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Im Uber angekommen, widmete ich dem lateinamerikanisch aussehenden Fahrer ein kurzes Nicken und steckte so schnell es ging meine Kopfhörer in die Ohren. Der Tag würde aus genug Trubel bestehen, da brauchte ich nun wirklich kein sinnfreies Gespräch mit dem Fahrer anfangen.
Dennoch bereitete es mir Unnwohlsein in das Auto eines Fremden gestiegen zu sein, viel lieber würde ich mich in Billies Dodge Challenger herumkutschieren lassen. „Genau das ist der Grund warum du sie jetzt besuchen wirst Lorena", murmelte ich mir zu um mir selbst den Rücken zu stärken, „weil sie auch für dich da ist." Wenn ich es oft genug sagen würde, dann würde es sich im Laufe des Tages auch anfangen richtig anzufühlen diese Reise anzutreten! Hoffentlich.

Vermutlich war es eher die aufkommende Angst vor den nächsten Stunden, die meine Gefühle auf den Kopf stellte. Immerhin machte ich hier eine halbe Weltreise ganz allein. Mal abgesehen vom Gedränge welches mich am Los Angeles Airport erwartet, dem Lautstärkepegel oder meiner Flug- und Menschenangst waren Flughäfen das Gegenteil von meiner persönlichen Wohlfühloase. Zum einen weil ich mich nie zurechtfinden konnte und andererseits weil der LAX für unpünktliche Flugzeiten und Last Minute Gate Änderungen bekannt war.

Ich konnte mir folglich erst sicher, dass ich auch wirklich in Barcelona ankommen würde, wenn ich keinen festen Boden mehr unter den Füßen hatte. aber ich tat das für Billie.

Um mich etwas zu beruhigen beobachtete ich die Steinblöcke, welche an mir vorbeirauschten,.

22, 23, 24, 26, 26.

Unruhig wippte mein Bein auf und ab, während mein Atem weiter still stand und ich die Sekunden zählte welche es dauern würde, bis ich in der Schlange einen Platz aufrutschte. Meine schwitzige Hand umklammerte die abgeranste Reisetasche, sodass ich das Blut in meinen Venen bereits pulsieren spürte. Noch drei Leute bis ich den Check-In Schalter erreichen würde.

Obwohl seit meinem Entschluss, Billie für die letzte Woche auf Tour zu begleiten einige Tage vergangen waren, bereitete mir dieses Unterfangen noch immer heftige Bauchschmerzen. Die Angst und das Adrenalin hatten sich zu einem tödlichen Cocktail vermischt, der es mir unmöglich machte die Ruhe zu bewahren und mir mit seinem konstanten Pegel den Appetit nahm. Dabei müsste man meinen, dass dem Körper die Adrenalinreserven irgendwann ausgehen würden, doch dem war bisher nicht so gewesen.

26, 27, 28, 29, 30,
zählte ich in meinem Kopf weiter in der Hoffnung, meine Gedanken vom Rasen abzuhalten.Auch jetzt, wo ich kurz davor war meinen Gedanken vom Rasen abzuhalten.

Auch jetzt, wo ich kurz davor war meinen Plan in die Tat umzusetzen und Billie wahrhaftig zu besuchen, hämmerte mein Herz in der Brust. Ich hatte Angst vor den fremden Menschen, die mich in nächster Zeit umrunden würden. Vor den unbequemen Sitzen im Flugzeug und dem permanenten Smalltalk mit meinem Sitznachbarn.
Was, wenn das der größte Fehler meines Lebens war? Was, wenn ich nie wieder alleine sein konnte weil alle herausfanden, dass ich mit einem Weltstar zusammen war? Waren wir überhaupt zusammen oder bildete ich mir das alles nur ein?

Bevor ich noch tiefer in meinen Gedanken versinken konnte, machte die Frau vor mir in der Schlange den Weg zum Schalter frei. Ergeben setzte ich dem drohenden Erstickungstod ein Ende und zog ich die fehlende Luft in meine Lungen. Dann setzte ich ein Lächeln auf und näherte mich dem letzten Stück zum Schalter. „Willkommen bei Lufthansa", leierte mein Gegenüber wie vom Fließband runter. Er schien genauso wenig hier sein zu wollen wie ich.
Ohne viele Worte reichte ich dem Personal Pass und Flugticket um dann zuzusehen, wie mein Koffer langsam auf dem Band verschwand.

Erleichtert stapfte ich Richtung Security-Kontrolle, das Ticket stopfte ich in die Innentasche meiner gelben Jacke und kramte meine Kopfhörer aus meinem Jutebeutel hervor. Vielleicht würden sie die Geräuschkulisse des Flughafens für einen Moment dämpfen während ich wartete. Immerhin kannte ich mich dieses Mal hier aus. LAX war so ein großer Flughafen das es leicht fiel, sich zu verirren. Doch meine Gehirn konnte sich noch an den ungefähren Weg erinnern, der mich zur Sicherheitskontrolle führte.

Zögerlich entsperrte ich mein Hamdy um einen Blick auf die ungeöffneten Nachrichten zu werfen. Seit Billie erfahren hatte, dass ich sie besuchen kam, erhielt ich einen Strom an euphorischen SMS, was mir ein wenig sonderbar erschien wo es ihr doch sonst gerade so schlecht zu gehen schien.

Guten Morgen Lori,
Ich wünsche dir eine schöne Reise!
Ich komme dich abholen aber sowas von? Bist du schon am Gate?
Willst du Burritos wenn du ankommst?

Ich wollte ihre Freude nicht im Keim erdrücken indem ich zugab, dass mich die ganze Reise ziemlich quälte und ich mich abgesehen von unserem Wiedersehen, lieber in meinen eigenen vier Wänden befinden wollte. Deshalb schickte ich bloß drei Herzen und versicherte ihr, dass es mir gut ging.

„Der nächste bitte", erklang eine Frauenstimme und erinnerte mich daran, durch die leuchtende Vorrichtung zu gehen, nur um anschließend von besagter Stimme abgetastet zu werden. Wie ich diesen Part hasste! Als ich damals nach Kalifornien geflogen war hatte mir das stets unfreundliche Personal dabei zugeguckt, wie mich die fremden Berührungen auf meiner Haut in einen Schreikrampf versetzt hatten.

Und da waren wenigstens meine Eltern zu Hilfe geeilt, jetzt hingegen war ich auf mich alleine gestellt. Aber ich konnte das schaffen! Mit angehaltenem Atem und zugekniffenen Augen spürte ich wie die Sicherheitsfrau zunächst meine Arme, dann meine Beine entlangfuhr. Auf meinen Körper breitete sich eine Gänsehaut aus doch ich erinnerte mich schnell daran, für wen ich das ganze hier tat und in meinem Kopf formte sich prompt das schöne Gesicht von Billie und ihren ozeanblauen Augen.
In weniger als 24 Stunden würde ich sie endlich wiedersehen!

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt