Der Tag verstrich in langsamen Zügen.
Der Schultag wollte kaum vorüber gehen und quälend langsam strich er vorüber.
Ohne meine Freunde macht es kaum Spaß. Ohne Viola Englisch und Mathe zu überstehen ist Sinnlos und eine Herausforderung, so dass nach nur wenigen Minuten mein Heft mit Kritzeleien voll war und die Lehrerin mich ermahnen musste nun besser aufzupassen.
Die Pausen verbrachte ich in einer der hintersten Ecken des Schulgeländes, so dass es nicht auffiel dass ich alleine bin.
Denn sowas würde nur die schlafenden Lästerzicken wecken, die dann über mich herfallen würden.
In der zweiten Pause überlegte ich mit Viola ein Wort zu wechseln. Ich wollte ihr erklären dass ich nie vorhatte sie zu verletzten. Jedoch brachte ich es nicht über mich.
Schlecht gelaunt fahre ich also mit dem Bus nachhause, da Jace noch extra Training absolvieren muss, für das Spiel am Wochenende.
Sein Veilchen scheint mittlerweile gut verheilt zu sein. Darüber reden wollte er jedoch immer noch nicht, selbst Mathew bekam nichts aus ihm heraus, so dass meine Neugierde nur noch mehr Anstieg.
Auch heute regnete es wieder in Charlottesville, so dass dieser die Fußwege mit einer leichten Wasserschicht bedeckte und an allen Fenstern ein leises prasseln zu vernehmen war.
Auf eine komische Weise gefiel mir das Wetter, da es meine Gefühle widerspiegelte und mich nun leicht seufzen lässt.
„Mieser Tag?" Ich schrecke zusammen.
Ich sitze verträumt auf der Couch und swappe durchs Fernsehprogramm, als mein Vater sich auf einmal neben mich setzt und mir etwas reicht.
Ich nehme es zögernd entgegen und erkenne dass es ein Schokomuffin ist.
Er versucht echt das Band zwischen uns neu zu knüpfen, geht es durch meinen Kopf und ich gebe ihn ein dankbares Lächeln, welches jedoch nicht ganz meine Augen erreicht.
„In New York gibt es die besten Schokomuffins bei Ms Rosis", fängt er auf einmal an und legt die Füße hoch. „Ich denke sie mixt sich da jedes Mal ein Geheimrezept zusammen, wobei jeder Stammkunde morden würde um es zu bekommen."
„Mhm", murmel ich und kaue meine ersten Bisse.
Mein Vater mustert mich von der Seite und runzelt die Stirn. Er trägt wie immer formelle Kleidung, eine Anzugshose und ein Weises Hemd, an denen die obersten Knöpfe offen sind und leichte Brustbehaarung hervorsteht.
Versucht er mit sowas meine Mutter zu faszinieren?
„Du siehst traurig aus", stellt er fest und hebt seine Hand, um sie auf meine Schulter zu legen, lässt sie dann wiederum wieder sinken. Sehr Warscheinlich aus Angst dass ich seine Berührungen ablehnen würde.
Würde ich auch... denke ich. Obwohl ich mich schon seit einigen Tagen nach einer Umarmung sehne.
„Ich...", fange ich zögerlich an, unwissend ob ich mich ihm öffnen könnte. „Irgendwie ist alles momentan so kompliziert." Beende ich meinen Satz und esse den letzten Bissen des Muffins, der genüsslich meinen Gaumen verzaubert.
„Inwiefern?" Hakt mein Vater weiter nach und schaut dabei auf den Fernseher, wo gerade eine Quizshow läuft.
„Meine Freunde sind sauer auf mich", murmel ich und versuche die Frage des Moderators im Kopf zu beantworten.
„Mhm", murmelt mein Vater zurück. „Und warum?" Er sieht mich nun von der Seite an, aber ich schüttel nur den Kopf.
„Ich denke ich habe in manchen Momenten zu viel an mich und zu wenig an sie gedacht."
Mein Vater nickt verständlich. „Und jetzt weist du nicht wie du dich entschuldigen sollst?"
Ich nicke zustimmend. Das trifft es wohl so ziemlich.
„Kann ich verstehen", verständlich nickt mein Vater mit seinen Kopf. „Entschuldigungen sind mir auch schon immer schwer gefallen. Aber glaub mir...", er legt nun eine Hand auf meinen Arm, „im Nachhinein wirst du es nicht bereuen. Im Gegenteil sogar. Es wird dir besser gehen."
Ich sehe ihn nun ebenfalls an und blicke erneut in seine Augen, die meine unverwechselbar ähneln.
Ich nicke zustimmend. Warscheinlich hat er recht. Natürlich hat er recht. Ich muss mich einfach mal zusammenreißen.Ein schrilles piepen ertönt und das Handy meines Vaters leuchten durch seine Hosentasche auf. Er entschuldigt sich hastig und verschwindet mit dem Telefon am Ohr aus dem Wohnzimmer.
Ich seufze kurz auf und nehme selbst mein Handy in die Hand. Auf Insta entdecke ich viele neue Beiträge die unsere Schule betreffen und interessiert lese ich sie mir vereinzelt durch.
Am Freitag Abend ist es endlich soweit! 🎊
Der langersehnte Frühlingsball💐
Spendenboxen findet ihr vor Ort, wir sind jedem Dankbar der eine Kleinigkeit bei uns lässt. Dafür bekommt ihr eine tolle Jazz Band, Karaoke, Qualifizierte Solo Sänger/innen und unsere riesige Aula, für einen ganzen Abend voll Spaß.
Dresscode ist euch überlassen, aber Abendkleider sind immer erwünscht:)
Schaut auch unter diesem Hashtag nach ein paar Inspirationen ⬇️
#CharlottesvilleFrühlingsball2022Ich klicke auf den verlinkten Hashtag der mich zu einer Seite führt, wo hauptsächlich Mädchen zu sehen sind, die posend vorm Spiegel oder hübschen Hintergründen stehen und in die Kamera lächeln.
Alle tragen sie wunderschöne Kleider, die knöchellang und farbenfroh sind.
Frühlingshaft.Ein paar erkenne ich aus meiner Jahrgangsstufe wieder und als ich weit genug herunter scrolle verspüre ich ein kurzes Stechen, als ein Bild von Viola in einem hübschen, aber auffälligen lila Kleid auftaucht.
Es steht ihr perfekt. Ich kann mir vorstellen wie sie vor Freude gequietscht haben muss, als sie es anprobiert hat.
Ich lege mein Handy zur Seite und lasse mich in die Kissen hinter mich fallen.
Ob Jace wohl zum Frühlingsball gehen wird? Ich kann ihn mir in gar keiner anderen Kleidung vorstellen als in seinem neutralen Look.
Dabei stehen ihm die schlichten weißen und schwarzen T-shirts so gut.
Ich versuche mir diesen Gedanken zu vertreiben und überlege stattdessen verbissen wie ich mich morgen bei Viola und den anderen entschuldigen soll.
Den anderen? Bei Layla will ich mich gar nicht entschuldigen, die ist doch schließlich an all dem Schuld.
Wenn dies wiederum bedeuten würde dass Viola und Jess nicht mehr sauer wären, würde ich es tuen.

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Sag Niemals Nie
Teen FictionStiefbrüder? Und dann auch noch zwei Stück? Für Gina unvorstellbar! Jahrelang hatte sie alleine mit ihrer Mutter in Danville gelebt, doch auf einmal möchte diese zu ihrem Beziehungspartner Mathew, nach Charlottesville ziehen. Seine zwei Söhne, Jac...