28. Die Luft wird knapp

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„Im overheated"

Billie:

Stille. Eigentlich war es nie wirklich still. Mal abgesehen davon, dass mein eigenes Grundrauschen mich tagtäglich kirre machte oder der ständige Tinnitus mich verfolgte, auch wenn ich einfach nur Zuhause in meinem Bett lag, war ich niemals von vollkommener Stille umgeben.

Die Geräusche der Fotoapparate, schreiende Fans und meine eigene laute Musik, umgaben mich in einer bunten Fülle von Tönen. Doch der Moment, in dem ich sah, wie ein allzu bekannter braun-blonder Haarschopf von Securitymännern aus der Masse gezogen wurde, änderte alles.

Es war als würde mich ein Rausch überkommen, der alles in Zeitlupe versetzte, meine Haut begann zu kribbeln, meine Ohren wurden taub und meine Gedanken träge, während Lori von mir weggetragen wurde. Ein Blick hinüber zu Finneas schockiertem Gesicht verriet mir, dass ich gerade nicht träumte. Er hatte es auch gesehen.

Mit den letzten Takten meines Auftritts bemerkte ich, dass ich aufgehört hatte zu springen. Jetzt bloß nichts anmerken lassen, ermahnte ich mich und schenkte den Fans ein paar hastige Umarmungen, bevor ich auf dem Absatz kehrt machte und gen Ausgang stürmte.

Auf meinem Weg Backstage holte mich die Zeit wieder ein. Noch im Rennen riss ich meine in-ears aus den Ohren und die Welt wurde mit einem Mal unendlich laut.

„Mom!", schrie ich, „MOM!"

Scheiße, ich hatte gar nicht genug Zeit meiner Mutter zu erklären was passiert war, ich musste sofort zu Lori!

Völlig überstürzt rannte ich weiter in Richtung des Festivalgeländes. Bevor ich die Tür erreichte, holte Finneas mich ein und zog mich energisch zurück: „Du kannst da nicht rausgehen Billie!"

Mit glühenden Wangen schnappte ich nach Luft: „Fin du verstehst das nicht! Lori ist irgendwo da draußen! Bewusstlos!" Dann versuchte ich mich aus Fins Händen zu befreien. Tränen stiegen mit in die Augen. Ich wusste, dass ich nicht wirklich eine Chance hatte Lori zu finden. Eher würde ich von der Menschenmasse plattgemacht werden, aber ich musste es doch wenigstens versuchen!

Schluchzend ließ ich die Türklinke los und fuhr durch meine Haare. Die Tränen liefen widerstandslos mein Gesicht herunter.

„Wir werden sie finden Billie", versicherte mir nun auch meine Mom, die scheinbar zu uns herüber geeilt war, während Finneas meinen Rücken streichelte, „Sully ist schon auf dem Weg."

Ich schüttelte meinen Kopf: „Sie ist g-ganz alleine-"

Was hatte sie überhaupt mitten im Publikum zu suchen? Wir hatten abgemacht, sie würde sich meine Show im abgesicherten Bereich anschauen.

Ein heißer Schmerz durchfuhr meine Brust. Lori hatte mich angelogen!

Mit einem Ruck landete meine Faust in der Wand. Erschrocken von mir selbst zog ich sie zurück und betrachtete ich verwundert über meine Handlung meine scherzenden Gelenke.

„Billie!", rief meine Mutter entsetzt und ging auf mich zu, um meine Hand zu begutachten, doch ich ging ihr mit einem Schritt aus dem Weg und ließ mich die kalte Wand herunterrutschen. Durch mein tränenverhangenes Gesicht konnte ich erkennen, wie Finneas sich entfernte.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt