4. Dragon

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"Bored, I'm so bored"

Billie:

Meine Woche verlief bis jetzt ziemlich unspektakulär: Essen, gammeln, Schlaf nachholen. Meine Lieblingsserie the office war ein treuer Begleiter meiner Faulenzertage und lief auch jetzt im Hintergrund, während ich in der Hängematte unseres Gartens baumelte. Pepper, die schwarz-weiß gefleckte Hündin unserer Familie jagte den Vögeln in den hohen grünen Hecken hinterher und meine Mutter Maggie saß am hölzernen Tisch auf der Terrasse.

Mein Körper war in einen dicken Pulli und Jogginghose gehüllt, eigentlich war es noch ein wenig kalt, um draußen zu sitzen, doch die Nachmittagssonne wärmte mein Gesicht. Einen Moment verharrte ich noch in meiner Position und drehte Däumchen, dann stand ich schwung-voll auf.

"Mir ist langweilig!", stieß ich in Richtung meiner Mutter zwischen meinen Zähnen hervor. Diese blickte verwundert von der Zeitung auf: "Noch vor ein paar Tagen hast du dich beschwert, dass du dringend Freizeit brauchst Billie!"

"Ja, aber jetzt weiß ich nicht was ich mit meiner Zeit anfangen soll!" Mir war bewusst, wie widersprüchlich ich klang.
"Warum besucht du nicht Zoe?", schlug meine Mom nun vor.

"Ist bei Adam übers Wochenende!" Wir hatten den Abend gemeinsam verbracht, ein paar Filme geschaut und die beiden hatten mich über all die Sachen informiert, die ich in meiner Abwesenheit verpasst hatte. Doch seitdem hatte ich keins der Mädchen mehr zu Gesicht bekommen. So viel dazu!

Vor ein paar Tagen war ich außerdem einem reservierten Mädchen mit ausländischem Akzent im Supermarkt begegnet.

Eigentlich keine schlechte Idee mich ins Auto zu setzen.
"Ich bin mit Dragon unterwegs!", rief ich meiner Mutter zu. Barfüßig tabste ich so schnell es ging zurück ins Haus, um mich umzuziehen, bevor meine Mom mir hinterherrufen konnte ich solle Sully mitnehmen. Auf meinen Bodyguard hatte ich jetzt wirklich keine Lust.

Fertig gestylt schnappte ich mir meine Autoschlüssel und begab mich zu der einzig wahren Liebe in meinem Leben. Mein Auto namens Dragon!
"Hallo Shawty", begrüßte ich sie. Ja, mein Wagen war eine sie!

Normalerweise verbrachte ich stunden damit durch die Straßen LAs zu fahren. Es war die einzige Möglichkeit für mich, alleine und sicher Zeit außerhalb meines Hauses zu verbringen. Dieses Mal steuerte ich jedoch den Walmart um die Ecke an.

Musik dröhnte durch die Boxen meines schwarzen Autos, während ich auf den Parkplatz fuhr. Ich gebe zu, es war vielleicht nicht eine meiner brillantesten Ideen, mich in meinem nicht sehr unauffälligem Dodge Challenger in die Öffentlichkeit zu trauen. Doch ich setzte darauf, dass es mittlerweile spät genug war, dass sich keine Teenager mehr rumtrieben.

Dennoch verdeckte ich mein Gesicht mit einer großen Sonnenbrille und zog meine Kapuze über den Kopf, um meinen grünen Ansatz zu verdecken, bevor ich ausstieg.

Insgeheim hatte ich gehofft dem mysteriösen Mädchen wieder zu begegnen, denn auch sie kaufte oft zur späten Stunde ein, weshalb wir uns nun schon mehrere Male über den Weg gelaufen waren.

Sie schien in meinem Alter zu sein, trotzdem hatte sie mir bis jetzt keine Zeichen gegeben, zu wissen wer ich war. Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass gefiele mir nicht. Im Gegenteil: Ich genoss unsere beiläufigen Plausche vor dem Chips-Regal oder an der Kasse.

Heute jedoch schien sie nicht da zu sein. Also schlürfte ich enttäuscht mit meiner Tüte Takis aus dem Laden und startete mein Auto.

Meine Finger tippen im Takt zu einem Song meines Bruders auf den Rand des Lenkrades, als ich plötzlich einen blonden Haarschopf mit Takis in der Hand auf dem Gehweg erblickte.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt