Den Nachmittag verbrachte ich weiterhin mit aufräumen, einräumen und Facetimen mit Gillian, die mir alles über die Party am letzten Freitag erzählte. Natürlich erwähnte sie auch den Typen, den sie kennengelernt hat und nun an nichts mehr anderes denken kann.
Als ich schließlich auflege, erinnere ich mich an mein loses Versprechen am Morgen, meiner Mutter beim Kochen zu helfen. Also gehe ich runter in die Küche, wo meine Mum sich gerade einen Kaffee macht.
Mit Mathew natürlich.
Egal wo ich sie sehe, nie ist sie alleine! Ich hoffe das würde sich in den nächsten Tagen noch ändern.
„Na, bist du fertig mit ausräumen?" Fragt sie mich und gießt sich das heiße Getränk in eine große Tasse. Kaffee ist so etwas wie das Lebenselixier meiner Mutter. Ohne ihn könnte sie nicht überleben.
„Ja, so gut wie", ich setze mich an den Tresen, der sich in der Mitte der Küche befindet und sehe mich interessiert um. Ich liebe Küchen, erst recht wenn sie gut ausgestattet sind, und das ist diese.
In Danville habe ich fast jedes Wochenende gebacken und würde diese Art „Hobby" auch gerne beibehalten. Dafür müsste ich aber die Küche hier noch etwas besser kennenlernen.
„Ich helfe dir heute beim Kochen", richte ich mich an meine Mom, die mir einen erstaunten, aber dankbaren Blick zuwirft. „Super, dann fang doch schon mal an die Kartoffeln zu schälen".
Und so verlief der Rest des späten Nachmittags. Meine Mutter und ich hatten sogar für eine kurze Zeit eine Mathew freie Zone, als dieser ein wichtiges Telefonat endgegennehmen musste.
Wiederum blieb man in diesem Hause nie lange allein, den als nächstes kam Mason mit seinem Skateboard in der Hand hinein und öffnet den Kühlschrank.
„Es gibt gleich essen", informiert ihn meine Mom, aber Mason scheint das nicht zu interessieren. Lieber schnappt er sich ein Apfel und beißt mit provokantem Blick zu meiner Mom hinein.
„Er muss sich noch an mich gewöhnen", murmelt meine Mutter, wiederum mehr zu sich selber als zu mir, als Mason die Küche verlässt.
Das Essen schmeckte echt gut. Wenn meine Mom wiederum dachte dass etwas vom Essen übrig bleiben würde, dann hatte sie sich aber ziemlich getäuscht. Ich bin fasziniert wie viel Jungs Essen können! Ich war von der festen Überzeugung wir haben zu wenig Essen gemacht, aber meine Mom meint es hätte „Perfekt" gereicht.
„Bist du schon gespannt, auf deinen ersten Schultag morgen?" Fragt mich Mathew beim Abendessen und mein Bauch verknotet sich.
Ich hatte heute kaum Hunger gehabt, da ich so aufgeregt bin und am liebsten will ich mich vor den bevorstehenden Tag drücken.
Ich bin nicht besonders gut im Freunde finden und mag es allgemein nicht, mich irgendwo zu integrieren.
Ich stochere in meinem Essen rum und überlegte was ich antworten sollte, als Mathew schon fortfährt.
„Jace wird dich morgen mitnehmen, damit du am ersten Tag auch nicht zu spät kommst", sein Blick wandert zum anderen Ende des Tisches und trifft den von Jace, der genervt die Augen verdreht.
„Ich kann auch mit dem Bus fahren", werfe ich schnell ein, aber Mathew schüttelt nur den Kopf. „Ach was, Jace fährt doch eh den gleichen Weg, warum also extra auf den Bus warten".
Ich nickt nur stumm und esse im Schweigen weiter. Ich will Jace nicht noch mehr umstände machen, als ich es eh schon tue.
Nachdem ich mich Bettfertig gemacht habe, gehe ich nochmal den morgigen Tag durch. Denn das gehört zu einer meiner Eigenschaften. Ich plane alles was geht, also hole ich meinen Stundenplan raus und studiere ihn zum zehnten Mal.
Die ersten beiden Stunden werde ich Englisch haben, dann Mathe, ein Würggeräusch entgleitet mir, und dann noch Fremdsprache, also Spanisch.
Ich seufze. Das wird ein anstrengender Tag, aber vielleicht sollte ich wirklich mal etwas positiver denken, anstatt immer das schlechteste zu erwarten. Aber wiederum kann man mit dieser Einstellung nicht enttäuscht werden.
Ich pfeffer den Stundenplan in meine Schultasche mit den passenden Büchern und Heftern, bis meine Tasche gefühlte 50kg wiegt.
Ich werde mir morgen erstmal ein spinnt besorgen müssen. Und ich werde mich wegen der Fußball Mannschaft der Charlottesville Highshool informieren.
Ein Blick auf mein Handy signalisierte mir, dass es Zeit für mich ist, schlafen zu gehen. Ich stelle mir einen Wecker auf sieben Uhr und lege mein Handy auf den Nachtisch.
Positiv denken! Positiv denken! Rede ich mir noch mehrmals ein, aber irgendwie funktionierte es nicht so wie ich es mir erhofft habe. Also lege ich mich hin und versuche einzuschlafen.
Ein ohrenbetäubendes Ringen weckt mich aus meinem Schlaf und versetzt mir einen halben Herzinfarkt.
Mit einem Ruck bin ich wach und drehe mich in meinem Bett hin und her, kann jedoch nichts als Dunkelheit erkennen.
Immer noch nehme ich das laute Geräusch wahr, welches wie ein ringen klingt und meine Armhaare aufstehen lässt.
Ich taste mein Bett ab, bis ich ein kleines Lichtchen auf den Boden liegen sehe und krieche aus meinem Bett.
Ich hebe das kleine Viereck vom Boden auf und halte es hoch, um es zu mustern.
3:50 am, steht auf dem leuchtenden Ding, welches sich nun als Wecker indivizierte.
„Nicht deren Ernst", zische ich und drücke alle möglichen Knöpfe, die es auf den kleinen Viereckigen Ding gibt, bis es endlich zur Ruhe kommt.
Mit einem seufzen setze ich mich zurück auf mein Bett. Ich gucke den kleinen Wecker an, der nun 3:52 anzeigt und weitere Buchstaben darunter. Ich kneife leicht meine Augen zusammen und versuche die kleine Schrift zu lesen, die dort manuell eingetippt wurde.
Gut geschlafen?
Steht darauf und ich koche vor Wut. „Idiot" Fluche ich leise und fange an die kleinen Knöpfe zu studieren, bis ich selber eine Kleine Nachricht eintippen kann.
Ich stelle den Wecker auf 5:00 am und schleiche aus meinem Zimmer.
Ich bin mir ziemlich sicher dass die Idee mit dem Wecker Jace verdienst ist, also tapste ich auf leisen Sohlen den Flur entlang, bis zur hintersten Tür.
Leise drücke ich die Türklinge runter, wobei mein Herz zu rasen beginnt und ich ins Stocken komme.
Was wenn es doch nicht Jace, sondern Mason war? Ich hielt kurz inne. Ach egal, Jace hätte diesen Streich so oder so verdient.
Ich drücke die Tür einen Spaltfrei offen und schlüpfe ins Zimmer, welches wesentlich größer als erwartet ist. Wiederum ist alles pechschwarz und nur mit Mühe kann in die Umrisse der Möbel erkennen.
Ich vernehme Jace ruhigen Atmen von der linken Zimmerhälfte und bewege mich mit langsamen Schritten in Richtung Bett.
Leise lege ich den kleinen Wecker auf den Boden ab und grinse über meine kleine Rache. Schmunzelnd blicke ich auf das blasse Licht, welches nun vor Jace Bett liegt.
Morgenstund hat Gold im Mund.
Auf leisen Sohlen schleiche ich zurück zu Jace Tür, wobei ich gegen irgendwas stoße und mir auf die Lippe beiße, damit ich nicht aufschreie.
Humpelt schleiche ich aus dem Zimmer und drücke die Tür eventuell etwas zu fest zu.
Aprubt halte ich inne und lausche kurz auf. Doch zu meinem Glück vernehme ich immer noch Jace gleichmäßiges und lautes Atmen und gehe beruhigt in mein Zimmer zurück.
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Sag Niemals Nie
JugendliteraturStiefbrüder? Und dann auch noch zwei Stück? Für Gina unvorstellbar! Jahrelang hatte sie alleine mit ihrer Mutter in Danville gelebt, doch auf einmal möchte diese zu ihrem Beziehungspartner Mathew, nach Charlottesville ziehen. Seine zwei Söhne, Jac...