15. Stadt der Engel

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"Thought I could fly, so I stepped of the Golden"

Lorena:

Um ehrlich zu sein verstand ich wirklich nicht, was alle an Los Angeles so toll fanden. Diese Stadt war dreckig, voller Menschen, nicht zu vergessen die Abgase, welche Tag täglich von Unmengen an Autos in die Luft getrieben wurden.

Während die Sonne hoch am Himmel stand und versuchte meine Haut zu verbrennen, kickte ich gedankenverloren Steinchen über den staubigen Gehweg. Einige Passanten schlängelten sich aufdringlich an mir vorbei.

Im Vorbeigehen streifte mich ein älterer Herr, woraufhin ich erschrocken zusammenzuckte. Bah Menschen! Die versehentliche Berührung hatte mich aus dem Konzept gebracht.

Doch bevor mich meine Manieren dazu zwangen stehenzubleiben, um dem Mann eine Entschuldigung zu zu murmeln, huschte ich einige Schritte weiter.
Ich wusste nicht mal, wo ich eigentlich hinwollte, doch angesichts des guten Wetters hatte ich meine Wohnung verlassen und schlenderte nun wahllos die Straßen entlang.

Es war gerade einmal ein paar Tage her, seit Billie und ich uns 'ausgesprochen' hatten, bevor ihr Telefon geklingelt hatte und sie sich eilig zu irgendeinem und ich zitiere „behinderten drecks-Meeting" aufgemacht hatte. Immerhin konnte sie mir nun erzählen, wo sie sich herumtrieb, oder warum sie ständig beschäftigt war.

Ich jedenfalls wollte nicht in ihrer Haut stecken, ihr Life-Style schien mehr als anstrengend! Doch an den meisten Tagen sah man Billie nichts dergleichen an, denn auch vor mir hielt sie hinter einer lächelnden Fassade den ganzen Stress, die Erschöpfung und ihre Sorgen versteckt. Wären da nicht eindeutige Spuren, die mir das Gegenteil bewiesen...

Kurz debattierte ich, um die Ecke in das nächste Café zu laufen, doch die Erinnerung an meinem letzten Starbucks-Besuch ließ kalte Schauer über meinen Rücken laufen. Angesichts der Hitze erstaunte mich meine Gänsehaut selbst.

Zumindest hatte ich die richtige Klamottenwahl getroffen. Meinen Körper zierte ein schwarzes Blumenkleid, der Stoff war besonders weich und floss angenehm beruhigend durch meine Hände. Meine abgewetzte Mom-Jeans hatte ich ausnahmsweise einmal Zuhause gelassen.

Als ich um fünf weitere Ecken gelaufen war, die Kopfhörer immer noch über meinen Ohren, abgeschottet von der Außenwelt, fiel mir ein kleines Stück Grün ins Auge. Das war wirklich eine Seltenhit in LA. Kleine Kinder spielten mit Förmchen im Sand, während ihre Mütter am Rand saßen und angeregt plauderten.

Ein klappriges Schaukelgerüst zierte den Park und ich beschloss meine Füße für einen Moment in der Luft baumeln zu lassen. Also hielt ich mich mit beiden Händen an den Drahtseilen fest und begann vorsichtig vor und zurück zuschaukeln. Vor und zurück, vor und zurück.

Die Musik, welche zuvor durch meine Kopfhörer drang war erloschen, ich hatte wohl vergessen meine Playlist auf shuffle zu stellen, aber die Ruhe genoss ich ebenso.

Vor und zurück vor und zurück. Langsam wurde mir schlecht!

Ich bemerkte gar nicht wie ein kleines Mädchen auf mich zukam und verlegen an meinem Kleidzipfel zog: „Darf ich auch mal?" Ihre Kulleraugen blickten fragend zu mir auf.

„Oh, ich hab' dich gar nicht gesehen!", gab ich verlegen zu, „natürlich darfst du!"

Schnell stand ich von der Schaukel auf und lächelte dem Kind noch einmal zu, bevor ich wieder aus dem Park hinaus stapfte.

Gedankenverloren streifte ich weiter, mein Kopf kreiste um die vielen Unisachen, welche ich heute eigentlich hätte erledigen müssen, doch die Motivation schien einfach nicht zu mir kommen zu wollen. Die ganzen Aufgaben überforderten mich und statt mir von Anderen Hilfe suchen zu können, hatte ich Sozialphobiker nach wie vor keinen Anschluss gefunden. Nicht das sich überhaupt jemand für mich Interessierte. Außer...Billie!

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt