Ich dachte du bist Tod?

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Harry POV.

Zur gleichen Zeit, wie das vorherige Kapitel

Nachdem Niall rein gestürmt ist, verlassen wir gemeinsam das Zimmer.
"Kannst du mir jetzt endlich sagen, was los ist", fauche ich.
"Okay aber du darfst nicht direkt ausrasten verstanden. Lass mich bitte ausreden ", fängt Niall an. Ich nicke nur zustimmend und will jetzt endlich wissen, was so wichtig ist, dass ich Louis dafür zurück lassen musste.

"Also, es hat geklingelt und da du es nicht gehört hast und Paul scheinbar irgendwo anders unterwegs war, bin ich hingegangen. Es war ein Mann, er kam mir sehr bekannt vor, doch ich konnte es nicht einordnen. Bis er plötzlich "Wenn das nicht der kleine Horan Kobold ist",gesagt hat. Du weißt genauso gut wie ich, wer mich immer so genannt hat."

"Mein Dad", hauche ich fassungslos.
Wenn Niall wirklich Recht haben sollte und der Mann der im Flur auf mich wartet, wirklich mein Vater ist, dann weiß ich nicht was ich tun soll.
Ohne noch groß weiter zu reden, gehen wir schnell zur Eingangshalle. Schon von weitem kann ich ihn sehen.
Dann ist es soweit, ich stehe vor ihm, unfähig auch nur ein Wort heraus zu bringen.
"Hallo mein Sohn", werde ich von dem Mann vor mir begrüßt.
"Dad, wie ist das möglich, du bist gestorben als ich 14 war", stammel ich fassungslos.
Er lacht kalt. "Gestorben? Hat dir das deine nichtsnützige Mutter erzählt? "
Ich will protestieren, dass sie nicht nichtsnützig war und das ich sie geliebt habe, aber ich traue mich nicht. Stattdessen sage ich leise "ja".
"Oh ja das sieht ihr wieder ähnlich, nur weil sie verstanden hat wie unwichtig sie für mich war, muss sie natürlich wieder sowas über mich erzählen. Und das du ihr diesen Blödsinn auch noch geglaubt hast, enttäuscht mich Harold". Demütig senke ich den Kopf.
"Vater, wollen wir uns nicht vielleicht in das Wohnzimmer setzen", frage ich vorsichtig.
"Ja natürlich, mein Sohn", sagt er und klopft mir einmal kräftig auf den Rücken. Ein schmerzerfülltes Zischen kann ich mir gerade noch verkneifen. Schweigend gehe ich los. Zeige Niall und Dad wo sie sitzen können, obwohl sich hier beide natürlich sehr gut auskennen. Während die beiden sich schon mal setzen, gehe ich in die Küche um Getränke zu holen. Auf dem Weg sind meine Gedanken so laut, dass ich beinahe an der Küche vorbei laufe.

Mein Dad lebt, er ist hier nur wenige Meter von mir entfernt. Ich liebe ihn keine Frage, doch mittlerweile frage ich mich, ob die Gefühle wohl nur durch den Respekt kommen, den ich ihm entgegen bringe. Seine Erziehungsmethoden waren schon immer anders als die der anderen. Er war immer der Überzeugung, dass Liebe uns schwach macht. Homosexualität ist gegen die Natur und Frauen sind das schwächere Geschlecht. Innerlich hat sich immer alles in mir gesträubt so zu denken, doch mit viel Zeit, Gewalt und emotionaler Erpressung, hat er es irgendwann hinbekommen, dass ich es selbst geglaubt habe. Doch auch nach seinem 'Tod' blieb ich so. Wollte ihn nur stolz machen und ich wusste so würde ich es schaffen. Aber Louis hat alles verändert. Er hat meine Mauer zum einstürzen gebracht und sich in mein Herz geschlichen. Ja, scheisse, ich mag den Wuschelkopf wirklich gerne, es überfordert mich noch immer. Doch die Tatsache, dass auch er scheinbar gerne bei mir ist, lässt mein Herz hüpfen.

Ich will es meinem Vater sagen. Ihm sagen, dass er Unrecht hat und ich endlich glücklich bin. Ja! Für Louis. Heute beim Abendessen werde ich es tun. Ich bin fest entschlossen, mich endlich gegen meinen Vater zu stellen und mich nicht mehr von ihm einschüchtern zu lassen. Er kann mich nicht mehr verletzen, ich bin erwachsen, ich kann mich wehren. Nie wieder will ich den Schmerz fühlen wie damals.

Er war sauer auf mich, ich habe einem Jungen hinterher geschaut. Damals war ich gerade 13 geworden. Er zog mich grob in den Keller. Es war kalt und feucht. Ich musste mich bis auf die Unterhose ausziehen und dann hat es angefangen. Der erste Schlag traf mein Gesicht. Der zweite ging in meinen Bauch. Nachdem er endlose Male mit seinen Händen auf mich eingeprügelt hat, nahm er eine Peitsche. Nach jedem Schlag, nannte er mir den Grund oder eine Aussage die er für richtig hielt.
Du bist nicht Schwul
Du bist schwach, wenn du liebst
Frauen sind nur zum ficken da
Wenn du als Mann weinst, bist du es nicht Wert zu Leben
...
Ich kann mich an jeden der 42 Gründe errinern. Insgesamt verbrachten wir ca. 4 Stunden im Keller. Enden tat es erst, als ich bewusstlos geworden bin. 3 Tage ließ er mich noch im Keller. Ohne Klamotten, ohne Essen oder Trinken. Meine Wunden wurden nicht versorgt und begannen sich zu entzünden. Es ist ein Wunder, dass man nur noch an meinem Rücken zu sehen bekommt, zu was mein Vater fähig war.

Die Gedanken verdrängend, gehe ich wieder zurück und reiche jedem sein Getränk. Den ganzen Tag sitzen wir hier und reden. Mit jeder weiteren Minute die verstreicht, mit jedem weiteren Satz der den Mund meines Vaters verlässt, merke ich wie mein Mut schwindet. Der Mut, den ich brauche, um beim Essen für Lou einzustehen. Meinem Vater endlich die Stirn bieten zu können..

Mit hängendem Kopf trotte ich ihm hinter her zum Speisesaal. Niall hat sich auf die Toilette entschuldigt. Aber ich bin mir sicher er wird nicht wieder kommen. Er verabscheut meinen Vater für seine Ansichten.
Zu zweit setzen wir uns und fangen schonmal an. Schon nach 2 Minuten geht die Tür auf. Ich blicke hoffnungsvoll auf, hoffe das es Niall ist, doch wieder meiner Erwartungen ist es Louis. Er trägt einen Pulli von mir und sie darin einfach unfassbar süß aus.

"Harold wer ist das denn", bellt mein Vater los bevor Louis irgendwas sagen kann. "Ist das ein Sklave von dir? Warum hast du kein süßes Mädel mit riesen Titten", will er von mir wissen. Ich kann ihm nicht antworten, was denn auch?
"Ich bin Louis Tomlinson Sir. Ich putze für Harry ", meldet sich Lou jetzt zu Wort.
"Aha und wer hat dich wertloses Wesen gefragt", fährt er meinen kleinen Louis jetzt an. Mein Herz zieht sich krampfhaft zusammen und ich will ihn verteidigen, aber mit fehlt der Mut.
Ich spüre Louis hilfesuchenden Blick auf mir, doch ich kann ihn nicht anschauen.
"Bah, wie sieht der überhaupt aus? Man kann ja nicht mal erkennen ob das überhaupt ein richtiger Mann ist. Hat Hüften wie ein Weib. Oder er ist einfach nur Fett. Sein dicker Arsch würde das auf jeden Fall bestätigtigen. Du solltest ihn mal auf Diät setzen."
Ich schweige einfach und probiere einigermaßen überzeugend zu nicken. Innerlich weine ich. Es tut weh, wie er über mein Baby spricht. Ich weiß selber, dass Louis sich das total zu Herzen nimmt. Dabei ist es totaler Bullshit was mein Vater da von sich gibt.
"Oh Gott, heult der etwa", reißt mich die kalte Stimme meines Vaters wieder aus meinen Gedanken. Ich hebe meinen Kopf und was ich sehe, lässt mein Herz brechen. Louis, mit hängendem Kopf, sein Gesicht Tränen nass und ein Beben geht durch seinen Körper, welches mir verrät, dass er sich zusammen reist.
"Harod also wenn du mich fragst, ich denke der ist Schwul. Ich meine schau ihn dir doch mal an. Pass bloß auf, dass er dich nicht anfässt. Schick ihn bitte weg, ich will nicht mit so jemandem in einem Raum sein".
Ich atme tief durch. "Louis du hast ihn gehört, geh". Meine Stimme ist schneidend und ich glaube mir fast selber, dass ich ihn nicht mehr sehen will.
Ich kann sein Herz bis hier hin hören. Es bricht und ich bin Schuld. Das ganze Essen über sind meine Gedanken bei Lou und ich muss mich konzentrieren, den Erzählungen meines Vaters zu folgen. Es ist schon spät am Abend als ich ihn zu Tür begleite. "Hat mich sehr gefreut, mein Sohn. Ich bin jetzt die nächsten Wochen unterwegs, aber ich werde dir schreiben, wann ich mal wieder Zeit finde vorbeizukommen". Dann geht er. Ich stehe hier, kann mich nicht bewegen und blicke ihm so lange hinter her, bis auch der kleine Punkt verschwunden ist.
Louis! Scheiße, ich muss das irgendwie gerade biegen. Ich hoffe nur, er verzeiht mir.

Hey ihr,
Scheiße tat es weh dieses Kapitel zu schreiben. Ich will nur noch mal sagen, dass sind nicht meine Worte, sondern die von Harrys Vater.

Lasst euch niemals von irgendwem sagen, dass ihr nicht genug seid. Ganz egal, welches Geschlecht ihr habt, welche Hautfarbe, welche Sexualität, welches Gewicht.
Ich seit toll so wie ihr seid und ihr seit genug!


Mehr als nur ein DienerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt