18. Training

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"Wilkommen in der Hölle!" Sie starrte mich mit ihren stechenden Augen an und es fühlte sich an als würde ich unter ihrem Blick in tausend Glasscherben zersplittern. Ich stand in Hoodie und Jeans immernoch in der Turnhalle. Es waren die selben Klamotten, die ich seit meiner Entführung trug. Zum meinem Glück trug ich unter der Jeans eine dünne Leggins und ein T-Shirt unter dem Hoodie, sodass ich meine Sachen abwechselnd im Waschbecken waschen konnte.

Etwas unentschlossen und eingeschüchtert stand ich einfach stumm da und rührte keinen Muskel, unschlüssig was ich tun sollte. Selbst wenn ich etwas hätte sagen wollen hätte ich warscheinlich kein Wort herausgekriegt.
Plötzlich schnippste sie direkt vor meinem Gesicht und ich fuhr erschrocken zusammen. "So, da du ja jetzt wieder aus der Fantasiewelt deiner Gedanken aufgewacht bist, können wir ja anfangen. Zieh den Hoodie und die Jeans aus. T-shirt und Leggins reichen zum Trainieren." Ich zögerte kurz. Woher wusste sie was ich an hatte. Ich hatte sie vorher noch nie gesehen, aber sie mich offenbar schon...
"WIRDS BALD" setzte sie sofort nach, als ich nicht direkt reagierte. Man merkte wirklich, dass sie es gewohnt war Befehle zu geben und unglücklicherweise würde ich mich noch daran gewöhnen ihre Befehle zu befolgen.

Als ich mich umgezogen hatte, ich hatte meinen Hoodie und die Jeans an den Rand der Halle gelegt und meine Haare hochgebunden, hatte Sie bereits ein paar Quadratmeter der Halle mit Matten ausgelegt und stand Kommandanntenmäßig in ihrer Mitte.

"Lektion 1: Kampftechniken, was weißt du bereits?" Ok, wow, sie hatte offenbar nicht vor es langsam angehen zu lassen. "Eigentlich nichts." Sie musterte mich mit verächtlichem Blick und zog weiter ihre Kreise um mich wie ein Raubtier um seine Beute. "Gut, wir beginnen bei Null..." Blitzschnell zog sie mir die Beine unter dem Körper weg und ich landete hart auf dem Rücken. "Deine Aufmerksamkeit muss IMMER bei 100 % sein!" Als ich mich gerade wieder aufgerichtet hatte schlug sie mir mit der Faust geradewegs vor's Gesicht und stoppte zwei Milimeter vor meiner Nase. "Ebenso wie deine Reflexe! Hätte ich gewollt wärst du jetzt bewusstlos und hättest eine gebrochene Nase!"
Mein Anfangs müdes Gemüt war nach diesem Schlag hell wach und mein Körper mit Adrenalin vollgepumpt. Ich hatte mich noch nie geprügelt und auch mit Kampfsport nichts am Hut gehabt. Das wurde mir jetzt deutlich zum Nachteil.

Vortrag um Vortrag prasselten die Grundlagen der unterschiedlichsten und exotischsten Kampftechniken aus den verschiedensten Ländern auf mich nieder, sodass es fast unmöglich war sich alles auf einmal zu merken. Dazu trugen auch die Praxis nahen Beispiele bei, die zu meinem Unglück an mir durchgeführt wurden.
"Steh auf!" Befahl sie in einer kurzen Pause ihres Redeschwalls, nachdem sie mich mit der zigtausensten Methode mal wieder auf den Boden befördert hatte.

Ich blieb liegen, die Luft aus meinen Lungen gepresst, schweißnass und absolut am Ende. "Steh auf, Soldat!" Befahl sie erneut. Mühsam, in Angst vor den sonst folgenden Konsequenzen, rappelte ich mich wieder hoch, blieb jedoch auf den Knien stehen. Mir war schwindelig und mein Kopf dröhnte.

"Einheit für heute beendet! Ab jetzt... Training! Jeden Tag, von Morgens bis Abends! Verstanden?" Ich hätte am liebsten auf der Stelle angefangen loszuheulen... jeden Tag, von früh bis spät verprügelt zu werden würde mein Körper nicht lange mithalten. "Soldat! Hast du Verstanden?" Schrie sie erneut und man merkte mit der Zeit das sie sich wirklich ungern wiederholt. "Ja... ja, ich hab verstanden."
"Hohlt sie!" Befahl sie über ein Funkgerät in ihrem Ohr. Kurz darauf betraten die Soldaten, die mich hergebracht hatten die Halle und legten mir wieder Handschellen an. Sie machten sich nicht einmal die Mühe, ihre Gewehre auf mich zu richten, denn in meinem Zustand hätte ich sogar den Kampf gegen eine Ameise verloren.

Zurück in meiner Zelle ließ ich mich auf mein Bett fallen und atmete tief durch, unterbrochen von einigen Hustern. Nachdem sich mein Atem wieder beruhigt hatte trank ich, gefühlt, die halbe Wasserleitung leer, setzte mich im Schneidersitz zurück auf mein Bett und lehnte den Hinterkopf erschöpft gegen die Wand.

"Wen hast du den so wütend gemacht?" Erklang die amüsierte Stimme meines offenbar zurückgekehrten Nachbarn. Buckys Stimme hatte einen leicht höhnischen Unterton, doch ich wusste das er es nicht böse meinte. "Ich war in der Hölle..." ein Husten unterbrach meine Begrüßung. "Und du so? Wie wars, was musstest du tun?" "Das übliche... es war so schrecklich wie immer." er seufzte, es fiel im nicht leicht über seine Aufträge zu sprechen, denn er tötete immernoch bei vollem Bewusstsein unschuldige Menschen, doch andererseits durfte er nicht riskieren, dass Hydra in wieder löschte. Er war in seiner ganz persönlichen Hölle gefangen, genauso wie ich nun auch.

"Hast du Athena kennengelernt? Du siehst aus wie jemand der seinen ersten Tag bei ihr hatte." Er lachte und wusch sich etwas Blut vom Unterarm. "Du kennst dieses Monster?" "Natürlich, sie ist die Ausbilderin für Assassinen. Wie es aussieht, wirst du auch eine..."
"WAS ? Dann muss ich den selben Scheiß wie du machen? Unschuldige umbringen? Zivilisten? Das mach ich nicht! Niemals..."
"Du hast keine Wahl!" Ich meinte in seinem Blick etwas Mitleidvolles zu erkennen, dann wante er das Gesicht wieder ab. Er war wirklich nicht gut im Blickkontakt halten. "Das ist doch n Scherz! Mein Onkel und seine ganzen seltsamen Freunde sind Superhelden und ich werde hier am Arsch der Welt zur Auftragskillerin ausgebildet? Das ist doch kein Film! Was ist los mit dieser Welt?" Ein schluchtsen entwickelt meiner Brust und ich wante das Gesicht ab, da ich nicht wollte das er mich weine sah. Warum? Ich weiß es auch nicht.
"Hey, ich weiß du willst das jetzt bestimmt nicht hören, aber du kannst es nicht ändern." "SAG MIR NICHT, ES GIBT KEINE AUSWEG! DAS KANN... DAS DARF NICHT WAR SEIN!" Schrie ich Bucky mit tränenroten Augen ins Gesicht. Ich schreckte vor mir selbst zurück, denn ich war normalerweise ein sehr kontrollierter Mensch, der seine Emotionen im Griff hatte, aber wen würde es nicht verändern in einer Zelle zu hausen.
"Tut mir leid..." brachte ich nur kleinlaut heraus. "Du kannst ja nichts dafür und du machst das Gleiche durch." "Schon ok, ich hätte mir damals gewünscht jemanden zum anschreien zu haben." Er schmunzelte, doch aus seinem Blick sprach Trauer. Den restlichen Tag sprach keiner von uns und wir gingen beide früh schlafen...
Noch nie hatte ich mir so sehr gewünscht meine Mum zu umarmen und einfach bei ihr sein zu können...

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