9. 120 mph

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„It might be more of an obsession"

Lorena:

Weißes Licht schimmerte durch meine Augenlider, als ich mich müde im Bett herumwälzte. Meine Hand fuhr auf der Suche nach der Decke über die flauschigen Laken, bis ich etwas Weiches, Felliges ertastete.

Verwundert öffnete ich ein Auge und ein schwarz-weiß gefleckter Hund lag neben mir im Bett, die eine Pfote hatte er über Schnauze und Augen gelegt.

„Na, wer bist du denn?", wunderte ich mich und fuhr mit meiner linken Hand sanft über seinen Kopf.

Dann ließ ich mich zurück in die Kissen fallen. Billies Kissen! Ein sanfter Vanille-Geruch umgab mich und warme Sonnenstrahlen fielen in das kleine Zimmer. Die weißen Gardinen bewegten sich sanft mit jedem Luftzug, der durchs offene Fenster drang. Das sollte ich in der nächsten Kunststunde malen!

Schließlich beschloss ich, dass ich genug rumgelegen hatte. Also schlängelte ich mich um den Hund herum aus dem Bett.
Immer noch begeistert nahm ich mein Handy vom Nachttisch und knipste einige Fotos vom Fenster, allerdings verlor der festgehaltene Augenblick auf den Fotos seinen Charme.

Mein Blick wanderte hinüber zum Schuhregal, welches mit unzähligen bunten Paaren bestückt war. Was die wohl alle gekostet haben mussten. Ich runzelte meine Stirn.

Das kleine Häuschen sah im Gegensatz zum Schuhregal, Billies Klamotten, geschweige denn ihrem Auto, ziemlich alt aus. Dafür hatte es umso mehr Flair. Die Wände von ihres Zimmers waren mit Bildern übersät, am Türrahmen hatte die Familie die Größen mit Namen dokumentiert und das braune Regal in der hinteren Ecke war voller Platten.

Billie! Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf. Letztens hatte sie meine eigene Plattenkollektion noch mit großen Augen bewundert, dabei hatte sie selbst eine ganze Menge!

Eine Rote fiel mir besonders ins Auge. Gerade wollte ich darauf zugehen, um sie aus dem Regal zu ziehen, als ich eine Stimme rufen hörte.

„Pepper?"
„Peeeppper, verdammt wo bist du?"

Leicht ertappt drehte ich mich um, am Türrahmen lehnte lässig eine zerzaust aussehende Billie mit verschmitztem Grinsen und verschränkten Armen. Einige neon-grüne Strähnen fielen aus ihrem Messi-Bun heraus und sie trug lediglich einen viel zu großen schwarzen Pulli.

„Guten Morgen", sagte ich, meine Wangen nahmen einen leicht rötlichen Ton an, während ich verschämt Richtung Bett deutete, „Der Hund hat es sich bequem gemacht!"

„Pepper!", ermahnte Billie sie nun leicht genervt, „raus aus dem Bett, du weißt genau, dass du das nicht darfst!"
Nach einem liebevollen Klaps sprang diese aus dem Bett und verschwand.

„Ich hoffe sie hat dich nicht belästigt oder dir im Schlaf ein Ohr abgebissen", meinte Billie nun wieder zu mir gerichtet, „manchmal kann sie nicht so mit Menschen."
„Saaammeee", erwiderte ich schultern zuckend, „aber eigentlich haben wir zwei gut gekuschelt. Man nenne mich Hundeflüsterer!"

Billie zog grinsend eine Augenbraue hoch: „Was auch immer. Hast du Hunger?"
„Immer", meinte ich und folgte Billie ohne weitere Worte direkt in die Küche.
Diese war genauso schnuckelig klein, wie Billies Zimmer, bloß standen auf den Regalen unzählige Kochbücher. Weiter hinten befand sich eine Terassentür und ich erhaschte einen kurzen Blick auf den Garten.

Ein älterer Mann, vermutlich Billies Vater, stand mit Gartenschlauch vor dem Blumenbeet. Maggie dagegen saß, mit einer Zeitung in der Hand, am hölzernen Küchentisch.

Als wir die Küche betraten, hob sie den Kopf und begrüßte uns warmherzig: „Hallo Kinder, hab ihr gut geschlafen?"
Meine Kopfschmerzen machten sich bemerkbar. Billie nickte bloß, während ich sichtlich verunsichert danebenstand. Mental bereitete ich mich schon auf einen langen Vortag vor, von wegen Alkohol sei böse, und ich sei schlechter Einfluss. Doch nicht dergleichen passierte.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt