Drafts

117 5 1
                                    

Seit dem letzten Kapitel ist das Konzert gespielt worden und sie sind von Barcelona nach Amsterdam geflogen.

Amsterdam

„Es wird nichts passieren! Glaub mir Lori, ich bin gut genug getarnt, wir sind nicht in der Mall in Highland Park sondern auf der komplett anderen Seite der Welt, wir können hier problemlos Kaffee holen!"„Ich weiß nicht Bil", meine Stirn klebte an der Scheibe eines luxuriösen Hotelzimmers in Stockholm. Unter mir offenbarte sich die leuchtende Stadt, es war bereits Abend. Vor einer Stunde hatte uns einer der schwarzen Vans vor den Türen rausgelassen. Es waren gerade einmal 72 Stunden auf Tour und ich war jetzt schon total fertig. Wie Billie sich wohl fühlen musste?Dennoch kribbelte es in meinen Fingern, ich wollte die Umgebung erkunden, wann würde ich jemals wieder die Möglichkeit bekommen so eine schöne Stadt anzusehen. Doch bei dem Gedanken an die Menschenmassen die uns in LA noch vor wenigen Monaten umgeben hatte, drehte sich mein Magen schmerzhaft um. „Ich hab mir extra was unauffälliges zum Anziehen rausgesucht", Billie deutete an ihrem Körper hinab zog extra demonstrativ die relativ normale Sonnenbrille aus ihren Haaren und platzierte sie auf ihrer Nase.„Lori bitte", drängelte Billie, „wir haben seit Tagen nur den Bus und die Stadien von innen gesehen. Ich muss raus, es ist dunkel es ist fast „es ist fast keiner mehr auf den Straßen."Damit hatte sie recht, die Straßen unter uns waren bis auf ein paar einzelne Autos nahezu leergefegt. In einer geschmeidigen Bewegung zog Billie mich von der Couch, sodass ich sanft gegen ihren Oberkörper fiel. Ihr großer schwarzer Kapuzenpulli hüllte mich in ihren süßlichen Duft. Ehe ich mich versah, waren sämtliche Sorgen vergessen.Oh. Billies Daumen war auf meiner Unterlippe gelandet, ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper, der sich, durch den Kuss den sie nun auf meinem Mund platzierte, verdreifachte. Dann nahm Billie ihren Finger und fuhr langsam meinen Hals hinauf zu meinem Kinn, welches sie leicht anhob. Dabei hinterließ sie eine brennende Spur und zwang mich schließlich direkt in ihre Augen zu blicken.Gott sie wusste, gar nicht wie wunderschön sie war. Trotz der Augenringe und dem blassen Gesicht.„Bitte Lori, tu es für mich!", flüsterte sie, ihre Stimme klang rau und tief. Sie schien abgelenkt, als wäre der kleine Ausflug in den Schatten ihrer Gedanken gerutscht.Mit einem Kopfschütteln gab ich nach. Wenn sie schon zu solch unfairen Mitteln griff, um mich zu überzeugen, dann war es ihr wohl sehr wichtig.„Na gut lass uns gehen!" Ein breites Lächeln erschien auf Billies Gesicht und sie ließ von mir ab um nach ihrem Geldbeutel und der Keykarte zu greifen. Warum war ihr das bloß so wichtig?Ein wenig enttäuscht, dass Billie so schnell von mir abgelassen hatte, folgte ich ihr zum Aufzug. Es war als, als hielte sie etwas davon ab mit mir Sex zu haben. Immerhin war es über drei Monate her, seit wir uns das letzte Mal so berührt hatten. Vielleicht war ich schlecht gewesen das letzte Mal. Nein, mein Verstand mischte sich in meine Gedanken ein. Sie ist bestimmt nur Müde und gestresst, wäre ich an ihrer Stelle, hätte ich bestimmt auch anderes im Kopf.Sobald der Aufzug in der großen Eingangshalle zum stehen kam, zog Billie ihre Hand aus meiner und brachte einen professionellen Abstand zwischen uns. „Tut mir leid Lori", murmelte sie. Mein Blick musste traurig ausgesehen haben, doch ich konnte es verstehen. Immerhin wollte ich genauso wenig auf dem Cover der Klatschzeitschriften landen wie sie. Meine Privatsphäre, die ich hier so leicht aufs Spiel setzte, war mir heilig. Unruhig kniff ich meine Hände zusammen, der Druck schien mein inneres Unwohlsein gerade genug zu lösen um gleichmäßig atmen zu können, während Billie munter neben mir zu plappern begann. Ich wollte ihre gute Stimmung nicht verderben, weshalb ich mein bestes gab mit einigen „Mhhs" und „Ahaass" zu antworten.Als wir die Fußgängerzone erreichten, erschienen einige Einkaufsläden und Cafés vor uns, Billies hatte die Kapuze ihres viel zu großen Hoodies tief ins Gesicht gezogen, sodass ihr leuchtender Ansatz verdeckt blieb. Die Landhausstil-artige Innenstadt mit dem gepflasterten Boden erinnerte mich an IKEA. Für einen kurzen Moment schmunzelte ich über diesen Gedanken, bis das grüne Neonschild in Sicht kam. Kurz hielt ich inne. Ich wollte da wirklich nicht reingehen. Billie verschwand vor mir durch die Tür, durch mein stocken stand sie nun bereits an der Theke. Ein aromatischer Duft erfüllte meine Nase und ließ mein Herz augenblicklich rasen. Gerüche triggerten meine Ängste am stärksten. Faszinierend was ein Gehirn so alles in Erinnerung behielt!Stumm stellte ich mich neben Billie, die glücklicherweise bereits mit der Barista in ein Gespräch vertieft war, welche unsere Bestellung aufnahm. „Ein Matscha-Tee und einen Mocha, das wären dann 9.85 bitte", erklärte die Frau hinter der Theke in akzentfreierem Englisch als mein eigenes, „wie sind eure Namen?" Der Rest ihres Gespräches ging in meinen Gedanken unter. Um die aufkommende Panik in mir zu unterdrücken fixierte ich Billies seitliches Profil, ihre Nase machte eine abgerundete Wölbung. Die perfekte Schanze für einen Miniatur-Skispringer. Billies Bewegung riss mich zurück in die Gegenwart, sie lief zum Ende des Tresens um auf die Fertigstellung unserer Getränke zu warten. Noch immer knetete ich meine Handflächen, doch die ablenkende Wirkung schien nachzulassen.Neben Billie angekommen rang ich mich durch, meinen Mund endlich wieder aufzumachen.„Danke fürs zahlen!", ich schenkte ihr ein schiefes Lächeln. Augenblicklich zogen sich Billies Augenbrauen zusammen.Oh, Shit. Sie hatte mich direkt durchschaut.„Was ist los?", fragte mich Billies verwirrt. Lass Billie den Moment genießen, mach das nicht kaputt für sie, nur weil du Angst hast Lori! Ich schluckte schwer: „Nicht, es-, es ist nichts!"Eilig griff ich nach dem Becher der nun vor meiner Nase stand, meine Hände zitterten, weshalb ich mich augenblicklich umentschied und das Getränk stehen ließ. Ich wollte es nicht verschütten. Ich konnte spüren wie mein Atem sich verschmälerte. Als ich erneut nach dem Becher griff, spürte ich plötzlich Billies warme Hand auf meiner. Mut machend blickte sie mich über den Rand ihrer Sonnenbrille an und strich mir mit der freien Hand eine Strähne aus dem Gesicht.
„Atmen Lori", flüsterte sie in mein Ohr, sodass nur ich es vernahm. Erstaunt trafen sich unsere Blicke, so nah war mir Billie noch nie in der Öffentlichkeit gewesen. Gott verdammt, wieso fiel es mir so schwer hier drinnen zu sein, es war nicht einmal viel los!Billies Blick fiel auf meinen angespannten Fäuste.Gleich würde die Barista auch ihren Namen rufen! Innerlich machte ich mich für das Schlimmste bereit. „Ein Matscha für Claudia!", rief die Frauenstimme. Erleichtert atmete ich auf und erhielt ein beruhigendes Lächeln von Billie: „Ich mach doch nicht zweimal den gleichen Fehler!"Eine Sekunde später hatte Billie auch schon die zwei Pappbecher vom Tresen geschnappt und mich durch die Tür nach draußen gezogen.Der Weg zum Hotel war still, Billies biss sich gedankenverloren auf der Unterlippe herum, ihre Brauen waren nach innen gekrümmt. Ich lief neben ihr, auf den Bordstein blickend, enttäuscht davon ihr scheinbar den Ausflug kaputt gemacht zu haben. Das Ping des Aufzuges erhellte die Stille, niemand außer uns befand sich darin. „Es tut mir so leid Lori!", platzte es aus Billie heraus, „hätte ich gewusst, dass-, dass es dir so schwerfällt-, wir hätten doch nicht gehen müssen. Sag doch was!"Was? Es tat ihr leid? „Wieso entschuldigst du dich, ich bin doch diejenige dir dir die gute Laune kaputt gemacht hat", antwortete ich traurig. Meine Angst war verfolgen, stattdessen schämte ich mich für mein Verhalten.
„Bitte, bitte sag mir wenn es dir nicht gut geht okay?", meinte Billie mit hängenden Schultern, „Komm her!"Billies Umarmung wog mich in Sicherheit und als sie mich wieder losließ streckte sie mir meinen Becher hin. Dankend streckte ich meinen Arm nach ihm aus. Bei dem Blick auf meine Hand wurden ihre Augen groß.„Oh Lori!", flüsterte sie. Fragend schaute ich Billie an. Billies freie Hand ergriff meine und drehte meine Handfläche ins klamme Licht. Die roten Schwielen, die sich mir offenbarten kamen mir bekannt vor. „Mach das nicht! Es gibt bessere Wege um mit Stress umzugehen."Eilig entnahm ich Billie den Becher um meine Hände dahinter zu verbergen. Die ganze Situation war mir so unangenehm, ich wollte einfach nicht weiter darüber reden. Als Billie erneut den Mund öffnete, unterbrach ich sie.„Billie, fahr jetzt keine Doppelmoral!", ermahnte ich sie und verdrehte meine Augen, „als hättest du gesündere Bewältigungsstrategien!"
Unsere Blicke trafen sich nun direkt, für einen kurzen Moment konnte ich die Dunkelheit in ihrer Seele förmlich vor mir sehen. Dann erklang ihre Leise Stimme.„Ich weiß nur wie ich mich fühle, wenn meine Hände so aussehen und-, und ich will nicht, dass du dich jemals so fühlen musst Lori!"
Oh Billie! Mit einem Ruckeln kam der Aufzug zum stehen.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: May 23 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Who Am I? - Billie Eilish Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt