9 || Zwei gegen ein

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Viola, Jes und Layla holten mich um drei von zuhause ab, damit sie mir Charlottesville zeigen konnten. Als erstes gingen wir einfach nur Spazieren und hier und da, zeigten sie mir Gebäude, die irgendein wichtigen Wert hatten oder Läden, in denen sie gerne Zeit verbrachten.

Nach über einer Stunde taten uns die Füße weh und wir setzten uns in ein kleines Kaffee, namens Sally.

„Und wie gefällt dir Charlottesville jetzt?" Fragt mich Viola, die gerade einen Blick auf die Getränkekarte wirft.

„Es ist echt nett und ich mag den Park", ich nehme mir ebenfalls eine Karte und werfe einen Blick rein. ,,Der Park in Danville war viel zu vermüllt, als dass man da einen schönen Spaziergang wagen konnte", erkläre ich und muss an die kleine, mit Grill Überresten bedeckte Wiese denken.

„Aber dafür habt ihr da größere Eikaufzentren", argumentiert Jes, die bereits einmal in Danville gewesen ist, wie sie mir erzählt hatte.

Layla hat bis jetzt noch nicht sehr viel mit mir gesprochen. Meistens hatte sie nur ein oder zwei Sätze hinzugefügt, wenn Viola oder Jes mir etwas erzählt haben. Sonst hatte sie andauernd auf ihr Handy geguckt, als würde sie auf eine wichtige Nachricht warten.

„Kennt ihr eigentlich eine Sarah?" Frage ich ganz beiläufig. „Ich glaube sie ist Jace Freundin oder so", ich zucke mit den Schultern.

„Ich glaube in meinen Englisch Kurs ist eine, ich hab sie mal zusammen auf einer Feier gesehen. Aber bei Jace kommt man eh nicht mehr mit, der hat jede Woche eine Neue", meldet sich Layla zu Wort, widmet sich dann jedoch schnell wieder ihrem Handy.

Die Kellnerin kommt an unseren Tisch getreten und fragt uns nach unserer Bestellung.

Ich entscheide mich für einen Eiscafé und die anderen für einen Smothie. Bis die Bestellung jedoch kam, unterhalten wir uns über die einzelnen Lehrer an unser High School und Viola und Jes geben zu jedem einzelnen ihr Statement ab, damit ich genau weiß, was mich diese Woche noch alles erwarten wird.

Den restlichen Nachmittag verbrachten wir im Kaffee und selbst Layla packte nach einer Zeit ihr Handy beiseite und nahm an unseren Gesprächen teil. Als ich am Abend dann Nachhause kam, fühlte ich mich fix und fertig und wollte am liebsten gleich schlafen gehen.

„Wie war dein Tag?" Höre ich die Stimme von meiner Mom.

Ich hatte gerade erst die Haustür zu gemacht und schon steht sie mit einem erwartungsvollen Blick vor mir.

„Gut", antworte ich wahrheitsgemäß. „Ich habe tatsächlich Freunde gefunden", gebe ich erstaunt wieder und selbst meiner Mutter steht die Verblüffung ins Gesicht geschrieben.

„Das freut mich", sie lächelt mich stolz an. „In einer halben Stunde gibt es Abendessen und Gillian hatte paarmal angerufen", fügt sie auf den Weg zum Esszimmer hinzu.

Schnell ziehe ich mein Handy aus meiner Jackentasche und sehe dass ich über fünf verpasste Anrufe von ihr habe. Ich werde sie gleich zurückrufen, aber erstmal ziehe ich mir etwas Gemütliches an.

Nachdem ich Gillian zurückgerufen hatte und wir uns über den heutigen Tag ausgetauscht hatten, aß ich zu Abend. Wiederum war der Tisch nicht wie sonst besetzt, sondern ich stellte fest, dass Jace fehlte.

Insgeheim fragte ich mich wo er wohl steckt. Aber eigentlich freute ich mich dass er nicht da ist. Jede Minute ohne ihn, ist zu genießen.

So konnte ich diesen Abend in Ruhe auf der Couch verbringen und Fernsehen gucken, ohne dass mich jemand störte.

Fast zumindest.

Schließlich ist da noch ein weiterer „Bruder" im Haus.

„Schalt mal auf den fünften, die Baltimore Ravens spielen gegen Buffalo Bills", höre ich Mason, der mit einer Chipstüte ins Wohnzimmer kommt und sich neben mich aufs Sofa flennt.

Als ich nicht reagiere schnappt er sich die Fernbedienung und schaltet den Sender um.

„Ey", beschwere ich mich. „Ich war zuerst hier, guck doch oben. Ich wette du hast da einen eigenen Fernseher", keife ich und kuschel mich zurück in die Kissen.

Mason steckt sich paar Chips in den Mund und schüttelt den Kopf. „Hab ich auch, aber der hier ist viel größer", entgegnet er mit vollem Mund.

Genervt schnaufte ich auf. „Verwöhnt", zische ich und krallte mir die Fernbedienung zurück, um erneut auf den Sender zu stellen, den ich vorher anhatte.

Kaum läuft dieser wieder, reist mir Mason erneut die Fernbedienung aus der Hand und stellt wieder auf sein Footballspiel um.

„Hör auf", blaffe ich und reiße sie ihm wieder aus der Hand. Schnell setzte ich mich ein paar Meter von ihm entfernt hin, doch Mason will nicht locker lassen.

„Lass mich wenigstens noch diese halbe Stunde zu ende gucken", versuche ich es, aber da war nichts zu machen.

„In einer halben Stunde ist das Spiel aber vorbei, also geh nach oben und telefonier doch wieder mit deiner Freundin oder was du sonst noch so machst", erneut versucht Mason mir die Fernbedienung zu entreißen, aber dieses Mal bin ich schneller und halte sie weg, bis hinter die Sofalehne.

„Was kann ich denn dafür wenn dir dein Fernseher zu klein ist", entgegne ich genervt.

Ich habe keine Lust mehr auf das Katze und Maus Spiel und versuche einen ernsten Ton einzuschlagen. „Ich war zuerst hier, also geh".

Für einen kurzen Moment gucken wir uns einfach nur an, wie ein Machtkampf, bloß per Augenkontakt. Doch keiner von uns beiden will nachgeben.

Als dann Mason aufspringt um den Kaltenkrieg in die Tat umzusetzen, bin ich schneller und springe auf.

„Gib mir die Fernbedienung", zischt Mason, aber ich lächel nur provokant. „Hol sie dir doch", entgegne ich angriffslustig.

Ich hätte ja nicht gedacht dass Mason das so ernst nehmen würde, aber als er anfängt auf mich zuzulaufen, will ich aus Prinzip nicht nachgeben und renne weg.

Also fängt ein erneutes Katz und Maus spiel an, wo ich die kleine Jerry bin und er der Kater Tom und wir wie kleine Kinder um den Tisch und Sofa rumrennen.

„Gib sie mir doch einfach!" Ruft Mason, aber ich schüttel nur atemlos den Kopf.

„Geh du doch einfach nach oben", entgegne ich, als ich vom Türrahmen ein Räuspern höre und wie angewurzelt stehen bleibe.

„Ihr benehmt euch wie kleine Kinder", höre ich Jace tiefe Stimme und hätte fast die Fernbedienung fallen gelassen.

Keiner von uns hatte bemerkt dass er nachhause gekommen war, wobei dieser nun in Jacke und schuhe im Eingang steht.

Ich laufe rot an.

Peinlich.

Wie lange er wohl schon da steht?

Jace ist in weniger als drei Schritten bei mir, entreißt mir die Fernbedienung mit einer gekonnten Geste und drückt sie seinem Bruder in die Hand, der mir daraufhin ein feindseliges Grinsen schenkt.

Jace wiederum mustert mich nur kurz. Ich wusste nicht ob ich da ein kleines bisschen Belustigung in seinen Augen sah, welches jedoch genauso schnell wieder verschwand.

Ich überlege kurz ob es klug wäre zu argumentieren, gebe mich dann aber wiederum geschlagen, da ich eh viel zu müde bin um jetzt noch weiter rum zu meckern.

Also gehe ich mit finsterem Blick die Treppe hoch und werfe meine Zimmertür zu.

Zwei gegen einen, das ist nicht fair.

Sag Niemals NieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt