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„Ich wär gern in deiner Zeitzone"

Lorena

Ein sanfter Sonnenstrahl bahnte sich seinen Weg durch die Ritzen meiner Rollläden und traf mitten auf meine Nasenspitze, die von der Wärme augenblicklich zu kitzeln begann.

Murrend rümpfe ich ich sie, zog die Decke über meinen Kopf und drehte mich in den weichen Laken meines Bettes um, in der Hoffnung, dem Licht entkommen zu können. Es war noch zu früh am Morgen um aufzustehen, mein Körper fühlte sich schlaff und träge auf der Matratze an, doch je mehr ich versuchte zurück ins Traumland zu driften, desto wacher wurde mein Verstand.

Also schlug ich ergeben meine Augen auf und tastete mein gemütliches Bett nach meinem Handy ab. Zu meinem Erstaunen plagten mich weder Kater noch Kopfschmerzen.

Die Ziffern meines Weckers schimmerten in verschwommenen rot von meinem Nachttisch zu mir herüber. Blind griff ich zu meiner Brille um das Horngestell auf dem Nasenrücken zu platzieren.

8:30 Uhr.

Das war angesichts der Tatsache, dass unsere gestrige Party bis in die späte Nacht gedauert hatte, ziemlich früh.

Dann widmete ich mich meinem Handy, die unbeantworteten Nachrichten meiner Eltern nahmen noch immer meinen Bildschirm ein weshalb ich beschloss, sie bei einem Kaffee zu beantworten. Vielleicht sollte ich mich auch bei Billie melden, immerhin hatte ich sie gestern in einem sehr angetrunkenen Zustand angerufen. Bestimmt würde sie sich freuen, wenn ich mich auch nüchtern bei ihr meldete.

Mit etwas Überwindung trafen meine nackten Füße auf das dunkle Parkett und fanden ihren Weg in die Küche. Gähnend kramte ich ein Kaffee-Pad aus der Dose über den Kühlschrank und betätigte die Maschine.
Im Hintergrund hörte ich das Wasser aus der Dusche laufen. Seltsam, seid wann war Nico denn so früh am Morgen schon wach?

Kopfschüttelnd wand ich mich meiner nun vollen Tasse zu, es roch nach herben Bohnen, ein Duft von dem ich mehr als abhängig war. Mein Vater behauptete nach all den Jahren immer noch, er könnte von jetzt auf gleich aufhören einen morgendlichen Kaffee zu trinken. Ich bezweifelte das, denn das würde wahrscheinlich jeder Süchtige von sich behaupten.

Der Gedanke an meine Familie brachte mich zum schmunzeln, während ich bei weit aufgerissenen Fenstern den Morgen genoss. Die noch kühle Brise sollte die abgestandenen Luft in unserer Wohnung, so gut es eben in einem Dachgeschoss ging, vertreiben.

Eine Weile später riss mich das Quietschen der Badezimmertür aus meinen Gedanken. Zu meinem Erstaunen erschien ein Mädchen in einem von Nicos schwarzen T-Shirts und einem Handtuch um die Haare gewickelt, auf dem Flur.

„Mia?", rief ich und konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Wie zum Teufel war mir gestern nicht aufgefallen, dass sie scheinbar hier übernachtet hatte.

Das Mädchen hielt in ihrer Bewegung inne und blickte erschrocken zu mir hinüber.
„Oh,- oh, äh Lori ich wollte nicht stören", stammelte sie, „Nico meinte ich könnte kurz duschen gehen!"

Wissend nickte ich. „Ach ja? Na dann stör ich euch mal nicht weiter!" Mias Wangen waren mittlerweile mindestens genauso rot, wie die überreifen Äpfel in der Obstschüssel. Mein Gott, so peinlich wie es ihr war mir über den Weg zu laufen, mussten sie heute Nacht ja eine ganze Menge an schändlichen Dingen getan haben.

Um Mia nicht weiter zu verunsichern, räumte ich die Küche für die Turteltauben frei. „Mach's dir gemütlich bis Nico aufsteht. Der Kaffee steht auf dem Kühlschrank."

„Danke", erleichtert lief Mia Richtung Balkon, dann drehte sie sich noch einmal zu mir um, „ach und Lorena Könntest du dass vielleicht für dich behalten?"

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt