Fruchtwasser und Kaiserschnitt

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„Und es geht dir auch wirklich gut?" Ich verdrehte die Augen. „Jaha!" „Na gut." Das Hologramm von Ben verschränkte seine Arme und sah mich prüfend an, wie ich halb liegend, halb sitzend auf dem Sofa lümmelte und die Hände über meinem Bauch gefaltet hatte. Momentan war ich allein in dem Zimmer, in dem ich vor drei Jahren schon mit Ben gewohnt hatte. Breha musste regieren und Kuhn trieb sich wer-weiß-wo rum. Deshalb hatte ich Ben angerufen, aber im Grunde hatten wir bis jetzt nur über mein Befinden geredet. „Willst du nicht mal fragen, wie es dem Baby geht?" Ich sah ihn stirnrunzelnd an. „Stimmt ja! Wie geht es unserem kleinen Fratz?" „Gut. Es hat sich die Nabelschnur um den Hals gewickelt. Ich würde sagen, das Talent, sich in unangenehme Situationen zu bringen, hat es von mir." „Ja, ganz eindeutig. Aber was bedeutet das, wenn es sich die Nabelschnur um den Hals gewickelt hat?" „Im Moment bedeutet das gar nichts, aber bei der Geburt würde die Nabelschnur es erwürgen." „WAS?" „Halb so wild. Der Arzt macht einen Kaiserschnitt. Wir warten nur noch auf die Wehen." „Oh. Okay. Krass." Er sah mir dabei zu, wie ich meinen Bauch tätschelte, dann fragte er: „Und, wird es ein Junge oder ein Mädchen?" Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich habe nicht gefragt." „Weiß es der Arzt?" „Bestimmt. Aber ich will es nicht wissen." Er legte mit einem genervten Seufzer den Kopf in den Nacken. „Sayuna, wie sollen wir so einen Namen aussuchen?" Ich zog die Augenbrauen hoch. „Wir können uns doch sowieso nicht einigen. Also wozu das Ganze?" „Wenn wir die Hälfte der Namen ausschließen könnten, hätten wir es aber leichter, uns zu einigen. Meine Antwort bestand nur aus einem erneuten Schulterzucken. Und schon waren wir in eine hitzige Diskussion über meinen Sturkopf, seine nervige Neugier und Babynamen verstrickt.

Irgendwann betrat Breha den Raum. „Hallo, Meister Kenobi!" Ben hielt in seinem Satz inne und drehte sich um. „Hallo, Majestät." Er verbeugte sich. „Schleimer.", murmelte ich. Leider nicht leise genug. „Immerhin bin ich im Gegensatz zu dir gut erzogen worden!" „Willst du damit etwa sagen, dass..." Ich beendete meinen Satz nicht, sondern starrte Breha geschockt an. Sie verstand und verschwand nach draußen. „Egal, wovon du redest, genau das wollte ich sagen!" „Ben, ich glaube, wir müssen aufhören." „Wieso, weil dir nichts mehr einfällt?" „Oh, mir würde eine ganze Menge einfallen, aber ich habe jetzt weder die Zeit und die Nerven dazu, weil gerade die verdammte Fruchtblase geplatzt ist!" „Ach du Schande!" Bens Gesichtsausdruck wechselte von ärgerlich zu geschockt und panisch. Breha betrat den Raum wieder, diesmal in Begleitung von mehreren Frauen, einem kräftigen Mann und Kuhn. Der Mann hob mich hoch, scheinbar, um mich zum OP zu tragen. Warum, verstand ich, als die erste Wehe durch meinen Körper lief. Und ich verstand, warum sie Wehen hießen. Sie taten nämlich verdammt weh. Ben streckte die Hände nach mir aus. „Pass auf dich und das Baby auf, Sayuna! Ich liebe euch!" Kuhn schaltete das Hologramm ab, aber das sah ich nicht mehr, weil der Mann mich schon weggetragen hatte.

Es folgte eine Weile, in der ich mein Zeitgefühl komplett verlor. Es war ein Reigen aus Schmerz, keuchendem Atem, Händen, die mich berührten und Stimmengewirr. Dann wurde ein Teil meines Körpers plötzlich taub und meine Umgebung wurde wieder klarer. Ich war in einem OP-Saal. Direkt vor meinem Gesicht hing ein Tuch, sodass ich meinen Bauch nicht sah. Neben meinem Kopf standen der Arzt, der mir ein kurzes Lächeln schenkte, bevor er seine Maske aufsetzte, und Kuhn, die meine Hand drückte. „Also, Sayuna.", sagte der Arzt. „Ich werde das Kind jetzt holen. Es wird ruckeln und ziehen und sich sehr seltsam anfühlen, aber das ist normal. Wenn Sie Schmerzen haben, sagen Sie es mir, in Ordnung?" Ich nickte und war in dem Moment froh, dass ich lag. Ich bezweifelte, dass ich es geschafft hätte, mich auf den Beinen zu halten. Mal abgesehen davon, dass mein halber Körper betäubt war.

Im Endeffekt war es nicht so schlimm wie erwartet. Es tat nicht weh, ich vertraute dem Arzt und Kuhn war bei mir. Das Gefühl war tatsächlich seltsam, aber eher interessant als beängstigend. Da betrat Breha den Saal. Sie hatte ein tragbares Hologerät dabei. Als sie es einschaltete, erschien Ben. „Wie geht es dir?" Ich lächelte ihn an. „Gut. Und jetzt noch besser." „Und dem Baby?" „Auch gut.", sagte der Arzt. Bens Schultern sackten erleichtert nach unten. „Dem Himmel sei Dank. Du bekommst nie wieder ein Baby, hörst du? Das ist zu viel für meine Nerven." Ich lachte leise. „Zu Befehl, Sir." „Gut. Hallo, Kuhn. Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen!" „Hallo, Ben." Sie kannte seinen richtigen Namen nicht, und auch keine Nachnamen. Es war einfach sicherer. Das gefiel ihr zwar nicht, aber sie akzeptierte es. „Gleich fertig!", sagte der Arzt. Kuhn und Ben richteten sich gespannt auf. Wir warteten mit angehaltenem Atem. Dann durchbrach der Schrei eines Babys die Stille. Ich keuchte. „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben eine Tochter!" Ein glückliches Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, ohne, dass ich etwas dagegen tun konnte. Der Arzt übergab Breha meine Tochter. Breha wickelte sie in eine Decke und legte sie dann auf meine Brust. „Hallo, Süße!", flüsterte ich. Sie wimmerte noch immer, von der plötzlichen Veränderung erschrocken. Sie war so niedlich. Das Blut, mit dem ihr Gesicht bedeckt war, nahm ich gar nicht wahr. Und alle Namen, die wir diskutiert hatten, waren falsch. Ich wusste sofort, wie sie hieß.


Author's note: Ursprünglich hatte ich ihren Namen in diesem Kapitel, aber dann dachte ich mir: Ne, das wird ein Cliffhanger. Wobei, kann man das eigentlich als Cliffhanger bezeichnen? Egal, was denkt ihr, wie sie heißen wird?

Zeiten des Imperiums: TatooineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt