Viola trifft um Punkt vier bei mir ein, nachdem ich ein endloses Gespräch mit meiner Mutter hatte, da unser Gespräch ungefähr so ablief:
„Mom, kann ich heute bei Viola übernachten?"
Kritischer Blick über die Kaffeetasse.
„Ich dachte ihr wolltet euch nur treffen?"
„Ja, aber jetzt möchte ich eben bei ihr schlafen", plausibler Gesichtsausdruck von meiner Seite.
„Gina?" Prüfender Gesichtsausdruck meiner Mutter.
„Du verheimlichst mir doch etwas"
Ab den Moment wurde mir mal wieder klar, wie gut mich eigentlich meine Mutter kennt und wie schlecht ich war ihr etwas vorzumachen.
Also redeten wir lange drum herum dass ich einfach nur eine normale Übernachtung bei einer neuen Freundin machen möchte, sie aber der Meinung ist, dass da etwas komisch dran ist.
Verübeln kann ich es ihr nicht, denn normalerweise hasse ich es bei anderen zu übernachten. Gillian war eine Ausnahme. Aber abgesehen von ihr, fühle ich mich schon immer unwohl wenn ich bei anderen Leuten übernachtete.
Aber genau deswegen ist meine Mom auch so skeptisch, da ich normalerweise eine Übernachtung vermeide. Erstrecht bei einer Person die ich gerade mal seit einer Woche kenne.
Letzten Endes schaffte ich es dann doch nach langen hin und her Gerede sie davon zu überzeugen, dass Viola echt nett ist und ich mich mit ihr gleich verbunden gefühlt habe.
Das entspricht aber auch der Wahrheit. Viola ist mir seit dem ersten Tag ans Herz gewachsen.
Nachdem ich das alles noch ein bisschen dramatischer vollzog, ließ meine Mutter endlich nach und erlaubte mir die Nacht bei Viola zu verbringen.
„Genau wegen so etwas bin ich froh, dass meine Mutter und ich nicht die beste Beziehung zueinander haben", vergewissert Viola sich, nachdem ich ihr von der Auseinandersetzung mit meiner Mom erzählt habe.
„Wenn sie wüsste wo ich mich manchmal Abends rumtreibe, hätte sie mir schon längst monatlichen Hausarrest gegeben", sie verdreht die Augen und schnappt sich den kleinen Spiegel von meinem Nachttisch.
„Warum lässt Jace dich jetzt eigentlich doch gehen?" Fragt sie und fängt an ihre Wimpern neu zu tuschen.
Ich gehe in der Zeit zu meinem Kleiderschrank rüber und mustere die Klamotten die sich geordnet darin befinden.
„Ich habe einen guten Deal mit ihm vereinbart", ich ziehe mehrere Sachen heraus und lege sie auf mein Bett, wo Viola gerade neugierig vom Spiegel aufsieht.
„Was denn für ein Deal?" Sie sieht mich verwirrt an.
„Ich habe gestern noch mal mit ihm geredet und meinte, wenn er mich auf die Party gehen lässt, verspreche ich mit meiner Mom nochmal zu reden." Sie sieht mich immer noch perplex an. „Worüber denn reden?"
„Naja, dass wir wieder nach Danville zurückziehen", beende ich meine Erklärung und sehe Viola an, die ein paar Mal verwirrt blinzelt.
„Ehm, aber das meinst du doch nicht ernst, oder? Also dass du sie wirklich überreden möchtest"
Ich muss kurz über ihre Frage Nachdenken, ehe ich antworte.
Um ehrlich zu sein habe ich mir darüber noch nicht so viele Gedanken gemacht. Vorerst war es mir wichtig eine Gegenleistung zu suchen, damit Jace mich endlich in Ruhe lässt. Und es war das erste was mir eingefallen ist, worauf er sich eventuell einlassen würde.
Denn er möchte mich genauso schnell loswerden, wie ich ihn.
Wiederum weiß ich, dass meine Mutter hier echt glücklich ist, weswegen ich mir nicht sicher bin, ob ich es übers Herz bringen könnte das alles zu zerstören. Aus Egoismus, weil ich mit meinem Stiefbruder nicht klarkomme.
„Nein, natürlich nicht", gebe ich also wie selbstverständlich wieder, wobei ich mir selbst nicht ganz sicher bin ob das der Wahrheit entspricht.
Ich vereinbare mit mir selber vorerst nicht drüber nachzudenken.
Jace würde mich nicht an meine Mom verpetzten und Viola und ich können uns einen lustigen Abend machen. Auch wenn ich immer noch halbherzig für Douges Party zustimme.
„Also, zeig her", Viola rappelt sich von meinem Bett auf „Was hast du rausgesucht?"
Ich zeige ihr die verschiedenen Outfits und breite sie auf meinem Bett aus.
Eins nach dem anderen begutachtet Viola und sortiert der Reihe nach aus.
„Zu dunkel. Zu Lang. Zu langweilig...", und so geht es weiter, bis nur noch ein dunkles Top mit einer hellblauen Boyfriendjeans da liegt.
„Hmmm, das sieht gut aus, warte", sie geht zu meinem Kleiderschrank rüber und fischt eine dünne Jacke und eine kleine Umhängetasche heraus, die gut zu meinem Oberteil passt.
„Hier", sie drückt mir den Kleiderbügel in die Hand. „Das kannst du drüberziehen".
Ich lege alles zusammen und begutachte das fertiggestellte Outfit.
Es ist durch die Jacke nicht zu knapp, aber auch nicht zu langweilig, weswegen ich alle Sachen in die Hand nehme und mich umziehe.
„Sieht doch gut aus", lobt mich Viola und dreht mich einmal um die eigene Achse. „Das wird schon passen".
Sie selber trägt das Outfit, welches sie mir gestern auf ihrem Handy gezeigt hat.
Sie weiß wesentlich mehr was „in" ist, als ich, und hatte alles perfekt aufeinander abgestimmt.
Da wir noch einige Stunden Zeit haben, vertreiben wir uns die restliche Zeit mit dem schauen einer Comedy Serie auf Netflix.
Auch wenn Jace mir nun „Erlaubt" hat zu Douge zu gehen, hatte er schon im voraus gemeint dass er mich weder mit dem Auto mitnimmt, noch auf mich aufpassen wird.
Nur dass er es noch etwas schärfer ausgedrückt hatte, so dass ich nur stumm zugestimmt habe.
Also machen Viola und ich uns kurz vor acht auf den Weg zur Bushaltestelle.
Da ich natürlich nicht mit meinen Übernachtungszeug zur Party gehen will, verabschiede ich meine Mom mit einem Rucksack auf den Rücken, den ich dann jedoch schnell wieder in mein Zimmer werfe und mit Viola rasch aus der Tür verschwinde.
Wir fahren mit dem Bus einige Stationen, wobei die Sonne am untergehen ist und schließlich ganz verschwand, als wir aussteigen.
Aber auch ohne Sonne ist es immer noch ein angenehmes Klima und ich bereue es nicht die dünne Jacke angezogen zu haben, die mir Viola rausgesucht hat.
Jetzt stehen wir an einer Wegkreuzung, zwischen einigen Mehrfamilienhäusern, die recht schlicht und eintönig aussehen.
Wahrscheinlich hätte ich mich hier kein bisschen zurechtgefunden, aber Viola weiß aus irgendeinem Gründ genau wo Douge wohnt und führt mich durch die Straßen, die immer breiter werden, bis wir in eine kleine Wohnsiedlung kommen.
Jetzt wiederum ist sein Haus nicht so schwer zu verfehlen, da die Bässe und Laute Musik durch die ganze Straße zu hören ist.
„Bist du sicher dass du da hinmöchtest?" Murmel ich, als wir in Douges breiter, großer Einfahrt stehen und auf sein großes Haus blicken, vor dem sich Teenager in Gruppen versammelt haben.
So gut wie jeder hält einen roten Becher in der Hand und man hört lautes Lachen und Gerede, über die Musik hinweg.
„Natürlich", Wahrscheinlich aus Angst ich könnte es mir anders überlegen, zieht Viola mich schnell Richtung Terrasse.
Die meisten die ich in der Dämmerung erkenne sind ein tick älter als wir, aber es sind auch manche gleichaltrige dabei. Hauptsächlich Mädchen.
Als wir über die Schwelle des Hauses treten, bleibt mir für einen kurzen Moment der Mund offen stehen.
Wenn ich je zuvor auf einer Feier war, war sie im Gegensatz zu dem hier gar nichts!
Das Haus ist pralle voll!
Wenn ich schon dachte dass im Vorgarten viele Menschen gewesen wären, dann war das im Vergleich zu hier drinnen Garnichts.
Auch wenn es viele Menschen sind, scheinen sie sich halbwegs im riesen Haus verteilt zu haben, wobei ich mich jetzt schon frage, wie lange Douge wohl fürs Saubermachen brauchen wird.
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Sag Niemals Nie
Teen FictionStiefbrüder? Und dann auch noch zwei Stück? Für Gina unvorstellbar! Jahrelang hatte sie alleine mit ihrer Mutter in Danville gelebt, doch auf einmal möchte diese zu ihrem Beziehungspartner Mathew, nach Charlottesville ziehen. Seine zwei Söhne, Jac...