30. City of Stars

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„It's okay to cry and it's alright to fold, but you are not alone"

Lorena:

Die Abendsonne tauchte den Himmel in gelb- und Orangetöne, die ich mir normalerweise bestimmt nicht hätte entgehen lassen, doch gerade wollte ich nichts mehr genießen als ein weiches Kissen! Doch das Ende des Festivals bedeutete auch den Abschied von Billie.

Schmerzhaft erinnerte ich mich daran, dass dies der letzte gemeinsame Abend mit ihr sein würde. Wenn wir erst im Hotel angekommen waren, unsere Sachen gepackt hatten und zurück in Highland Park eintrafen, würde sich die ganze Familie O'Connell noch in derselben Nacht auf nach Colorado begeben.

Drei ganze Monate würde Billie weg sein! Bis heute war der Abschied, trotz der ganzen Tour Vorbereitungen, die seit Wochen andauerten, nicht wirklich greifbar gewesen. Aber nun waren es nur noch wenige Stunden.

Mein Gehirn war wie benebelt, möglicherweise auch durch den Schlag ins Gesicht, den ich abbekommen hatte, als ich am Ende des Tages im altbekannten Auto saß, die Wüstenlandschaft an mir vorbeiziehen sah und an nichts anderes Denken konnte als an Billie.

Die Fahrt nach Hause fühlte sich an, als würden sich tausende Messerstiche in mein Herz bohren. Mit jedem Kilometer, mit dem wir dem kleinen blauen Haus näherkamen, klammerte sich Billies Hand fester in meine, so fest, dass meine Hand von dem mangelnden Blutfluss zu prickeln begann.

Ich wollte nicht gehen. Genauer gesagt wollte ich Billie nicht gehen lassen, doch der stetig näher rückende Abschied war unvermeidlich, denn schließlich konnte Billie nicht einfach hierbleiben, und ich, konnte sie genauso wenig begleiten, auch wenn ich mir das sehnsüchtig wünschte.

Drei Monate waren eine ganz schön lange Zeit, ich konnte mir noch nicht einmal sicher sein, dass Billie mich danach überhaupt wiedersehen wollte. Außerdem hatte ich niemanden, mit dem ich an den Strand fahren konnte, Tonnen an Fastfood bestellen, geschweige denn meine Lieblingschips teilen. Ohne Billie war ich einsam.

Doch ich selbst war nicht einmal meine größte Sorge, denn irgendwie würdevoll ich die Zeit ohne sie schon überleben. Billie hingegen hatte oft genug gesagt, dass sie eine weitere Tour nicht durchstehen würde, aber niemand hatte ihr zugehört. Bei dem Gedanken wurde mein Magen ganz flau, wer wusste schon wozu sie im Stande war.

Nein, ich schüttelte die Horrorszenarien in meinem Kopf ab, sie würde das schon schaffen.

Mittlerweile setzte die Dämmerung ein, den Freeway hatten wir bereits hinter uns gelassen, die Straßen kamen mir allmählich bekannter vor.

Billies Kopf fiel auf meine Schulter, eine Wolke frischen Duftes stieg in meine Nase und ein paar Haare kitzelten mein Gesicht. Die Wärme die Billie ausstrahlte würde ich definitiv am meisten vermissen.

Kurze Zeit später kam das Auto vor Claudias und Finneass wunderschönem, südländischen Haus zum Stehen.

„Bis später", meinte Fin, während Claudia bereits die Tür öffnete. Im Gegensatz zu mir, würde sie die O'Connells, zumindest für einen Teil der Tour, begleiten. Bevor die beiden gänzlich in der Dunkelheit verschwanden, nahm mich Fin in eine ausgiebige Umarmung.

„Pass auf dich auf Lori", sagte er, „wir sehen uns ganz bald wieder, okay?"

Ich nickte während ich mit aller Kraft versuchte, nicht jetzt schon zu heulen anzufangen: „Mach ich! Ich wünsche euch ganz viel Spaß. Pass auf Billie auf, ja?"

„Versprochen Lori!", entgegnete dieser, „du weißt gar nicht wie viel du ihr bedeutest!"
Dann ließ er von mir ab, Claudia warf mir Luftküsse zu und der Wagen rollte aus ihrer Einfahrt heraus.

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt