14. Mutant

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Am nächsten Morgen erwachte ich nicht vom Licht sondern vom einem widerlichen Gestank, der die ganze Zelle ausfüllte. Ich rieb mir die Augen und fand schnell die Quelle des mießen Geruchs:
Das Fleisch vom Vorabend war natürlich nicht im Kühlschrank gelandet sonder gammeln in der Durchreiche, durch die ich mein Essen bekam, vor sich hin.

Resigniert stand ich auf, wusch mir das Gesicht und überlegte dann, wie ich den Gestank loswerden konnte...
Da mir nicht wirklich etwas sinnvolles einfiel verfrachtete ich den Übeltäter mit großem Ekel ins Bad, damit ich den Geruch aussperren konnte. Ich hatte den nächsten Soldaten, der vorbeikam, fragen wollen, was es mit dem rohen Fleisch aus sich hatte, doch... es kam niemand.
Als Abends das Licht wieder erlosch war immernoch niemand gekommen... ich hämmerte einige Male gegen die Glasscheibe, doch niemand nahm es auch nur zur Kentnis.

Als ich auf den Gang hinaus späte fiel mir auf, das die Zelle gegenüber leer war. Der Mann, der sonst so einsam und trostlos auf seinem Bett saß, war fort. Es musste letzte Nacht weggebracht worden sein... Mal sehen ob er diesmal wiederkommen würde. Er war öfters schon für eine Weile verschwunden und meistens verletzt zurück gekehrt. Ich hatte Mitleid mit ihm und hätte ihm gern geholfen, aber was hätte ich schon tun können...

Ich schob die Erinnerung weg und konzentrierte mich wieder auf das wichtige: Essen.
Immernoch hatte ich nichts zu essen bekommen und mein Magen grummelte hörbar, doch was tun. Ich hämmerte erneut gegen die Scheibe, schrie, versuchte die Durchreiche zu öffnen... alles Erfolglos. Schließlich ging ich wieder ins Bett und schlief mit einem letzten Rest Hoffnung an den nächsten Tag ein.

***

Es erhellte das selbe trübe Licht die Zellen, wie jeden Morgen... Ich traute mich nicht ins Bad, da dort immernoch besagter Gestank wütete. Die Zelle gegenüber war immernoch leer, was auch immer das bedeutete. Ich langweilte mich furchtbar, versuchte mit anderen Zellenbewohnern zu reden, doch die ignorieren mich. Ab und zu wurde mir schwindelig... Ich brauchte dringend was zu essen, doch immernoch war kein Soldat in Sicht. Doch dann geschah etwas...

Irgendetwas in mir regte sich und wurde schlagartig, unglaublich wütend. Die Zelle fühlte sich plötzlich erdrückend klein an, als würde sie schrumpfen und mich erdrücken. Ich schlug so fest gegen die Glasscheibe, das meine Hände davon wehtaten. Mein Körper geriet außer Kontrolle, denn mein Gehirn hatte einen Schalter umgelegt. Ich sah kurz verschwommen und dann übertrieben scharf. Mein Gehör ferfeinerte sich um das Dreifache und auch sämtliche Gerüche wurden auf seltsame Weise verstärkt. Schließlich verwandelte sich auch mein Körper in eine andere Form.
Mein Rücken wurde länger und meine Hände und Füße wurden zu Tatzen. Meine Nase und Mund wurden zu einer Schnauze und meine Ohren saßen schließlich oben am Kopf. So ging es weiter bis ich als junges Schneeleoparden Weibchen in der Zelle stand.

Verwirrt und wackelig tapste ich einige Schritte vorwärts. Es war ein unbeschreiblich seltsames Gefühl. Meine Augen nahmen die Umgebung ganz anders auf, als meine Menschlichen. Auch die Koordination meiner, jetzt vier, Beine war anfangs schwierig und ungewohnt, doch als ich ein paar Runden im Kreis gelaufen war ging es schon etwas besser. Ich bleckte meine scharfen Reißzähne und verstand jetzt auch die Sache mit dem Fleisch... "Das" war also mit mir passiert. Ich war jetzt ein... was? Halb Mensch halb Tier? Ich versuchte meinen Kopf so weit wie möglich nach hinten zu drehen um mich im ganzen zu betrachten, doch das funktionierte nicht so wirklich und ich fiel auf die Seite.

***

Der Aufschlag tat mehr weh, als ich erwartet hatte, denn ich hatte mich ruckartig und unbeabsichtigt zurück in einen Mensch verwandelt. Ich rappelte mich auf, setzte mich auf mein Bett und rieb mir den Arm.

Wow... das war... krass!
Zu meiner Überraschung, war in meinem Kopf nur Leere. Ich hatte einen Wirbelsturm an Gedanken erwartet, doch alles blieb still.

Nach langer Stille kamen mir drei Gedanken in den Kopf:
1. Hab ich vielleicht Halluziniert, weil ich zu lange nichts gegessen hatte? Aber es fühlte sich zu real an um nur Einbildung gewesen zu sein...
2. Wow, DAS war das coolste, abgefahrendste, zu gleich verwirrendste und seltsamste, was mir je passiert war...
3. Hass! Auf die Mensche, die mir das angetan hatten. Wie eben erfahren, konnte ich das, was mit mir geschah, nicht kontrollieren...
Sie hatten mich aus meinem Leben gerissen, mir meine Tante genommen, mich in eine Zelle irgendwo im nirgendwo gesteckt, mir irgendwas verpasst, was mich in einen schneeleoparden verwandelte und mich so lange hier verrotten lassen bis es passiert war...
Das alles war einfach zu viel und ich würde mich dafür revanchieren, so viel stand fest!

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