Ich wusste, dass ich starb. Und ich erwartete den Tod. Meine Zeit war gekommen. Seit Sapienzia zu mir gekommen war, hatte ich immer gewusst, was passieren würde. Trotzdem hatte es mich jedes Mal wie ein Schlag getroffen. Meine Hochzeit, Ashokas Tod, Saras Geburt, Bens Tod. Es war immer so gewesen als würde mir erst durch das Ereignis klar werden, dass ich es bereits wusste. Und mit ebenjener Sicherheit wusste ich, das ich gehen musste. Deshalb stand ich nicht auf, als ich am Morgen meines Todestages aufwachte. Ich blieb in meinem bequemen Bett liegen, freute mich darauf, Ben wiederzusehen, bedauerte den bevorstehenden Abschied von Luke und vor allem Sara und wartete. Doch Luke kam dem Tod zuvor, Sara stürmte gleich nach ihm ins Zimmer. Ihre hellbraunen Haare, die sie von Ben geerbt hatte, flogen hinter ihr her. „Sayuna, wieso stehst du nicht auf? Du musst doch heute unterrichten!" Obwohl er jünger war als ich, hatte er die größere Autorität. „Genau, Mama. Steh auf!" Ich schüttelte den Kopf. „Bist du krank?" In diesem Moment erinnerte meine Tochter mich so an Ben, dass ich die aufsteigenden Tränen zurückdrängen musste. „Nein, ich bin nicht krank. Trotzdem werde ich heute sterben." Sara schlug die Hand vor den Mund. Dann brach sie in Tränen aus. Sie glaubte mir, weil sie daran gewöhnt war, dass all meine Aussagen dank Sapienzia zutrafen. Luke tat das nicht. „Ach Unsinn. Wieso sollst du sterben, wenn es dir gut geht? Außerdem brauche ich dein Wissen!" Ich lächelte angesichts dieser Sturheit. „Mein Wissen wird nicht verloren gehen. Sara trägt es weiter. Schon von klein auf habe ich ihr alles beigebracht, was ich weiß." Ich strich dem schluchzenden Mädchen durchs Haar. „Keine Angst, Süße. Es ist gut so." „Ich weiß. Trotzdem möchte ich dich nicht verlieren!" „Sch, ich werde dich niemals verlassen, das weißt du hoffentlich." „Ja. Doch. Dafür brauche ich keine Sapienzia. Wo wir schon beim Thema sind, was passiert mit ihr?" Das vertraute Gefühl, wie Sapienzia meinen Körper übernahm, bahnte sich an. „Sie wird diese Frage selbst beantworten." Ja, das werde ich. Ich kehre zum Ursprung zurück, um weiterhin zu beobachten, bis ich erneut gebraucht werde. Sara nickte. „Okay, lebe wohl, Sapienzia. Dich werde ich auch vermissen!" Danke, kleine Sara. Ich lasse dir diese letzte Zeit mit deiner Mutter. Wir werden uns nie wiedersehen, deshalb sage ich auch Lebe wohl. Sara schenkte ihr ein tränenverschmiertes Lächeln. Dann zog Sapienzia sich zurück. Luke hatte uns die ganze Zeit wie vom Donner gerührt zugesehen. Jetzt taute er auf. „Du wirst wirklich sterben?" Ich nickte. „Hast du Angst?" „Nein. Vor was sollte ich Angst haben? Die Zeit der Furcht ist vorbei. Die Zeit des ewigen Friedens steht mir bevor. Außerdem kann ich es kaum erwarten, Ben wiederzusehen." „Sag ihm schöne Grüße von mir.", murmelte Sara. „Natürlich, mein Schatz. Das werde ich. Und ich kann dir sagen, er wäre so stolz auf dich. Komm her!" Ich streckte die Arme aus. Sie legte sich neben mich ins Bett und schmiegte sich in meine Umarmung, als wäre sie wieder sieben Jahre alt. Luke verschwand und kehrte kurz darauf zurück. Einer nach dem anderen folgten ihm die Schüler und Jedi des Neuen Ordens. Sie alle ließen sich im Schneidersitz um mein Bett herum nieder und sagten kein Wort. Sie zollten mir ihren Tribut. Ich dankte ihnen stumm mit den Augen. Dann sah ich wieder auf meine Tochter hinab. Sie war zu einer wunderbaren jungen Frau herangewachsen. Trotzdem wünschte ich mir in diesem Moment, dass sie wieder mein kleines Mädchen wäre. Denn dann würden wir jetzt auf Tatooine unter der Erde in unserem Bett liegen. Ben hätte seine Arme um uns beide gelegt. Wir wären endlich wieder vereint. Ich erschrak kaum, als sich tatsächlich vertraute Arme um uns legten. Es war soweit. Während dem Übergang von der Welt der Lebenden in den Tod spürte ich Sara und Ben gleichzeitig. Ich war glücklich. Ich hatte meinen Mann und meine Tochter. Dann war der Moment vorbei und meine Tochter verschwand, ebenso wie Luke und all die Schüler. Ich war noch immer auf Yavin 4, noch immer in meinem Zimmer, aber ich war allein mit Ben. Danke, dass du mir gezeigt hast, was Menschlichkeit ist. Ich werde dich vermissen. Sapienzia verschwand. Ich wusste, dass ich jetzt wirklich tot war, sonst hätte sie mich nie verlassen. Ich sah Ben an. Er war wieder jung, sein Haar braun statt weiß, die Falten waren verschwunden. Bis auf die Lachfältchen, die auf sein Gesicht traten, als er mich anlächelte. „Willkommen, meine Geliebte." Ich erwiderte sein Lächeln und ließ mich von ihm vom Bett hochziehen. Dann warf ich einen Blick in den Spiegel über der Kommode. Auch ich war wieder jung, so wie damals, als wir uns vor all den Jahren kennen gelernt hatten. Ben trat hinter mich und umarmte mich. Da hörte ich Gelächter hinter uns und drehte mich um. Ein Mann mit einer Frau im Arm kam auf uns zu. Ich brauchte Sapienzia nicht, um zu wissen, dass das Anakin Skywalker und Padmé Amidala waren. „Es ist also wirklich wahr? Du hast auch den Codex gebrochen?" „Hab ich doch gesagt, Skyguy. Und Meister Kenobi hat es immer bestätigt." Ashoka gesellte sich zu uns. Mit einem Freudenschrei umarmte ich sie. Lachend erwiderte sie meine Umarmung. „Trotzdem konnte ich es nicht glauben." Anakin schüttelte den Kopf. Ich löste mich von Ashoka und baute mich vor ihm auf. „Ich habe genau drei Sachen, die ich loswerden möchte. Erstens, Ben und ich sind verheiratet und haben eine Tochter. Zweitens," - ich holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige - „das ist dafür, dass du ihn mir viel zu früh genommen hast. Drittens," - er duckte sich, aber ich schlang meine Arme um ihn und küsste ihn auf die Wange - „das ist dafür, dass du ihn so unzählige Male gerettet hast." Als ich mich grinsend zurückzog, brachen Ben und Ashoka in Gelächter aus, Padmé sah leicht angefressen aus und Anakin starrte mich völlig perplex an. Noch immer lachend zog Ben mich wieder in seine Arme. „Ich hab dich so vermisst. Ich liebe dich.", flüsterte er in mein Ohr. „Ich dich auch.", flüsterte ich zurück. Und dann versanken wir im besten Kuss seit Menschengedenken.
Author's note: Ja, das wars. Unglaublich. Und weil es mir so wichtig ist, kommt gleich noch ein riesengroßes Danke!
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Zeiten des Imperiums: Tatooine
FanfictionIst Obi-Wan auf Tatooine wirklich allein geblieben? 19 Jahre Exil, das ist ja schließlich eine lange Zeit, da kann einem schon mal langweilig werden. Aber was passiert, wenn die Langeweile durch eine junge Sklavin aufgemischt wird? Fanfiction! Achtu...