6. Decaffeinated coffee

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"You've got your finger on the trigger but your trigger fingers mine"

Billie:

Ich war pissig! Mit der Sonnenbrille im Gesicht und der schwarzen Kapuze meines Hoodies weit über meinen Kopf gezogen, stieg ich mit verschränkten Armen aus dem schwarzen Van mit getönten Scheiben. Voran lief mein Bodyguard Sully, hinter mir meine Familie und mein Manager Danny.

Von außen wirken wir vermutlich, wie ein Escort, der auf die gläsernen Türen von BeatsOne-Radio zusteuerte. Mein Blick war auf den Boden gerichtet, lustlos kickte ich kleine Steinchen vor mich hin, darauf bedacht, alle um mich herum gekonnt zu ignorieren.

Seit ich mich gestern viel zu spät in mein Auto gesetzt hatte und heimgefahren war, bahnte sich das Riesendrama an.

Ich hatte versprochen um zwölf daheim zu sein, dass wusste ich ja, denn es war die Bedingung dafür gewesen, dass ich ohne Begleitung vom Security Team unterwegs sein durfte.

Es war auch gar nicht meine Absicht gewesen, mich nicht daran zu halten. Ich hatte die Zeit einfach aus den Augen verloren. Doch, sobald ich mit dem Auto in die Einfahrt fuhr, wusste ich, dass es zwecklos war zu versuchen ihnen das beizubringen.

Security und einige Polizisten, waren bereits vor meiner Haustür versammelt. Dahinter standen meine Eltern.
Alle Blicke waren auf das Auto gerichtet, als ich die Tür öffnete und mein neon-grüner Haarschopf hervorlugte. Für einen kurzen Augenblick der sichtlichen Erleichterung, dass ich unversehrt heimkam, standen alle einfach nur da, während ich die Autotür zuschlug und meinen Schlüssel nervös in meinen Händen drehte.

„Ich-", begann ich, „die Zeit verg-"
Meine Mutter unterbrach mich mit erschöpfter, dennoch wütender Stimme: „Billie! Kannst du dir vorstellen, was hier los war? Es ist zwei Uhr! Was hast du dir dabei gedacht?"
Mürrisch lief ich Richtung Haustür: „Jetzt bin ich da, also keine große Sache!"

„Keine große Sache?", mischte sich nun mein Vater ein, Billie, ich weiß nicht, ob dir das klar ist, aber hier stehen zwei Security Männer 24/7 vor unserer Haustür, wir haben uns ein ganzes Alarmsystem gekauft, ja praktisch das ganze Haus abgesichert, nur damit wir uns sicher fühlen können. Und du kommt hier an, nachdem du stundenlang alleine durch die Weltgeschichte gefahren bis, ohne auf unsere Nachrichten und Anrufe zu reagieren und erzählt uns jetzt, wir sollten uns weniger Sorgen machen?"

Schuldbewusst strich ich meinen Pulli glatt. Hinter mir standen Fremde, die unser Familiendrama mitanhören mussten, vor mir meine Eltern mit verständnislosen Gesichtern.

Wieso konnte denn niemand mal auf meiner Seite der Dinge stehen? Obwohl ich wusste, dass es alle nur gut meinten, machte es mich wütend, dass ich scheinbar immer alles falschzumachen schien.

„Dir hätte sonst was passieren können Billie!", mischte sich meine Mutter nun wieder ein. Das brachte das Fass zu überlaufen!
„Verdammte scheiße! Wieso kann niemand von euch verstehen, dass ich auch mal eine Minute für mich brauche?", schrie ich nun verärgert, „mir geht's gut! Ich bin kein Baby, sondern fast 18! Kann ich nicht mal eine Freundin besuchen, ohne dass die da-", ich deutete auf die Security, „oder ihr, nein, die ganze Welt direkt Alarm schlägt!"
Mit Tränen in den Augen stürmte ich an meinen Eltern vorbei in mein Zimmer.

„Aber Billie, wir wollen dir doch gar nichts Böses!" rief mir meine Mutter noch hinterher. Daraufhin ließ ich die Tür hinter mir so laut ich konnte ins Schloss knallen.

Der Abend mit Lorena war so schön gewesen. Einmal abschalten vom ganzen Trubel um meine Person, vom Berühmtsein und dem Stress, der sich wie ein Rattenschwanz durch mein Leben zog. Aber scheinbar wurde mir ja nicht mal das gegönnt.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt