8. Fuck Asthma

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Billie:

Einige Zeit liefen wir über die leergefegten Straßen des mehr oder weniger schäbigen Stadtviertels. Gelegentlich kamen uns Autos mit ihren grellen Scheinwerfern entgegen, in der Ferne lief eine streunende Katze über die Straße.

Während ich mit ausgebreiteten Armen kreuz und quer den Gehweg entlang lief und immer noch viel zu viel Energie zu haben schien, balancierte Lorena mit hochkonzentriertem Gesicht auf der Bordsteinkante.

Das war es also, was normale Menschen so taten? Wenn ja, dann fühlte es sich ziemlich gut an! Zum ersten Mal seit langem, fühle ich mich frei.
Den gesamten Abend waren die Termine, der Stress und vor allem, der ewige Druck, der auf mir lastete in das hinterste Eckchen meines Gehirns verschwunden.

Ich holte tief Luft, spürte wie die laue Wärme meine Lungen durchdrang, bis ich die Flasche an meine Lippen setzte. Je mehr ich getrunken hatte, desto weniger brannte meine Kehle als der Alkohol meinen Rachen hinunter-floss.

„Billie! Billieeee!", lachend umarmte mich Lorena von hinten. Für einen kleinen Augenblick genoss ich ihren süßlichen Geruch, ihre Haare kitzelten meine Wange, bis ich bemerkte, dass dies nur ein Ablenkungsmanöver war, um die nahezu leere Flasche aus meiner Hand zu ziehen.

Lorena streckte mir grinsend die Zunge entgegen und setzte zu einem tiefen Schluck an, gefolgt von einem Rülpser: „Hups", sie wurde rot und ich hakte mich lachend bei ihr ein.

„Man kann gar nicht die Sterne sehen", stellte sie mit traurigem Ton fest, den Blick gen Himmel gerichtet.
„Zu viel Lichtverschmutzung und Abgase", entgegnete ich und verfehlte einen Kieselstein vor mir, den ich versuchte wegzutreten. Ich stolperte leicht und zog Lorena mit mir.

„Hoppla! Meine Schuld", stieß ich überrascht hervor.
„Wie lange noch? ", wunderte sich Lori nun und sah mich fragend an. Ich zuckte mit den Schultern: „Vielleicht so zehn Minuten."

Hinter uns näherte sich ein Auto in Schritttempo. Wir schienen es gleichzeitig zu bemerken, denn unsere Köpfe drehten sich gleichzeitig in Richtung Straße.

„Billie?", flüsterte Lorena panisch, was tut es da?"
Das Auto hatte uns beinahe eingeholt, aus Angst lief mir ein Schauer über den Rücken.
„Ich weiß es nicht. Meinst du es hat uns gesehen?", antwortete ich leise.

„Meinst du- Meinst du wir sollten rennen?", stotterte sie, ihre Hand klammerte sich eng um meinen Unterarm. Sofort durchzog mich ein heißer Schmerz.

Ich wusste genau, dass die noch frischen Wunden von gestern, nun wieder aufgegangen waren. Mit zusammengebissenen Zähnen, um mir nichts anmerken zu lassen, erwiderte ich: „Noch nicht, erst wenn wir um die Ecke sind!"

Unsere Schritte wurden allmählich schneller keiner von uns wagte es ein Wort zu sagen, das Auto immer noch bedrohlich näherkommend.

„Lauf!", zischte ich, sobald wir die Ecke erreicht hat-ten. Und damit sprinteten wir los. Keiner von uns traute sich nach hinten zu blicken, stattdessen zog ich Lorena blindlinks hinter mir her.

Unser Sprint durch die Gassen, dauerte bestimmt einige Minuten, die leere Flasche hatte sie irgendwann einfach fallen lassen, ich hörte wie sie auf dem Boden zerschepperte.

Nach einiger Zeit bemerkte ich, wie ich Lorena immer mehr hinter mir herzog, ihr schien, genauso wie mir, die Puste auszugehen.

Es war noch eine Querstraße, dann kam mein Haus in Sicht, als sich eine wohlbekannte enge in meiner Brust breit machte. Schnaufend lief ich noch einige Schritte weiter, wir waren bereits im Block vor meinem Haus, bis mich die fehlende Luft dazu Zwang stehen zu bleiben.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt