1. Insomnia

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"The world's a little blurry, or maybe it's my eyes"

Billie:

Dumpfe Geräusche drangen in meine Ohren, noch bevor ich ganz aufgewacht war. Der Lärm und das Stimmenge-wirr um mich herum wurden langsam lauter.

"Sollten wir sie wecken? Es wird Zeit für die Probe!", erklang eine Frauenstimme. Ich stöhnte innerlich, nicht bereit meine Augen zu öffnen. Wer zum Teufel musste sich denn jetzt ausgerechnet hier lautstark unterhalten? War ein wenig Ruhe wirklich zu viel verlangt?

"Ich weiß nicht. Es ist Tage her, dass sie überhaupt ein Auge zugemacht hat Finneas."

Nun erkannte ich auch die Stimmen. Es waren meine Mom, und mein Bruder Finneas. Super! Das Wort 'persönlicher Freiraum' war ihnen wohl abhandengekommen.

Sichtlich genervt darüber, dass sich in letzter Zeit alle Sorgen um mich machten und mich behandelten, als wäre ich ein rohes Ei, öffnete ich grummelnd meine Augen: "Mom, Finneas, mir geht's gut! Kümmert euch um eure eigenen Probleme!"

Damit wendete ich mich grummelnd auf die andere Seite der kleinen Couch und schloss meine Augen, um noch einmal zu demonstrieren, dass ich offensichtlich meine Ruhe wollte.

"Okay, Schatz, wenn du das sagst", antwortete meine Mutter mit sanfter Stimme. Doch an ihrem Ton erkannte ich, dass sie mir nicht glaubte.

Ja ich gebe zu, die letzten Wochen waren hart. Meine Familie und ich waren auf Europa-Tour, denn scheinbar fanden einige Millionen Menschen die Musik, welche Finneas und ich in seinem kleinen Kinderzimmer produzierten, seit ich 13 war, nicht ganz übel! Die letzten fünf Jahre bestanden also aus unzähligen Presseterminen, Events und Touren durch die ganze Welt.

Nicht, dass ich es nicht zu schätzen wüsste, vor allem die Fans waren mir unheimlich wichtig. Jeden Tag traf ich neue Menschen, hatte praktisch jeden Fitzel Erde schon gesehen und durfte in Arenen zusammen mit meinem Bruder auftreten. Aber mir war nicht bewusst, wie groß die Schattenseite werden würde.

In den letzten Wochen hatte ich nun immer mehr das Gefühl, als würde sich eine Geisterhand immer enger um meinen Hals schnüren. Überall wo ich hin ging, wurde ich auf Schritt und Tritt verfolgt. Paparazzi lungerten um jede Ecke, nicht mal in meinem Auto, einem matt-schwarzen Dodge Challenger, wurde ich von den Fans noch in Ruhe gelassen, wenn ich, um den Kopf freizubekommen, durch LA Spritztouren unternahm.

Doch das aller schlimmste, so schien es mir, waren die Alpträume. Jede Nacht erwachte ich schweißgebadet und mit verheultem Gesicht, denn schon wieder wurde einer meiner Freunde, oder meiner Familie erschossen, ermordet, getötet. Wie man es auch nennen wollte, es war meine persönliche Tortur, denn für Sicherheit konnte ich mit meinem Grad an Berühmtheit schon lange nicht mehr sorgen und diese anfangs völlig irrationale Angst, war längst nicht mehr so abwegig.

Statt Alpträumen hatte ich es also zu meiner Gewohnheit gemacht, einfach nicht zu schlafen, clever ich weiß! Wäre daraus nicht meine Schlafstörung, auch genannt Insomnie resultiert, tja dann wäre mein Plan perfekt auf-gegangen. Aber Schlaf ist was für Dumme!

Um mich wenigstens ein bisschen sicherer zu fühlen, heuerte meine Mom, Maggie, schließlich eine Sicherheitsfirma an. Vor die Tür durfte ich nur noch mit Sully der dafür sorgen sollte, dass ich vom Menschenandrang um meine Person nicht zerquetscht wurde. Und glaubt mir, er stand wie eine Mauer zwischen mir und dem Rest der Welt.

"Na los Billie! Lass uns zum Soundcheck", drängelte Finneas nun und riss mich aus meinen Gedanken, "wir sind eh schon zu spät dran."

Beide Augenpaare starrten mich auffordernd an. Daraufhin zuckte mein Kopf ruckartig nach rechts und meine Pupillen huschten für eine Millisekunde zur Seite. Genervt von mir, meinem Tourette und davon, dass mir wieder einmal jemand vorschrieb, was ich zu tun hatte, stand ich vom Sofa im Green-Room auf und trottete lust-los hinter Finneas her.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt