23. Flucht

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Der Gang war still, nichts bewegte sich. Halwith und ich schlichen möglichst leise, soweit das bei seinen Schuhen möglich war, durch das Unterirdische Unternehmen. Ich wusste nicht wo wir hingingen, da die Tunnel nicht auf der Karte in meinem Kopf abgebildet waren, also ging ich hinter dem Colonel, bereit ihm jeden Moment das Genick zu brechen, sollte er mich in einen Hinterhalt führen.

Nach unzähligen Abzweigungen kamen wir vor einer massiven Stahltür an, die Ähnlichkeiten mit einer Aufzugtür hatte. Rechts in der Wand war ein kleines Kästchen eingelassen, das auf dem streifenartigen Bildschirm, einen Sicherheitscode forderte. "Sie sind dran! Erfüllen Sie den ersten Teil unserer Abmachung." Ein herausforderndes Grinsen huschte über meine Lippen.

Wortlos ging er auf das Kästchen zu und tippte einen 13-stelligen Code ein. Die Tür öffnete sich nach einem Geräusch, das sich anhörte, wie die Türen eines Busses, die geschlossen wurden, bevor er wieder losfährt.
"Voilà, die Freiheit." Er lächelte. "Ladys first!" Antwortete ich schnippisch und wies mit der Hand auf den dunklen Tunneleingang, der direkt hinter der Tür, überraschend erdig, in die Tiefe führte. Anscheinend wurde er so selten benutzt, dass es sich nicht lohnen würde ihn zu fliesen. Die Tür schloss sich automatisch hinter uns und es wurde stockdunkel.

Als der Colonel seine Taschenlampe anknippste, machte er vor Schreck einen beachtlichen Satz zurück, denn ich hatte mich lautlos und in sekundenschnelle in eine ausgewachsene Leopardin verwandelt. So hatte er mich noch nie gesehen, was seinen überforderten Gesichtsausdruck erklärte.

In Tierform konnte ich nicht sprechen, also lief ich hinter ihn und schob ihn mit meinem Kopf weiter in Richtung Dunkelheit. Er verstand und wir setzten unseren Weg ins ungewisse schweigend fort. Wobei, so ungewiss war es auch wieder nicht, ich hatte mit meinen Leopardenaugen klare Sicht und das Licht der Taschenlampe war auch nicht gerade schwach.

Der Tunnel war relativ rund und hatte einen Durchmesser von ca. drei Metern, der sich stellenweise verkleinerte, aber immer wieder zur Ausgangslage zurück fand. Er führte bergab, aber so seicht, dass man es kaum mitbekam. Wir liefen etwa eineinhalb Stunden, mal eine Biegung links, mal rechts, aber keine Abzweigungen. Dann, plötzlich, nach einer weiteren Felskannte, eine Tür. Sie sah aus wie die aus der wir gekommen waren, doch es konnte unmöglich die selbe sein, so weit wie wir Berg ab gelaufen waren.

Ich verwandelte mich kurzerhand zurück in einen Menschen, denn ich hatte definitiv etwas zu sagen. "Nun sie Genie, was jetzt?" "Na wir öffnen die Tür." Er sprach es beiläufig aus, doch ich sah seine Nervosität größer werden. "Die Tür sieht aus wie die aus der wir gekommen sind, also ist dahinter ein Gebäude, das ich nicht kenne, nicht einschätzen kann und von dem ich keine Ahnung habe was mich darin erwartet! Glauben Sie ernsthaft ich gehe da rein?" "Haben Sie denn eine Wahl? Zurück können Sie nicht, und einen anderen Ausgang gibt es nicht."

Plötzlich überkam mich die Wut. Auf mich selbst, das ich mich mit so wenig Informationen darauf eingelassen hatte. Auf Halwith, das er mich so verarscht hatte, obwohl er wusste, dass sein Leben an einem seidenen Faden hing. Auf die ganze Welt, das ich überhaupt in dieser Situation gelandet war. "Sie Arsch, sie wussten es gibt nur einen Ausgang und das ich nicht zurück kann. Sie werden diese Tür jetzt öffnen, ich werde was immer dahinter wartet bekämpfen so gut ich kann. Aber wenn sie versuchen sich zu verdrücken, oh dann, glauben sie mir, ich werde sie jagen bis ans andere Ende der Welt um sie zur Strecke zu bringen!" Entweder es waren meine Worte, oder meine Reißzähne, die sich während meines Wortschwalls gezeigt hatten, doch er schien ein wenig eingeschüchtert. "Na los. Öffnen sie sie und ich rate ihnen, bleiben sie wo sie sind!" Während Halwith zur Tat Schritt verwandelte ich mich und nahm vor der Tür Stellung ein. Ich duckte mich und verlagerte mein Gewicht, sodass ich beim Öffnen der Tür direkt in den Kampf springen konnte.

Die Tür öffnete sich, fünf Schützen. Drei mit Pistolen, zwei mit Maschinengewehren, alle hatten Taser, Schlagstöcke und Messer. Die ersten Schüsse fielen, ab nun fühlte sich alles an wie in Zeitlupe. Ich setzte zum Sprung an und flog über die ersten drei Kugeln hinweg. Halwith war ab diesem Moment aus meinem Blickfeld verschwunden, denn Geschütze hatten eindeutig Vorrang. Um ihn würde ich mich später kümmern. Jetzt stürzte ich mich in den Kampf. Die Maschinengewehre waren schon aus der Hand und Messer und Knarren wurde gezückt. Ich wich immer wieder aus und benutzte Krallen, Zähne und Beine um mich zu verteidigen und zurückzuschlagen. Ich wusste, wäre ich einmal getroffen, sanken meine Überlebenschancen drastisch.

Zwei der Soldaten konnte ich bereits ausschalten. Den einen hatte ich in die Schulter gebissen und in seiner Verwirrung konnte ich seinen Hinterkopf gegen die Wand schmettern, was ihn zu Boden sacken ließ. Den Anderen hatte ich mit der Tatze am Auge erwischt, weshalb er blindlings durch die Gegend kämpfte und schließlich mit einem einfachen Tritt zu Boden befördert werden konnte. Die anderen drei Männer waren nach wie vor auf den Beinen und hatten noch keinen einzige Kratzer abbekommen. Ich verwandelte mich in einen Menschen zurück, als sie mich in eine Ecke getrieben hatten, um besser Ausweichen zu können. Die Tunnel hier hatten verblüffende Ähnlichkeit mit denen aus denen wir gekommen waren, was meine Vermutung des Verrats nur noch einmal bestätigte.

Ich sprang vom Boden ab und trat mit den Füßen gegen die Brust des Soldaten rechts von mir. Er wich einen Schritt zurück hatte jedoch meinen Knöchel gepackt und ich landete mit den Schultern und dem Hinterkopf auf dem Boden. Kurz wurde der Lärm um mich herum leiser und ein Piepton machte sich in meinem Kopf breit. Dann hörte ich alles wie durch einen Nebeldecke, was schließlich aber wieder abebbte und ich alles wieder normal wahrnahm.

Ich konnte mich gerade noch unter einem Fuß wegducken, der mich hätte auf die Brust treffen sollen. Ich rappelte mich so schnell ich konnte wieder auf und ein Weiterer Schuss Erklang, der in der Wand landete, wo gerade noch mein Kopf gewesen war. Ich wurde stutzig, in der Wand war kein Loch verursacht worden, es steckte ein Betäubungspfeil darin. Sie wollten mich nicht umbringen, nein, sie würden mich zurück bringen und mir würde das gleiche widerfahren wie Bucky.

Der Wiederwille gab mir neue Kraft, mit der ich noch einen der Soldaten Kampf unfähig machen konnte. Eine Ablenkung, seinen Messer angriffen ausweichen, einen Tritt in die Magengrube, der ihn auf die Knie fallen ließ und einen halbhohen Roundhouse Kick gegen die Schläfe. Als ich gerade wieder Hoffnung geschöpft hatte, das ich den Kampf tatsächlich gewinnen könnte, erschien ein neuer Kämpfer in der Kampfszene. Ich erkannte sie sofort.

Athena, meine Trainerin höchstpersönlich. Sie lächelte. Aber kein gutmütig Lächeln, sondern ein kaltes, böses Lächeln. Sie hielt ein kleines Stück Metall in die Luft. Als ich erkannte was es war sprang ich nach vorn um es ihr aus der Hand zu reißen, doch einer der noch stehenden Soldaten griff in meinem Flug nach meinem Bein und ließ mich hart auf den Boden prallen.

"Du hast den Test nicht bestanden!" Das war Athenas kalte, schneidende Stimme. "Wir haben dich vor den Konsequenzen gewarnt. Wir werden ja sehen ob du damit klar kommst, aber jetzt..." Sie drückte einen Knopf auf der Fernbedienung, denn das war das kleine Metallstück, und der Chip an meinem Hals jagte mir einen Stromstoß durch den Körper, der mir die Sinne raubte. Nach einem lauten Schrei, gemischt mit Leopardengebrüll wurde alles um mich herum schwarz.

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