Befriedigt machte ich mich auf den Weg zu Ahsoka. Sie hatte eine Hose und ein Shirt von mir gefunden und sie angezogen. „Hey.“, sagte ich zur Begrüßung und ließ mich auf den Sessel ihr gegenüber fallen. Ben kümmerte sich gerade ums Abendessen. Sie blickte auf und das Orange ihrer Haut wurde dunkler. Ich nahm an, dass Erröten bei Togruta so aussah. Ohne Zweifel war ihr die vorige Begegnung peinlich. Ich übersprang den Smalltalk und fiel gleich mit der Tür ins Haus. „Wir hatten wohl ein schlechtes Timing. Und der falsche Ort war es auch noch.“ Ahsoka nickte heftig. „Macht ihr das öfter?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Bisher nicht. Aber ich hoffe, dass sich das ändern wird.“ „Aber … es ist gegen den Codex!“ Ich verdrehte die Augen. „Mag sein. Aber Ben ist auch nur ein Mensch.“ „Ben?“, fragte sie verwirrt. Sie war wohl zu geschockt, um auf die Lösung zu kommen. Das arme Mädchen. Wir hatten sie scheinbar traumatisiert. „Obi-Wan. Bevor er mir seinen richtigen Namen verraten hat, dachte ich, er hieße Ben. Irgendwie kann ich mir nicht abgewöhnen, ihn so zu nennen.“ Sie nickte. „Wie … wie fühlt es sich an?“ Ich konnte sehen, wie schwer es ihr fiel, diese Frage zu stellen. Und wie begierig sie meine Antwort hören wollte. Genießerisch schloss ich die Augen. „Es ist einfach wunderbar. Und dann erst der Höhepunkt … Zumindest ist es für einen Menschen so. Ich weiß natürlich nicht, was da für deine Spezies gilt.“ „Ich auch nicht.“, flüsterte Ahsoka. Ich sah sie an. „Du wirst es herausfinden.“ Dann setzte ich eine gespielt strenge Miene auf und hoffte, dass sie lange genug unter Menschen gelebt hatte, um meinen Scherz zu verstehen. „Aber lass die Finger von Ben. Er gehört mir!“ Ahsoka belohnte mich mit einem schwachen Lächeln. „Ah, schöne Frau, ich freue mich, das zu hören.“ Ich fuhr herum. Ben stand im Türrahmen. „Und ich stehe Ihnen selbstverständlich zur Verfügung. Wenn die Damen mir nun bitte folgen würden, es ist angerichtet.“ „Vorzüglich.“, antwortete ich, während Ahsoka uns nur ungläubig ansah. Ben bot mir seinen Arm, an dem ich mich einhängte. Ahsoka zog ich an der Hand mit. Jetzt, wo sie uns erwischt hatte, war sie unglaublich scheu. Mir wurde klar, dass sie Ben während seiner Zeit als Jedi als vollkommen asexuell betrachtet hatte. Durch den Beweis, dass er es nicht war, hatten wir ihre Weltsicht erschüttert. Nicht zerstört, aber erschüttert. Sie musste erst einige Meinungen überdenken, aber dann würde sie damit klarkommen.
Beim Essen beteiligte sie sich anfangs gar nicht an der Konversation, sodass Ben ihr die Geschichte erzählte, wie ich bei ihm gelandet war. Interessiert sah Ahsoka auf. „Du bist machtsensitiv?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Scheinbar.“ Ben neben mir nickte heftig. Schließlich kamen wir auf das Thema zu sprechen, das Ahsoka eigentlich auf der Seele lag. „Meister. Ihr habt den Codex gebrochen. Mein ehemaliger Meister hat doch bewiesen, wohin das führt. Seid Ihr Euch wirklich sicher dabei?“ „Ja, das bin ich.“, sagte er schlicht. „Aber Anakin -“ „- fürchtete Padmés Tod. Scheinbar hatte er ihn schon eine Weile vorhergesehen. In dem Versuch, seine Visionen zu verhindern, hat er sie erst herbeigeführt. Außerdem gibt es einen Gegenbeweis. Meister Mundi. Als Cereaner gehörte er einer aussterbenden Spezies an und durfte deshalb heiraten. Er hatte sogar Kinder. Trotzdem hat er sich der Dunklen Seite niemals auch nur im geringsten genähert.“ Ich sah Ben an. Das hatte ich nicht gewusst. „Ja, das stimmt schon, aber...“ „Nichts aber. Unsere Entscheidungen machen uns zu dem, was wir sind. Und ich glaube, dass Anakins Fall teilweise dadurch bedingt wurde, dass er sich niemandem anvertrauen konnte. Deshalb bin ich ehrlich mit dir.“ Ahsoka nickte langsam. „Ich verstehe, was Ihr meint, Meister.“ „Aber?“, schoss ich dazwischen. Ahsoka senkte den Kopf. „Aber es gefällt mir trotzdem nicht.“ Ben nickte. „Kann ich mir vorstellen. Aber ich liebe sie wirklich.“ Ich hielt die Luft an. Meinte er das ernst? „Zumindest glaube ich, dass das Liebe ist. Mir hat nie jemand erklärt, was genau das eigentlich ist.“ Na toll. Ich atmete enttäuscht wieder aus. Moment, enttäuscht? Sehnte ich mich wirklich nach der Liebe dieses Mannes? Ja, das tat ich. Wie erbärmlich. Ich wollte immer unabhängig sein. Mein Leben selbst bestimmen und mich nach niemandem richten. Und jetzt saß ich hier und wollte, dass er mich liebte. Erbärmlich, wie schon gesagt. Aber Ben war noch nicht fertig gewesen. „Was ich mir definitiv nicht vorstellen kann, ist, ohne sie zu leben.“ Er legte eine Hand an meine Wange. Ich lächelte und griff nach seiner freien Hand. Na also, es bestand noch Hoffnung. Er lächelte zurück. „Ich kann es trotzdem nicht gutheißen.“, sagte Ahsoka. „Aber ich kann es tolerieren.“ Jetzt wandte Ben sich wieder ihr zu. „Danke. Mehr verlange ich auch nicht.“ Ahsoka nickte nur kurz. Dann wechselte sie das Thema. „Wovon lebt ihr hier eigentlich?“ Ich spitzte die Ohren. Das wüsste ich auch gerne. Solange ich schon hier war, hatte ich mir nie Sorgen über Geld gemacht. Ich hatte ja nicht einmal über die Summe nachgedacht, die Ben meinem alten Meister bezahlt hatte um mich zu kaufen. „Na ja...“, setzte Ben an. „Nach dem Tod aller Jedi war der Tempel ja leer...“ „Ihr habt die Schätze der Jedi gestohlen?“ Jetzt war Ahsokas Entsetzen noch greifbarer als vorhin im Gang. „Ja. Habe ich. Mit der Einverständnis von unserem kleinen grünen Freund, der auch einiges davon hat, für Notfälle. Du bekommst auch deinen Anteil, wenn du möchtest.“ Ahsoka schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werde nicht die Schätze des Tempels entweihen, indem ich sie an Schrotthändler verkaufe!“ „Na gut, wie du willst. Aber eins möchte ich dir dennoch schenken. Warte hier.“ Mit diesen Worten verschwand er im Gang. Ahsoka und ich sahen ihm erstaunt hinterher. Wir hatten uns nicht viel zu sagen, deshalb wurde die Stille unbehaglich. Ich stand auf und begann, die Teller für den Abwasch zu stapeln. „Es ist nichts persönliches.“, sagte Ahsoka abrupt. Ich sah sie irritiert an. „Es ist nicht so, dass ich dich nicht mag.“, fuhr sie fort. „Aber eine Liebesbeziehung mit einem Jedi? Nein, das geht nicht.“ Ich nickte. „Weißt du, du hast mir anfangs ziemlich Angst gemacht.“ Jetzt lächelte Ahsoka. „Das wollte ich gar nicht. Tut mir leid.“ „Mir auch. Sind wir Freunde?“ Sie umarmte mich. „Ja, wir sind Freunde.“ „Gut so.“ Ben hatte die Küche unbemerkt wieder betreten. „Hier.“ Er hielt Ahsoka ein kleines Säckchen hin. Sie griff danach und öffnete es. Eine Halskette fiel ihr in die Hand. Sie bestand aus vielen kleinen Perlen, deren Grün so durchdringend war, dass es zu leuchten schien. Staunend ließ sie sie sich durch die Hände gleiten. „Sie ist wirklich wunderschön, aber warum sollte ich sie haben wollen?“ „Als Erinnerung. Meister Plo Koon hat sie mal von deinem Heimatplaneten Shili mitgebracht.“ Wortlos legte Ahsoka die Kette um ihre Montrals. Dort schimmerten die Perlen wie grüne Sterne.
Graublaue Sterne schimmerten mich an diesem Abend an, als wir schon im Bett lagen. Ich hatte meinen Kopf so auf Bens Brust gelegt, dass ich ihn ansehen konnte. In seinen Augen war ich längst versunken. „Was machen wir hier eigentlich?“ Die Frage aus meinem eigenen Mund erschrak mich.
„Was meinst du?“, murmelte Ben. „Unsere gesamte Beziehung. Erst verführe ich dich und du scheinst nicht abgeneigt. Dann schläfst du wochenlang nicht mit mir, um es dann nicht abwarten zu können. Wir leben fast schon wie ein Ehepaar zusammen, aber du bist dir nicht sicher, ob du mich liebst. Wo ist da die Logik? Ich suche den roten Faden, aber ich finde ihn nicht.“ Ben seufzte. „Es gibt keinen roten Faden. Wie du so treffend bemerkt hast, bin ich mir nicht sicher, ob ich dich liebe. Aber bei einem bin ich mir sicher. Ich habe dich gerne um mich und möchte dich nicht verlieren. Obwohl wir uns noch nicht allzu lang kennen, bist du meine beste Freundin geworden. Das, was ich für dich fühle, habe ich noch nie zuvor gefühlt. Dabei habe ich bereits geliebt. Aber meine Emotionen dir gegenüber sind anders, jedoch weiß ich noch nicht, in welcher Weise. Sobald ich es weiß, bist du definitiv die erste, die es erfährt. Versprochen.“ Er küsste meine Stirn. Ich schloss die Augen. Es war nicht das, was ich gehofft hatte, aber ich konnte damit leben. Ich war mir ja nicht einmal selbst sicher, ob ich ihn wirklich liebte oder ob es nur der Sex war oder die frischen Gefühle, auf die eventuell bald eine Ernüchterung folgen würde. Ich beschloss, dieses Problem später zu durchdenken, kuschelte mich noch näher an seine warme Brust und schlief in seinen Armen ein.
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Zeiten des Imperiums: Tatooine
FanfictionIst Obi-Wan auf Tatooine wirklich allein geblieben? 19 Jahre Exil, das ist ja schließlich eine lange Zeit, da kann einem schon mal langweilig werden. Aber was passiert, wenn die Langeweile durch eine junge Sklavin aufgemischt wird? Fanfiction! Achtu...