3. Strange Encounters

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"My Boy is being sus, he was shady enough"

Lorena:

Die Party war rappelvoll! Bis in die hinterste Ecke zwängten sich ein Haufen leichtbekleideter junger Menschen, einige von ihnen hielten altbekannte rote Plastikbecher in den Händen.

So fühlte es sich also an, auf einer richtigen Studentenparty zu sein, wunderte ich mich. Voll, klebrig und verschwitzt? Naserümpfend bahnte ich mir hinter meinem Mitbewohner einen Weg zum Küchentresen des großen Hauses, welcher zu Bartheke umfunktioniert wurde.

Ein Haufen Chips lag, neben unzähligen Flaschen voller Alkohol auf der Platte verstreut und ich wollte mir gerade eine Handvoll in den Mund stopfen, als ich das Label erblickte: Gesalzen.
Igitt! Wer dachte sich denn sowas aus?

Nico, der nebenbei auch auf die brillante Idee gekommen war, mich, den Partygänger Nummer eins, hierher mitzuschleppen, drehte sich fragend zu mir um: "Was möchtest du trinken?"
Ratlos zuckte ich mit den Schultern: "Mir egal, Hauptsache es ist stark."

Mein Mitbewohner nickte: "Soso, kein Bier also? Ich dachte alle Deutschen trinken Bier."
Angewidert schüttelte ich den Kopf: "Ich ganz bestimmt nicht! Und außerdem stopft sich ja auch nicht jeder Amerikaner mit Chips voll. "

Schuldbewusst ließ Nico seinen Arm aus der Chipstüte gleiten: "Ach nein?" Seine braunen Locken schüttelten sich, als er lachte. Dann drückte er mir einen der roten Becher in die Hand.
"Was ist das?", hakte ich nach.
"Vodka", entgegnete Nico unschuldig. Als ich bereits zu einem Schluck ansetzt ergänzte er, "pur!"

Das Getränk schmeckte bitter und brannte in meiner Kehle, doch Vodka shoten war meine Spezialität und somit ließ ich mir nicht anmerken. Nico staunte nicht schlecht: "Ich bin beeindruckt Lorena!"

Ich grinste bloß gezwungen und mischte mich schließlich unter die tanzende Menge. Auf was hatte ich mich da bloß eingelassen, als ich mich letzte Woche in den Flieger nach Los Angeles gesetzt hatte. Ein ganzes Jahr in Amerika an der Kunstakademie lag nun vor mir und direkt an meinem zweiten Abend zwang mich mein Mitbewohner dazu, mich zwischen all den Fremden zu sozialisieren.

Aber okay, vielleicht war es auch gut, so schnell wie möglich über meinen Schatten zu springen und Anschluss zu finden. Zumindest war Nico schon mal sehr sympathisch und es war ja auch nicht seine schuld, dass ich Partys eigentlich nicht ausstehen konnte.

Die laute Musik dröhnte viel zu stark in meinen Ohren, am liebsten hätte ich sie zugehalten, doch ich konnte nicht jetzt, nach fünf Minuten, die ich mich hier befand, schon aufgeben.
Ich brauchte mehr Alkohol!

Zügig leerte ich den Becher, das sollte vorerst genügen. Nun musste ich bloß abwarten, bis das prickelnd warme Gefühl sich in meinem Körper ausbreitete.

In der Zwischenzeit schweifte Blick über die anderen Gäste. Die meisten trugen, ganz im Gegensatz zu mir, enge, kurze Kleider und mindestens zehn Tonnen Make-Up im Gesicht. Ich hatte es gerade so geschafft Wimpern-tusche aufzutragen. Vermutlich konnte man daran bereits erkennen, dass ich nicht hierhergehörte.

Kurze Zeit später hielt ich Ausschau nach Nico, den ich jedoch weit und breit nicht entdecken konnte. Naja, eigentlich hatte ich ihn gerade auch einfach am Tresen stehen lassen. Jetzt hatte er sich wahrscheinlich ohne mich unter die Leute gemischt.
Immerhin lief gute Musik und so begann mein Körper im Takt mitzuwippen.

"Hey du!", erklang eine Mädchenstimme hinter mir, "Lust zu tanzen?"
Erstaunt drehte ich mich um und blickte in das Gesicht eines lächelnden Mädchens mit langen, gelockten Haaren.
"Gerne", erwiderte ich. Sie sah gut aus.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt