34. Zuhause

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Als ich aufwachte, wunderte ich mich, dass der Boden nicht mit Laub bedeckt war. Dann realisierte ich, es war mein Bett. Ich war endlich Zuhause. Dieses Gefühl tat unendlich gut. Ich setzte mich auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Als ich meine Hand sah, erschrak ich beinahe. Auch der Rest von mir sah nicht besser aus. Mit Blut und Dreck bedeckt, sah ich aus wie ein Straßenköter. Mein Bein war versorgt worden, ich spürte auch keine Schmerzen. Warscheinlich Schmerzmittel. Ich warf die Decke zurück und beschloss erstmal duschen zu gehen. Das hatte ich viel zu lange nicht getan. Ein Wunder, das Jo es so lange mit mir ausgehalten hatte...

Das lauwarme Wasser war traumhaft und es fühlte sich an als würde ich eine alte Haut endlich abstreifen können. Ich schloss die Augen und ließ was Wasser über mein Gesicht laufen.
Nachdem ich mich ausgiebig gewaschen hatte und endlich nicht mehr nach Matsch roch, kramte ich ein T-Shirt, eine flicejacke und eine Jogginghose aus dem Schrank. Ich fühlte mich fast wie neu geboren.

Ein Kalender, der an der Wand hing, zeigte mir, dass ich fast ein Jahr weg gewesen war. Die Sommerferien hatten erneut begonnen. Genauso wie damals, als ich zum ersten Mal mein Zimmer betreten hatte. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Pepper hatte den Kalender von letztem Jahr ausgewechselt. Das hieß sie hatte nie aufgehört zu hoffen, das ich zurück kommen würde.
Ich beschloss Pepper zu suchen. Ich musste ihr alles erzählen, auch den Verlust meiner Mutter musste ich ihr irgendwie beibringen. Ebenso hoffte ich Bucky wiederzusehen. Er war wie ein großer Bruder für mich geworden und ich hatte ihn nach seiner Fluch schrecklich vermisst.

Ich fand den Großteil der Bewohner des Hauses im Gemeinschaftsraum, wo sie in hitzige Diskussionen vertieft waren. Ich trat in den Türrahmen und klopfte an die anschließende Wand. Pepper war die erste die sich umdrehte. "Quenn. Du bist wach." Sie rannte auf mich zu und schloss mich in die Arme. Ich erwiderte die Umarmung, während ich mich fragte wie sie in High Heels so gut rennen konnte. Es war so gut sie wieder zu haben. Nach einer halben Ewigkeit lösten wir uns wieder voneinander und stellten uns in die Runde der Diskutierenden. "Wie geht es dir?" Das war Steve, er sah leicht besorgt aus, doch ich fühlte mich wirklich gut. "Sehr gut, würde ich sagen. Mein Bein macht keine Probleme mehr und ich hab seit Ewigkeit nicht mehr geduscht. Wie lange hab ich denn geschlafen?" "Fast zwei Tage am Stück." Das war Bucky, der gerade hinter Steve zum Vorschein kam. "Bucky!" Ich schloss auch ihn fest in die Arme. Anscheinend war an meinem Traum doch etwas dran gewesen. Er hatte es nach Hause geschafft. "Aber, da fehlt doch was! Wo ist dein Metallarm geblieben?" "Zerstört." Er zuckte mit den Schultern. "War ein harter Weg hierher."

"Quenn?" Pepper legte ihre Hand auf meine Schulter, "Warum setzen wir uns nicht und du erzählst deine Geschichte?" "Na schön," ich seufzte, "auch wenn sie euch nicht besonders gefallen wird." Alle nahmen auf den Sofas Platz. Es waren Pepper, ihr Mann Tony, Steve, Bucky, Natasha, Bruce, Peter und Sam. Alle sahen mich erwartungsvoll an, also begann ich.
Vom ersten Tag an erzählte ich einfach alles. Alles was ich gesehen und gehört hatte. Es war nicht einfach, denn es fühlte sich an als würde ich all das noch einmal durchleben. Ich wurde immer wieder von Zwischenfragen, oder Ergänzungen von Bucky unterbrochen, doch das war mir ganz recht, da dann die Aufmerksamkeit nicht dauerhaft auf mich gerichtet war.

Als ich von meinen Verwandlungen erzählte blieb Pepper der Mund offen stehen. "Das... ist... unmöglich." Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte, als ließ ich es einfach sein. Als sie mit Tony ausgiebig darüber diskutiert hatte und ich ihr versichert hatte, dass es mir gut ging und der Leopard in mir in nächster Zeit sowieso nicht zu erwarten war, setzte ich meine Geschichte fort.

Irgendwann gesellte sich Jo zu uns. Sie sah ausgeschlafen, aber noch etwas verwirrt aus. Warscheinlich hatte sie sich auf dem Weg hierher ein paar mal verlaufen...
Ohne ein Wort zu sagen setzte sie sich zu uns und hörte gespannt zu.
Als ich zu der Sache mit der Gehirnwäsche kam, konnte Bucky so einiges erklären. Er schien damit wesentlich mehr Erfahrung zu haben als ich.

Peppers Gesichtsausdruck verdunkelte sich von Minute zu Minute. Sie schien das ganze nicht wirklich verarbeiten zu können. "Vielleicht machen wir eine Pause." Schob Tony in einer kleinen Redepause ein. Er hatte ebenfalls Peppers Gesichtsausdruck bemerkt. Er nickte Peter zu. Der schien zu verstehen... "Hast du Hunger? Wie wärs mit Frühstück?" Ohne auf eine Antwort zu warten schob er mich in die Küche. Wortlos setzte ich mich auf einen der Barhocker. "Ich kann Pepper das nicht antun!" "Was denn?" Er frohr in der Bewegung ein, Müsli in eine Schüssel zu kippen und schaute mich an. "Das schlimmste kommt erst noch und sie ist jetzt schon völlig fertig. Mir geht es ja nicht anders, aber ich hatte länger Zeit um es zu verarbeiten. Sie erfährt das alles auf einmal... Das hat sie nicht verdient." "Du doch auch nicht. Aber die Ungewissheit kann noch viel schlimmer sein. Je früher sie es weiß desto früher kann sie anfangen es zu verarbeiten." Da hatte er irgendwie recht. Es war trotzdem nicht fair. Peter widmete sich wieder dem Müsli.

Plötzlich fühlte sich mein Kopf an als würde er gleich explodieren. Ich schrie auf und bohrte die Krallen in die Tischplatte. "QUENN? Was ist?" Ich trat den Stuhl von mir weg und hielt mir den Kopf. Der Schmerz war unerträglich und es fühlte sich an als würde er immer größer. Peter rannte aus dem Raum um Hilfe zu holen.

Als ich allein war hörte ich eine Stimme. "Soldat 27493, haben sie uns schon vermisst?" Verdammt, sie war wieder da. Die Stimme. Der Schriftzug in meinem Kopf. Ich hatte so gehofft, dass es vorbei war. "VERSCHWINDE AUS MEINEM KOPF!" "Aber, aber, nicht das sich noch jemand verletzt." Bilder zuckten vor meinem inneren Auge hoch, wie ich unfähig gewesen war mich zu bewegen. Wie ich meine Mutter getötet hatte, nur weil es ein Psychopath in meinem Kopf so wollte. De Wut übermannte mich. Mein Körper verwandelte sich. Tony, Cap und Peter stürmten in die Küche. Anscheinend hatten sie Pepper und den Andern gesagt sie sollten bleiben wo sie waren. Besser so.

Ich brüllte sie an, doch es schien sie nicht zu beeindrucken. Halb verwandelt rief ich ihnen entgegen. "Ich kann mich nicht kontrollieren, haut schon ab." Schon setzte ich zum Sprung an und flog auf Tony zu. Der zog blitzschnell eine Art Handschuh aus dem Ärmel und beförderte mich mit einem Blaster zurück auf den Boden. Ab da lief der ganze Kampf vor meinen Augen ab, ohne das ich etwas mitzureden hatte. Ich hätte mich zurücklehnen und nichts tun können, es hätte nichts geändert. Doch Tony hatte nicht vor lange zu fackeln. Ein elektrischer Schock, ein Beteubungspfeil und schon gingen mir die Lichter aus.

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