29. Blaue Veilchen

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„I've never fallen from quite this high, fallen into your ocean eyes"

Lorena:

Eine Mischung aus dumpfen Geräuschen und einem wilden Stimmengewirr drang leise an meine Ohren. Das Pochen meines Kopfes überlagerte sämtliche Information, welche mein Gehirn normalerweise verarbeitete und zwang mich meine Augen geschlossen zu halten. Der Untergrund, auf dem ich lag, fühlte sich angenehm kühl an meiner Haut an, am liebsten wäre ich einfach dort liegen geblieben, doch meine Vernunft gewann langsam wieder die Überhand. Wo zum Teufel war ich gelandet?

Stöhnend öffnete ich meine Augen. Im ersten Augenblick war alles bloß weiß und grell, bis sich eine schemenhafte Gestalt über mein Gesicht beugte.

„Vorsichtig, machen Sie langsam", mahnte eine Herrenstimme und half mir, mich aufzurichten.

Meine Füße baumelten nun eine graue Liege hinunter und ich blinzelte ein paar Mal gegen das Licht an. Aus Reflex griff ich mir an meinen schmerzenden Kopf, bereute meine Entscheidung jedoch binnen einer Sekunde.

„Aua!", stieß ich zwischen meinen gepressten Lippen hervor. Auf meiner Stirn hatte sich eine dicke Beule gebildet.

„Da hat Sie wohl jemand ganz schön erwischt", kommentierte der Mann, „wir haben Sie aus der Menge gezogen als Sie ohnmächtig geworden sind."

Ohnmächtig?

Ein Blick um mich herum ließ mich darauf schließen, dass ich mich wohl im Rettungszelt befand. Neben meiner Liege waren fünf weitere aufgereiht, an den Wänden stapelte sich medizinisches Equipment.

Noch immer rätselte ich, was mir der Sanitäter sagen wollte. Was zum Teufel war passiert? Gerade eben stand ich noch zwischen den Fans und hatte Billie sehnsüchtige Blicke zugeworfen.

Billie!

Oh mein Gott, wie viel Zeit war vergangen, seit ich ausgeknockt wurde?

„Ist die Show schon vorbei?", wunderte ich mich und wurde panisch. Was, wenn Billie herausfinden würde, dass ich ihr eiskalt ins Gesicht gelogen hatte?

„Billie Eilish hat ihr Konzert vor einer viertel Stunde beendet. Mittlerweile spielt glaube ich LittleNas!"

Schockiert drehte ich mich nach meinem Handy um, doch es war, genau wie mein rotes Bandana, verschwunden. Verdammt, Billie machte sich bestimmt schon Sorgen. Hoffentlich hatte sie keinen Suchtrupp losgeschickt. Es wäre unfassbar peinlich, wenn alles in Aufruhr geraten würde, nur weil ich eine Dummheit begangen hatte. Noch dazu hatte mir Billies Manager klar und deutlich weißgemacht, dass ich bloß nicht stören sollte. Ich musste sie also schleunigst wieder finden.

„I-Ich muss los!", stammelte ich und sprang mit einem schnellen Satz auf den sandigen Boden. Als meine Füße aufkamen, begann sie die Welt zum zweiten Mal an diesem Tag zu drehen.

„Woah!", mir wurde schlecht.
Der Sanitäter eilte an meine Seite und schüttelte tadelnd seinen Kopf: „Bleiben Sie lieber einen Moment sitzen, warten Sie, ich bringe Ihnen ein Wasser."

Dankbar nickte ich und ließ mich auf einen der Stühle fallen. Der Rettungsmann kam mit einer eisgekühlten Flasche zurück, welche ich mit einem Knacken aufdrehte und einen großzügigen Schluck nahm. Es wirkte Wunder gegen meine trockene Kehle und ich hatte das Gefühl nun wieder etwas klarer denken zu können.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt