31.

329 13 3
                                    

„She was sleeping in your clothes, but now she's got to get to class"

Lorena

Billie liebt Kekse! Am liebsten die mit kleinen Schokostückchen, ein bisschen zu kurz im Ofen, damit der Teig warm und weich auf der Zunge zergeht.

Billie liebt Kekse fast so sehr wie Burritos und sogar so sehr, dass sie sie selber backt. Wer hätte das gedacht!

Vanille ist ihre Lieblingssorte und sie schmecken zu meinem Erstaunen trotz fehlendem Gluten und Milch wunderbar süßlich. Und das obwohl ich normalerweise gegen jegliches Gebäck eine tiefe Abneigung hegte.

Wahrscheinlich hätte ich Billies Kekse auch niemals probiert, hätte sie mich nicht mit ihren Hundeaugen angeschaut und darum gebettelt. Ich konnte einfach nicht nein zu ihr sagen.

Ein gefüllter Teller befand sich beinahe jedes Mal auf dem Tresen der kleinen Küche der O'Connells, sodass man sich auf dem Weg in den Garten immerzu eine Leckerei stibitzen konnte.

Die Vorstellung von einer keksebackenden Billie in rosa Schürze und mit mehlbestaubten Haaren wollte nicht so ganz in meinen Kopf hineingehen. Zu groß war der Kontrast der schwarzen oversized Pullis und den Silberketten, die doch eher den Rocker als den Popper Vibe ausstrahlten.

Billie, die vor meinem inneren Auge wie eine Wilde alle Zutaten in einer Schüssel Zusammenschmiss, lockte ein Lächeln auf mein verträumtes Gesicht.

Vorsichtig strich sie sich die verstaubten Hände an der Schürze sauber und griff nach meiner Hand. Ein wenig Teig klebte noch an ihrem Finger den sie nun in meinem Gesicht verteilte, dabei glitzerten ihre Augen hellblau in der Sonne auf als diese mit dem Licht, das durchs Fenster strahlte, zusammen trafen.

„Noch zehn Minuten", rief eine tiefe Männerstimme und ließ mich zusammenzucken.

Scheiße!

Mein hastiger Blick fiel auf die schwarze Wanduhr während mir der orangene Bleistift nahezu vor Schreck aus der Hand gefallen wäre. Nur noch zehn Minuten! Und dabei hatte ich noch nicht einmal zwei Drittel der Fragen beantwortet.

Mein Herz begann wie wild zu pochen! Ich konnte doch nicht bei meiner letzten Prüfung dermaßen versagen! Wie hatte ich mich so sehr von meinen Tagträumen über Billie ablenken lassen, dass ich vergessen zu haben schien, wie wichtig das hier für mich war?

Die schwarzen Buchstaben verschwammen vor meinen Augen, hilflos versuchte ich wieder klare Sicht zu bekommen. Das Ticken dröhnte laut in meinen Ohren während ich hastig versuchte die Seiten zu befüllen.

Das stetige Klack-Geräusch nahm jedoch erst an Intensität ab, als die Prüfung auf den Abgabestapel glitt und ich meinem vermeintlichen Feind, der Wanduhr, einen letzten Blick zu warf, bevor ich missmutig den kalten Hörsaal verließ.

Ich hatte versagt!

Enttäuscht plumpste mein ledernen Rucksack vor eine der roten Bänke neben dem Ausgang, meine Hände stützte ich missmutig auf die Knie.

Neben mir ertönten deutlich mehrere aufgeregte Stimmen, der kalte Luftzug welcher mit den vielen Studenten aus dem Hörsaal strömte, ließ mich, bei beinahe vierzig Grad im Schatten, schaudern.

Am liebsten hätte ich mir gerade Augen und Ohren gleichzeitig zugehalten, zu laut war die Welt und zu grell die beschissene Sonne über Los Angeles.

Nachdem ich mein Handy hervorkramte um den Flugmodus auszuschalten, drehte ich es in meinen Händen einmal um die eigene Achse. Dann steckte ich es missmutig zurück in meine Tasche. Ich konnte mich nicht dazu bringen den ‚und wie war's?' Nachrichten meiner Eltern zu antworten oder via FaceTime in ihre traurigen Gesichter zu blicken, immerhin hatten sie die letzten Tage so sehr mit mir mitgefiebert und mir die Daumen gedrückt. Und das für nichts und wieder nichts!

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt