seinem ebenfalls dunklen, dichten Haar passt, welches ihm leicht in die Stirn fällt.
Für eine Sekunde schauen wir uns etwas perplex an, als müssten wir kurz überlegen, ob die Person, die wir gerade sehen, wirklich die ist, die wir denken.
Bevor ich jedoch weiter darüber grübeln kann, dreht sich der Junge um und ruft irgendwas ins Innere des Hauses.
Daraufhin tritt ein etwas kleinerer, ebenfalls dünner Mann heraus. Ich erkenne sofort, dass es Mathew ist, mit seinen kurzen braunen Haaren, die zur Seite ein wenig abstehen, als wäre er gerade von der Couch aufgestanden.
Ohne dass ich es gemerkt habe, ist meine Mom bereits ausgestiegen, und ich sehe zu, wie sie Mathew umarmen und einen Kuss gibt. Spätestens jetzt merke ich, dass ich wie zurückgelassen immer noch im Auto sitze und schnalle mich schnell ab.
Ich fische meine Reisetasche vom Rücksitz und steige aus, als gerade der Junge im Haus verschwindet.
Ich bin mir nicht sicher, ob der hochgewachsene Junge Jace ist. Denn als ich ihn vor über zwei Jahren zuletzt gesehen habe, war er kaum größer als ich und hatte mehr Pickel im Gesicht als ich Geld in meinem Sparschwein.
„Gina!" Mathew kommt auf mich zugejoggt und nimmt mich wie selbstverständlich in den Arm.
„Wir haben uns ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen", ich verdrehe die Augen, mit der Gewissheit, dass er es eh nicht sehen würde.
„Um ehrlich zu sein vor zwei Wochen, als du mit meiner Mutter einen Campingausflug gemacht hast", gehe ich gelangweilt auf seine Begrüßung ein und erwiderte widerwillig die Umarmung.
Ich brauche keinen neuen Dad, geht es durch meinen Kopf und ich löse mich von ihm.
„Kommt doch rein, das Auto können wir gleich noch ausräumen." Mathew führt uns ins Haus und ich merke, wie ich mich immer unwohler fühle, je näher ich dem fremden Haus komme.
Auch wenn Mathew ein lieber Kerl ist, fühle ich mich irgendwie unerwünscht und Aufregung macht sich in mir breit, was zu einem Knoten in meinem Magen führt.
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Sag Niemals Nie
Teen FictionStiefbrüder? Und dann auch noch zwei Stück? Für Gina unvorstellbar! Jahrelang hatte sie alleine mit ihrer Mutter in Danville gelebt, doch auf einmal möchte diese zu ihrem Beziehungspartner Mathew, nach Charlottesville ziehen. Seine zwei Söhne, Jac...